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Bill Gates: Genau eines hat unser Leben in den letzten 300 Jahren verbessert

Nein, es ist nicht der Computer und auch nicht das Internet.
Foto: Imago

Energieintensität. Du schnöder Maßstab für die Effizienz, mit der eine Volkswirtschaft die ihr zur Verfügung stehende Energie in Wertschöpfung verwandelt. Laut dem vermutlich reichsten Menschen der Welt bist vor allem du dafür verantwortlich, dass sich der Wohlstand der Menschheit in den letzten drei Jahrhunderten entscheidend vermehrt hat.

Kundgetan hat es Bill Gates am Montag in einem Interview mit Tech Insider: „[…] Ich wollte herausfinden, warum sich unser Leben in den letzten 300 Jahren so verbessert hat, in denen die Kindersterblichkeit von 33% auf 5 % zurückgeganen ist. Die gesamte Geschichte hindurch gab es intelligente Leute, aber diese Zahl [der Kindersterblichkeit] hat sich nicht geändert. Auch die durchschnittliche Lebenserwartung änderte sich nicht. Was war also das Magische an der Industriellen Revolution [,die vor 300 Jahren dann den Anstoß für große Veränderungen gab]? Es war wirklich die Energieintensität."

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„Wenn ich die [menschliche] Geschichte in einem Satz zusammenfassen müsste, wäre dieser: 'Das Leben verbessert sich stetig: Nicht in jedem Moment bei jedem, aber für die meisten Menschen fast die ganze Zeit.'"

Diese stieg nämlich mit dem Umschwung von Holz auf Kohle als primärer Energiequelle der Menschheit durch die Industrielle Revolution so stark an, dass „wir im Wesentlichen durch unsere Glühbirnen und Autos [stellvertretend für alle anderen technologischen Errungenschaften, die von fossilen Brennstoffen befeuert werden] über die Arbeitskraft [Tausender] Menschen verfügen, sowie Hilfe bei der Erzeugung unseres Essens und von Materialien wie Stahl, Plastik oder Papier bekommen. Unser Lebensstil ist unglaublich energieintensiv."

Gates' Ausführungen sind, abgesehen vom Terminus der Energieintensität vielleicht, erstmal nichts Neues. Auch der traurigen Tatsache, dass 18 Prozent der Menschheit von den rasanten Fortschritten der Energieintensität noch immer so nicht profitieren, sind wir uns wohl alle mehr oder minder bewusst. Für rund 1,3 Milliarden Menschen hat die Industrialisierung im Prinzip noch immer nicht stattgefunden.

Bild: Imago

„Typischerweise nimmt die Energieintensität einer Volkswirtschaft in den frühen Entwicklungsstadien (Industrialisierung) zu und sinkt später durch den steigenden Anteil der Wirtschaftsleistung im tertiären Sektor", schreibt das Gabler Wirtschaftslexikon. Die westliche Welt hat letztere Phase längst erreicht. In weiten Teilen Afrikas und Asiens hat die erstere noch nicht mal richtig begonnen.

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„Im Sub-Sahara-Afrika gibt es heute nicht mehr Elektrizität pro Person als vor 20 Jahren", erklärt Gates im Interview. Diese globale energetische Ungleichheit will der Milliardär mit der von ihm gegründeten philanthropischen Breakthrough Energy Coalition ausbalancieren. Gates bekräftigte dieses Vorhaben in seinem Annual Letter 2016, in dem er erklärt:

„Wenn ich die [menschliche] Geschichte in einem Satz zusammenfassen müsste, wäre dieser: 'Das Leben verbessert sich stetig: Nicht in jedem Moment bei jedem, aber für die meisten Menschen fast die ganze Zeit.' Und der Grund dafür ist Energie. Ohne Zugang zu Energie sitzen die Armen im Dunkeln, all die Vorteile und Möglichkeiten, die mit Strom einhergehen, bleiben ihnen verwerrt."

„Wir brauchen also in Kürze ein Energiewunder."

Doch die große Herausforderung, die restlichen 18 Prozent der Menschheit mit Energie zu versorgen, bringt noch eine zweite mit sich: Diese Energie muss billig und sauber sein. Ist sie nicht billig, kommt sie den Armen nicht zugute. Ist sie nicht sauber, befeuert sie den Klimawandel. Dieser wiederum werde als erstes die Armen dieser Welt treffen:

„Millionen der ärmsten Familien arbeiten als Bauern. Veränderte Wetterbedingungen bedeuten oft, dass ihre Pflanzen nicht wachsen, weil es zu viel oder zu wenig regnet. Dadurch rutschen sie tiefer in die Armut. Das ist unfair, denn sie stoßen am wenigstens CO2 aus, das der Hauptverursacher für das Problem [des Klimawandels] ist", so Gates in seinem Appell.

„Wir brauchen also in Kürze ein Energiewunder". Und an dieser Stelle kommt dann endlich der Satz, auf den ihr beim ewigen Optimisten Bill Gates wahrscheinlich von Anfang an gewartet habt: „Ich habe schon früher Wunder gesehen: Den Personal Computer. Das Internet. Die Polio-Impfung. All diese Dinge sind nicht zufällig passiert. Sie sind das Ergebnis von Forschung und Entwicklung sowie der menschlichen Fähigkeit zur Innovation"

Forschung, Entwicklung und menschliche Innovation sah Gates durch stagnierende Wissenschaftsbudgets überall auf der Welt zuletzt stark gefährdet. Beim letzten Klimagipfel im Paris rang Gates deshalb gleich 20 internationalen Regierungen die Zusage ab, die öffentlichen Fördergelder für die Forschung wieder hochzufahren. Im Gegenzug schießen er und einige andere IT-Millardäre dieser Welt—neben Gates sind unter anderem Mark Zuckerberg, Amazon-Gründer Jeff Bezos und SAP-Gründer Hasso Plattner dabei—über die Breakthrough Energy Coalition jede Menge Privatvermögen dazu. „All das zielt darauf, Energiewunder abzuliefern […] Innerhalb der nächsten 15 Jahre erwarte ich—besonders wenn junge Menschen involviert werden—einen Durchbruch, was saubere Energie angeht, die unseren Planeten und unsere Welt retten wird", verkündet Gates.

Schön wenn man derart prall gefüllte Bankkonten besitzt, dass man möglicherweise tatsächlich in der Lage ist, derart kühne Zukunftsversprechen wahr zu machen.