So einer, genauer das Modell iKettle 2.0, steht auch beim britischen Big Data-Analysten und Programmierer Mark Rittmann zu Hause—und man möchte meinen, dass er allein aus beruflichen Gründen durchaus Fähigkeiten mitbringen würde, um dem Gerät auf Augenhöhe zu begegnen.Weit gefehlt.In einer epischen Livetweet-Serie, dramatischer als mancher Bundesliga-Abend, berichtete Mark gestern von seinem Kampf gegen den Kocher und was passiert, wenn man 2016 eine Tasse Tee kochen will.Doch neben der Erkenntnis, dass das Internet of Things zum jetzigen Zeitpunkt wirklich eher den Titel Internet of Shit verdient, steckt ein komplexer technischer Hintergrund—und die Geschichte eines kleines Triumphs. In einem Blogpost auf Medium erklärt Mark Rittmann nämlich exakt, wie es zu der drohenden Tee-Apokalypse kommen konnte.Man muss dazu sagen, dass das Haushalts-Equipment von Mark Rittmann sich selbst für hartgesottene Gadget-Fans als ein extrem exzentrisches Geräte-Setup darstellt—doch vielleicht ist ja genau das ein Vorgeschmack auf die Richtung, in die wir mit unseren Alltagsgeräte der Zukunft steuern und die fast alle Tech-Firmen unbeirrt vorantreiben.Still haven't had a first cup of tea this morning, debugging the kettle and now iWifi base-station has reset. Boiling water in saucepan now. pic.twitter.com/lC3uNX5WTp
— Mark Rittman (@markrittman) October 11, 2016
In jedem Fall erscheint der viel berichtete Spin der Viral-Geschichte —„Argloser Brite wollte doch nur eine Tasse Tee, scheitert an IoT"—in einem deutlich anderen Licht, wenn man die totale Vernetzung von Marks häuslicher Umwelt und seines Lebens in Betracht zieht.Mark hält sich nämlich—halb aus nerdigem Interesse, halb von Berufs wegen—zu Hause einen ganzen Zoo an Apple HomeKit-kompatiblen Geräten, wie einen smarten Thermostat oder die über W-Lan ansteuerbaren Glühbirnen von Philips. Man kann diese Geräte sowohl per iPhone, iPad oder einen Apple TV-Hub ansprechen als auch über Siri steuern.Doch leider funktioniert das nicht bei allen smarten Gadgets, die der Big Data-Experte sein eigen nennt, denn zwischen Bett und Herd funken auch noch W-Lan-Rauchmelder (!), vernetzte Feuchtigkeits- und Bewegungssensoron, eine smarte Waage, mehrere Fitnesstracker und natürlich Amazons Voice-Control-Assistent Echo auf dem Tisch hin und her. Zum Glück gibt es jedoch ein Open Source-Programm, das solcherlei Inkompatibilität überbrücken soll: Das Home Bridge Project, das wiederum mit dem Samsung Smart Things Hub spricht, mit dem sich beispielsweise Marks Airplay-Lautsprecher an- und ausschalten lassen.Well the kettle is back online and responding to voice control, but now we're eating dinner in dark while lights download a firmware update pic.twitter.com/yPTDoUkM9Z
— Mark Rittman (@markrittman) [October">https://twitter.com/markrittman/status/78590532796…](<a href=) 11, 2016
3 hrs later and still no tea. Mandatory recalibration caused wifi base-station reset, now port-scanning network to find where kettle is now. pic.twitter.com/TRQLuLzLpx
— Mark Rittman (@markrittman) October 11, 2016
Now the Hadoop cluster in garage is going nuts due to RT to @internetofshit, saturating network + blocking MQTT integration with Amazon Echo pic.twitter.com/ryd42c5ewj
— Mark Rittman (@markrittman) October 11, 2016
Elf Stunden und ein Dutzend Workarounds später: Der Durchbruch. Die erste stimm-aktivierte Tasse Tee im Hause Rittmann kann fehlerfrei aufgebrüht werden. Der feiernde Programmierer hält diesen Triumph in einem Video fest; ignoriert derweil Tweets mit dem Tenor „Wieso kaufst du dir nicht einfach einen normalen Scheiss-Wasserkocher?"Antwort: Weil nichts so süß schmeckt wie die Befriedigung, etwas, das nicht funktioniert, endlich alleine zum Laufen gebracht zu haben. Da soll noch einer sagen, dass der Tüftler-Ehrgeiz im vernetzten Zeitalter vom Aussterben bedroht ist. Hack all the things!Now my wifi kettle is basically taking the p*ss. Told me it had found network, now you need to recalibrate me, oh btw I didn't rly connect pic.twitter.com/WbGsIrzBio
— Mark Rittman (@markrittman) October 11, 2016
Für viele Medien, die die Geschichte aufgreifen, demonstrierte Rittmann mit diesem Stunt das grundsätzliche Problem am Internet of Things: Die banalsten Aufgaben, die mit einfachen analogen Haushaltsgeräten umgesetzt werden können, durch digitale „Upgrades" derart zu verkomplizieren, bis sie sie sich überhaupt nicht mehr stemmen lassen.Doch für den zufriedenen Rittmann war es eben nur eine Serie kleinerer Herausforderungen, die es zu lösen galt. Und so hat der Programmierer zwar tatsächlich elf Stunden gegen einen Wasserkocher gekämpft —doch ebenso wahr ist, dass er damit sein vernetztes Zuhause einem ultimativen und letztlich erfolgreichen Stresstest unterzogen hat—und seine Geräte wirklich etwas smarter gemacht hat.My work is done. And now onto everything else I meant to do today, after that first cup of tea. pic.twitter.com/bJPuJ85TCT
— Mark Rittman (@markrittman) October 11, 2016