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E-Zigaretten laut allen bisherigen Studien weniger schädlich als Tabakrauchen

Eine neu Überblicksuntersuchung legt nahe, dass überhastete Regulierungspläne der falsche Umgang mit dem digitalen Vaping-Dampf wären.
Bild: Marc Bruxelle, Shutterstock.

Eine weitere Studie über die gesundheitlichen Folgen von E-Zigaretten ist in der vergangenen Woche auf die tobende Debatte um das Vaping losgelassen worden. Bei dem aktuellen Bericht lohnt sich jedoch ein genauer Blick. Er bietet einen Überblick und eine Einordnung der großen Forschungsmenge, die sich bereits mit den Folgen der kontroversen Dampf-Gadgets beschäftigt hat. Insgesamt versuchen die Verfasser der Londoner Queen Mary Universität aus 81 vorherigen Studien die wichtigsten Schlussfolgerungen herauszufiltern.

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Dabei lautet das zentrale Fazit: Eine abschließende Bewertung, ob E-Zigaretten wirklich gut für dich sind, ist noch nicht möglich.

Das zweitwichtigste und ungleich aussagekräftigere Fazit der Studie lautet: Flüssiges Nikotin zu „vapen" ist tatsächlich weniger schädigend als konventionelle Zigaretten zu rauchen. Das bedeutet zwar nicht, dass E-Zigaretten vollkommen sicher sind oder keine gesundheitlichen Schäden verursachen könnten—aber die elektronische Variante ist eben bei weitem nicht so riskant wie das traditionelle analoge Rauchen.

Dies ist eigentlich keine besonders kontroverse Feststellung. Beziehungsweise sollte sie es nicht sein. Schon die US-Behörde für Lebensmittelüberwachung und Arzneimittelzulassung (FDA) hat letztlich das selbe en passent bei einer Senatsanhörung zugegeben. Und auch eine Expertenrunde von 50 Top-Forschern gab vor zwei Monaten in einem offenen Brief zu Protokoll, dass E-Zigaretten „hunderte Millionen Menschenleben retten könnten."

Auch der gesunde Menschenverstand unterstützt die aktuellen Thesen. Nikotinpflaster und Kaugummis sind schließlich durchaus vergleichbar mit E-Zigaretten: Eine Verabreichung von Nikotin ohne die schädlichen Carcinogene, die beim Verbrennen von Tabak entstehen. Die große Frage bleibt daher vor allem, welche gesundheitlichen Folgen die nikotinführende Flüssigkeit haben könnte.

Hier einige der wichtigen Einschätzung der Studie der Londoner Queen Mary Universität, die in der Zeitschrift Addition publiziert wurde:

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  • Elektronische Zigaretten enthalten im Vergleich zu Tabakrauch weniger Giftstoffe
  • Der Passivrauch von E-Zigaretten ist ebenfalls weniger risikoreich—auch wenn eine abschließende Risikobewertung noch aussteht.
  • Es lassen sich keine Beweise dafür finden, dass Vaping junge Menschen zum analogen Rauchen verführt
  • E-Zigaretten helfen abhängigen Rauchern beim Aufhören oder deutlichem Reduzieren ihres Konsums
  • Gesundheitsexperten sollte es erlaubt sein Nikotinsüchtigen, die ihre Sucht absolut nicht in den Griff bekommen, zum Vaping raten zu können

Aus der jüngsten Studie ergeben sich damit zwei zentrale Folgen für die Regulierungspläne: Erstens wird ein überhastetes Regulieren von E-Zigaretten, indem diese einfach mit konventionellen Zigaretten gleichgesetzt werden, mehr Schaden anrichten als positive Folgen haben. Zweitens kann der Trend auch nicht als 100 prozentig sicherer Wunderlösung gegen deine schlechten Rauchgewohnheiten gelten.

Die Wahrheit liegt, wie so oft, zwischen diesen beiden extremen Meinungen zu E-Zigaretten und eine abschließende wissenschaftliche Bewertung ist schlicht noch nicht möglich. Gleichzeitig werden beide Positionen, in der sich aufheizenden Debatte mit voller Vehemenz herausposaunt (Erst kürzlich wurde medial mal wieder die „riesige Lüge entlarvt", dass E-Zigaretten sicher seien.)

Tatsächlich geht es in der E-Zigarettendebatte um mehr als eine Mediendiskussion auf Basis einer dünnen Faktenlage. Es geht darum, dass überhastete Regulierungspläne tatsächlich den langsam wachsenden Industriezweig der E-Zigaretten im Keim ersticken könnten. Die jüngsten FDA-Richtlinien in den USA beispielsweise dürften kleine und mittelgroße Vaping-Geschäfte die Existenz kosten, während große Tabakkonzerne, die sich die teuren Genehmigungsverfahren leisten könnten, bevorteilt würden.

Der leitende Autor der Studie Peter Hajek forderte zum Beispiel gegenüber der BBC eindeutig dazu auf die Gadgets dem marktwirtschaftlichen Wettbewerb gegen die konventionellen Kippen zu überlassen und warnte vor den Folgen einer anderen Politik:

„Wenn heute strenge Regulierungen in Kraft treten würden, dann würden wir der öffentlichen Gesundheit im großen Stil schaden."

Auch die Weltgesundheitsorganisation bewegt sich langsam aber beständig in Richtung einer stärkeren Regulierung von E-Zigaretten, gibt aber auch zu bedenken, dass weitere Studien nötig sind. Inzwischen rüstet sich aber auch die E-Zigarettenindustrie mit eigenen Lobbyisten und kämpft darum, dass die Steuerregeln so lasch wie möglich bleiben.

Der springende Punkt der aktuellen großangelegten Überblicksstudie ist, dass es in jedem Falle schädigend wäre, eine möglicherweise gesündere Alternative trotz ungenügendem Forschungsstand totzuregulieren.