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Smart-Graves

Wer fürchtet den Tod nicht? Seit Anbeginn der Zeit haben die Menschen versucht, den Tod mit technischen Hilfsmitteln zu überlisten. Wir haben einige der skurrilsten Versuche für euch zusammengetragen.

Foto von Flickr/CC.

Johannesburg hat ein Grabräuberproblem: Die Leute klauen sich Grabsteine. Den Toten mag das egal sein, aber nicht den trauernden Angehörigen und so hat sich eine Privatfirma dazu entschlossen, als Lösung Mikrochips in die Grabsteine zu verbauen.

Die Chips könnten als Abschreckung dienen oder zumindest eine Möglichkeit bieten, um die Täter zu stellen. In Südafrikas größter Stadt verschwinden zur Zeit bis zu zwanzig Grabsteine pro Monat. Wurde der Chip erstmal an einem Grabstein angebracht, werden bei einem versuchten Diebstahl zwei Funktionen ausgelöst, berichtet die Associated Press. Zum einen löst der Chip einen Alarm auf dem Gelände des Friedhofs aus — in der Hoffnung, dass jemand einschreitet. Zum anderen verständigt der Chip durch eine SMS die Angehörigen über den Diebstahl des Grabsteins.

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Diese „schlauen“ Grabsteine stellen weder den ersten noch den letzten Versuch dar, Technologie innerhalb von Friedhöfen einzusetzen. Die gesamte Menschheitsgeschichte hindurch haben wir versucht unser Wissen und die neuste Technologie nicht nur dafür einzusetzen, die Wesensart und Arbeitsweise von Friedhöfen zu überdenken, sondern auch, um unser Verständnis von Leben und Tod zu erweitern.

WIE MAN SICH SELBST EXHUMIERT (NUR FÜR DEN FALL)

Der lebendig Begrabene von Antoine Wiertz zeigt die Auferstehung eines scheintoten Choleraopfers. Das Bild wurde angeblich zur Inspiration für den Sicherheitssarg. Von Wikimedia Commons.

Einer der ersten Fortschritte in der Bestattungstechnologie war der Sicherheitssarg. Im achtzehnten und neunzehnten Jahrhundert hatten die Menschen Angst davor, lebendig begraben zu werden. Die Angst war so greifbar, dass sie zu ein paar äußerst kreativen, wenn auch bizarren und geradezu lächerlichen, Lösungen anregte, die das Problem, sollte es je wieder auftauchen, für immer begraben würde: Eine Idee bestand darin, einen Faden aus dem Sarg mit einer an der Oberfläche befindlichen Klingel zu verbinden. Sollte also die Leiche keine richtige Leiche sein und in der alptraumhaften Situation des Begrabenseins sich im eigenen Sarg wiederfinden, könnte der Totgeglaubte sich durch das Betätigen der Klingel schnellstens Gehör verschaffen und so wieder zum Leben erwachen. Anstelle der Klingel wurden auch Flaggen, Feuerwerk und Kammern mit von Innen bedienbaren Schließvorrichtungen verwendet.

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Eine Variation war auch die „tragbare Todeskammer,“ eine Art Sarkophag mit einem Schaufenster, durch das aufmerksame Beobachter kontrollieren konnten, ob die Leiche auch wirklich anfängt, sich in ihre natürlichen Bestandteile aufzulösen. Im Buch Buried Alive: The Terrifying History of Our Most Pimal Fear heißt es: „Sobald sich eindeutige Zeichen von Verwesung abzeichnen, öffnete man eine Falltür im Boden der Kammer und lies die Leiche in eine dafür ausgehobene Grube herunterfallen.“

VIRTUELlES LEBEN NACH DEM TOD 

Von CNN.

Neue Technologie zur Speicherung von Informationen, Fotos und anderen Daten lässt mittlerweile die klassische Grabinschrift genauso archaisch anmuten wie ein Diskettenlaufwerk. Die Menschen sind nicht mehr darauf angewiesen, ihren Namen, ihr Geburtsdatum und eine vorgestanzte Phrase auf ihrem Grabstein zu hinterlassen. Stattdessen kann die ganze Lebensgeschichte eines Verstorbenen mit einem Smartphone abgerufen werden.

Genau wie im Fall des Sicherheitssargs gibt es auch für dieses Beispiel viele Variationen. Frühe Versuche Grabsteine mit Datenspeichern zu Erinnerungszwecken anzubieten waren einfach nur lächerlich, – dazu sollten plumpe iPad-ähnliche Bildschirme mitten auf die Grabsteine geliebter Menschen geschraubt werden. Jetzt gibt es aber elegantere Vorschläge. Mit einem Klick werden Besucher durch das Abscannen von QR Codes, die man als Grabsteinsticker oder auf eigens dafür angefertigten Steinen anbringt, in Sekundenschnelle auf eine Andachts-Webseite umgeleitet, wo sie alles Mögliche zu der verstorbenen Person erfahren. Eine andere Möglichkeit ist das E-TOMB, das dafür sorgt das deine Onlinepräsenz auch nach deinem Tod aufrechterhalten wird. Dann gibt es noch Neshama, das Facebook für tote Menschen.

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SNACKAUTOMATE FÜR TOTE

Von Reuters.

In Japan sind Beerdigungen sehr teuer. Vor einigen Jahren kosteten Liegeplätze auf Friedhöfen bis zu 100 000 Dollar pro Person. Bedenkt man aber, dass die meisten Japaner sich nach dem Tod einäschern lassen, erscheinen solche Ausgaben als überflüssig.

Besuch lieber das Urnenlagerhaus deines Vertrauens. Anstatt einer Beerdigung ihrer Liebsten, haben sich einige trauernde Familien in Japan lieber dazu entschlossen, ihre verstorbenen Familienmitglieder in einem technologisch-fortschrittlichen Lagerhaus zu verwahren. Wollen die Angehörigen ihren Liebsten einen Besuch abstatten, müssen sie ihre Identifikationskarten abscannen lassen. Wurde ihre Identität verifiziert, greift ein Roboterarm nach der entsprechenden Urne und stellt sie in einem speziellen Trauerraum für die Angehörigen ab. Ein bisschen erinnert das Ganze an einen Automaten, der Tote ausschenkt.

Diese Lösungen mögen deine Pietät beleidigen (ich zweifle daran, dass du eine tragbare Todeskammer brauchst) oder sie mögen dir einfach nicht zusprechen (ganz sicher will ich nicht, dass einige meiner peinlicheren Tweets für jeden, der an meinem Grab vorbeiläuft, hörbar werden). Aber diese und viele weitere Optionen stehen bereits zur freien Verfügung und das sagt viel mehr über das Verhältnis zu unserer menschlichen Vergänglichkeit aus als über unsere persönlichen Vorlieben.