Ein Foto dieses Essays in prädigitaler Form. Bild: Claire Evans.
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In einem Notizbuch ist es auch leiser als im multifunktionalen, sozialen, vernetzten Laptop. Die einzige Ablenkung, die es bietet sind alte Einkaufslisten oder in Proust-artiger Selbstverschlungenheit verfasste Tagebucheinträge. Die aber halten ab und an auch eine hilfreiche Idee oder Wendung bereit, eine Fundgrube alter Gedanken.Im Film Her von Spike Jonze erarbeitet sich Theodore Twombly, gespielt von Joaquin Phoenix, seine Brötchen als Briefeschreiber bei einer Firma, die nur wenige Klicks von Handiemail entfernt zu sein scheint. Den dystopischen Klick allerdings, den Her weiter geht ist, dass dort auch die emotionale Arbeit des Schreibens ausgelagert wird. Zu solchen Szenarien sagt Eertmoed, dass „es schon eine gewisse Doppelmoral gibt, die ein solches Business mit sich bringt. Ja, wir nutzen noch immer Technologie und ja, wir schreiben an jemandes Stelle. Irgendwas ist schon komisch daran, so zu tun, als wäre man jemand anders, oder?”Aber natürlich ist nicht jegliches Handgeschriebene rein emotional. Professionelle Dankesschreiben oder Einladungen verlangen einfach nur nach Schönschrift. „Für die meisten Leute, die unseren Service nutzen, überwiegt der Vorteil einer echten handgeschriebenen Nachricht den Nachteil, dass die Nachricht nicht selbst geschrieben ist… wir verbinden Leute auf einem realen menschlichen Level, und das ist das Entscheidende.“Ob ein online geschriebener Liebesbrief bewegender oder emotionsgeladener ist als einer der in den Briefkasten flattert, ist die Frage. In vielen Fällen ist die Unmittelbarkeit sogar kraftvoll: zu wissen, dass der Absender da am anderen Ende der Leitung sitzt, fast greifbar. Das erzeugt eine andere, aber vielleicht genauso tiefe Verbindung. Einen handgeschrieben Brief, trotz aller Sentimentalität, könnte man einfach als totes Objekt sehen— entkernte, perfekte Worte in perfekter Verpackung. Und Eertmoed mag recht haben—am (anderen) Ende kommt es auf die Worte an, in welchem Kleid auch immer sie vor dir stehen.„Irgendwas ist schon komisch daran, so zu tun, als wäre man jemand anders, oder?”