Ein verrosteter Traktor und ein überdimensioniertes Zahnrad, verziert mit sowjetischen Hammer und Sichel, thronen noch immer über dem Eingang des historischen Industriegeländes am Rande von Kiew. Doch schon unmittelbar unter den Symbolen, die darauf hindeuten, was hier früher einmal produziert wurde, weht eine riesige Flagge, die die neuen Besitzer der Anlage angebracht haben: Das weitläufige Areal hat sich in den vergangenen Monaten in die wichtigste Waffenschmiede des pro-ukrainischen Azov-Bataillons verwandelt.
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Am Haupttor der weitläufigen Anlage empfängt uns ein Wachmann mit einem überraschend freundlichen Schäferhund. In den riesigen Fabrikhallen rüsten Studenten, Ingenieure und andere Freiwillige diverse Fahrzeuge um, mit denen Azov im Osten der Ukraine an der Seite regulärer Streitkräfte gegen pro-russische Separatisten kämpft.Motherboard hatte die Gelegenheit, mit den Freiwilligen des Azov-Bataillons eine ausführliche Tour über das Gelände zu machen, das eigentlich zu einem schicken, neuen Wohngebiet in idyllischer Stadtrandlage werden sollte. Doch inzwischen ist es Heimat für DIY-Panzer, Amphibienfahrzeuge Marke Eigenbau und Berge von altem Equipment.
Der Militäretat ist in der Ukraine seit dem Austritt der Sowjetunion radikal zurückgegangen und wurde erst kürzlich im Angesicht der Unruhen im Donbass wieder angehoben. Als die Kämpfe im Osten des Landes ausbrachen, waren nur 5.000 der 150.000 ukrainischen Soldaten kampfbereit. Zahlreiche Freiwilligen-Bataillone sind seitdem eingesprungen und haben sich dem Kampf an der Front angeschlossen.Politisch genießen die paramilitärischen Azov-Einheiten einen zweifelhaften Ruf: Manche der Mitglieder treten offen als Neonazis auf oder präsentieren ihren Glauben an die Überlegenheit der weißen Rasse, während auch die offiziellen Insignien mit Nazi-Symbolik aufwarten.Das Logo, das viele der Soldaten auch als Tattoo auf ihrem Oberarm tragen, setzt sich aus einer modifizierten Wolfsangel und einer Schwarzen Sonne zusammen—beide als ästhetische Favoriten unter Nazis bekannt. Während viele Azov-Soldaten über das Nazi-Image nur lachen und angeben, dass Russland ihr einziger Feind sei, hat der zweifelhafte Ruf auch dazu beigetragen, dass die Gruppe vom US-Militärtraining ausgeschlossen wird.
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Azov bekommt zwar Material von der ukrainischen Armee als Leihgabe, es kann ihnen jedoch jederzeit wieder abgenommen werden. Nur bei ihren selbstgebauten Fahrzeugen können sie sicher sein, dass sie diese behalten dürfen. „Früher haben wir unser Equipment in privaten Garagen in Kiew und Umgebung zusammengeschraubt. All diese Fahrzeuge standen mit ihren Panzerungen und den Anti-Panzer Raketen in irgendwelchen Garagen rum", erklärte uns Bogten Zvarych lachend, während er uns über das Gelände führte. „Das ist unsere Realität. Die Realität der Ukraine."
Dieser Artikel ist zuerst und in voller Länge auf unser englischsprachigen Seite erschienen.