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Titcoins sind nicht die Währung der Zukunft—auch wenn Pornhub es gerne so hätte

„We accept Titcoins“: Pornhub stellt als Werbegag seine Vision einer digitalen Währung ohne Kursschwankungen vor.
Bildausschnitt aus dem Video „Titcoins by Pornhub“ von Javi Iñiguez de Onzoño (via Vimeo)

Dogecoin oder Bitcoin werden zwar immer alltagstauglicher, leiden aber noch an der unpraktischen Nebenwirkung erheblicher Kursschwankungen. Nun hat sich Pornhub gedacht: Wertverfall statt Wertefall—und stellt in einem Video sein krisensicheres Konzept von TITCOINS vor.

Das digitale Bezahlsystem soll in allen Geschäften funktionieren, die mit dem Schild „WE ACCEPT TITCOINS" versehen sind: Der Kassierer zückt sein Handy, macht mit der Titcoins-App ein Foto der entblößten Brüste (ohne das Gesicht mit abzulichten) und lädt sie in die Pornhub-Datenbank. Dort, so das Erklärvideo, landet das Foto in der Sektion mit den anderen Amateurtitten. Und da es sich um die begehrteste Währung des Internets handelt, werden die Bilder so zu barem Geld.

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Ob kleine Brüste weniger wert sind als große, erklärt das Video nicht. Aber es ist ohnehin nicht mehr als ein Werbegag der Pornhub-Marketingabteilung. In jüngster Vergangenheit hat diese Pornhub nicht unbedingt einen seriöseren Anstrich verpasst, aber selbst dem prüdesten Mauerblümchen klar gemacht, das Porno überall ist. Und dass ihn jeder schaut.

Titcoins by Pornhub from Javi Iñiguez de Onzoño on Vimeo

Manche verbuchen entblößte Brüste ja gerne als Weg zur Emanzipation. Nun könnte man sagen, dass Frauen sich in Bars nicht mehr von Fremden auf Drinks einladen lassen müssen, sondern sich ihren Rausch mit ehrlichem Pulliheben „erkaufen" können. Sexistische Kackscheiße und unnötige Gender-Festschreibung in der digitalen Welt könnte man das ganze aber auch nennen.

Die Alltagstauglichkeit von nackten Brüsten als Zahlungsmittel mag dir im ­erstem Moment als absolut naheliegend reizvoll erscheinen. Besonders realistisch ist sie eher nicht. OK, Macchiato-Muttis könnten während dem Stillen vielleicht reich werden, aber spätestens auf der nächsten Ballermann-Party, wenn permanent irgendwo Nippel blitzen, könnte es schwierig werden mit dem Ressourcenverhältnis beim „Mining". Und wie sollen Männer ihr Geld mit Körperentblößung im öffentlichen Raum verdienen? Web-Cam im Pinkelbecken? Ein Bier „wegbringen", und damit das Nächste gleich ­bezahlen?

Viel interessanter ist, dass Marketing-Videos heutzutage auf digitale Bezahlsysteme als viralen Faktor setzen und damit die Akzeptanz und Bekanntheit der Idee von Kryptowährungen ein weiteres Mal unter Beweis stellen. Bitcoins wurden im vergangenen Jahr sogar von der Bundesbank als Zahlungsmittel akzeptiert, während es in Berlin-Kreuzberg längst einen eigenen gemütlichen  Bitcoin-Kiez gibt. Krypto-Münzen unterstützen außerdem die Erforschung therapeutischer Drogen, das jamaikanische Bobteam und werden an die Bürger Islands verschenkt.

Der erfolgreiche Durchmarsch der Kryptowährung vom Nerd-Spaß zur banalen Alltäglichkeit mag ja eine grundsympatische Sache sein—bei der Visualisierung können wir aber gerne beim  mysteriösen Symbolgesicht von Satoshi  bleiben. Und auf zwanghafte Brustentblößung verzichten. Titten können bei weitere Nachfrage ja ohnehin weiter auf Pornhub angeschaut werden.