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Was zur Hölle steckt hinter diesen Gadgets in Trumps geheimem Meetingraum?

Auf Twitter ist ein Bild des Raumes aufgetaucht, in dem Trump den Luftangriff auf Syrien verfolgte. Wir haben Experten gefragt, was es mit den mysteriösen Apparaten in der Bildmitte auf sich hat.
Bild: Screenshot Twitter

Als Reaktion auf den Giftgasangriff in der syrischen Stadt Chan Schaichun hat US-Präsident Donald Trump am vergangenen Freitag den Befehl für einen Luftangriff auf die syrische Armee gegeben. Zum Zeitpunkt des Einsatzbefehls befand sich Trump in seinem Anwesen Mar-A-Lago in Florida und aß eigentlich gerade mit Chinas Präsidenten Xi Jinping zu Abend. Als die militärische Lage sich zuspitzte, musste also kurzfristig ein sogenannter Situation Room eingerichtet werden. Einen solcher besonders abhörsicherer Raum für Kriegsfälle wurde für den US-Präsidenten Trump eigentlich im Weißen Haus eingerichtet, doch der Ernstfall wartet eben nicht auf die Rückkehr des Präsidenten aus seiner Residenz in Florida.

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Pressesprecher Sean Spicer ließ es sich nicht nehmen, am Freitag auch ein Bild des Raums auf Twitter zu posten. Bereits kurz nach der Veröffentlichung der Aufnahmen begannen die Spekulationen: Wo genau befand sich Trump, als die 59 Tomahawk-Marschflugkörper auf die Militärbasis Al-Schairat abgefeuert wurden? Und welche mysteriösen Geräte liegen dort eigentlich in der Mitte des Konferenztisches? Um genauer zu verstehen, was es mit diesen bisher unbekannten Gadgets auf sich hat, haben wir die Bilder mehreren Kommunikationsexperten vorgelegt und über den möglichen Zweck der Apparate gesprochen .

Wie Bloomberg berichtete versammelten sich Trump und sein Team kurz nach dem Luftschlag in „einem kleinen, schlichten Raum. Dort saß man auf Stühlen, die sonst auf Hochzeitsfeiern verwendet werden, um eine Videokonferenz zu dem Syrien-Angriff abzuhalten.“

Nachdem das Bild öffentlich wurde, gab es Spekulationen darüber, ob es sich bei dem Meetingraum um einen mobilen Sicherheitsraum handeln könne. Ein sogenannter SCIF wird von der US-Regierung normalerweise dazu verwendet, sensible Informationen sicher zu verwahren und zu besprechen. Schaut man sich die Aufnahme jedoch genauer an, sieht es eher so aus, als ob die Militärkonferenz in einem beliebigen Raum in Mar-A-Lago stattfand, an dessen Tür schnell ein „Bitte nicht stören“-Schild gehängt wurde. Das Bild wirft jedoch noch eine weitere Frage auf: Was zur Hölle hat es mit diesen Geräten auf sich, die in der Mitte des Tisches liegen?

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Twitter-Nutzer wiesen schnell darauf hin, dass diese Kommunikationsmittel bisher aus keiner anderen Militärsitzung bekannt sind. So verwendete die Obama-Regierung 2011 beispielsweise Laptops, als das berühmte Situation-Room-Bild entstand, in dem das Kabinett gebannt den Sturm auf bin Ladens Versteck beobachtet.

Doch die nun aufgetauchten Bilder geben auch denjenigen Rätsel auf, die sich eigentlich bestens mit dem Hightech-Equipment des Weißen Haus auskennen müssten. So konnte auch Timmy Vietor, der unter Obama als Sprecher für Nationale Sicherheit arbeitete, das Geheimnis nicht lüften: „Ich habe mich auch über die Geräte gewundert. Ich habe sie noch nie zuvor gesehen", erklärte er gegenüber Motherboard.

„Ganz links im Bild sieht man eine Kamera auf einem Monitor bzw. Bildschirm, das ist Teil der gesicherten Videokonferenz. Aber ich weiß nicht, was diese schwarzen und weißen Objekte sind", erklärte er im Hinblick auf das Bild.

„Das Gerät vor Reince sieht so aus, als es ob es sich um Kabeleingänge oder Kopfhöreranschlüsse handeln könnte. Es könnten kleine Displays sein oder vielleicht einfach nur Audioempfänger?"

„Wenn Trump da tatsächlich eine SVTC [gesicherte Videokonferenz] mit dem SecDef [Verteidigungsminister] und CJCS [Generalstabschef] abhält, würde ich stark davon ausgehen, dass es sich um Kommunikationstechnik des Weißen Hauses handelt", fügte Vietor hinzu.

Trumps Stab habe sich in den vergangenen Monaten in Punkto Datensicherheit bereits einen schlechten Ruf eingehandelt, betonte Vietor. Als Nordkorea im Februar einen Raketentest durchführte, nutzten Trump und seine Begleiter – auch zu diesem Zeitpunkt befanden sie sich in Mar-A-Lago – ihre Handys als Taschenlampen, um sensible Dokumente zu sichten. Diese Taktik mag zwar in Ordnung sein, wenn man im Vollrausch nach seinen Schlüsseln sucht – als Regierungsangestellter ist es hingegen ein enormes Sicherheitsrisiko, klassifizierte Informationen mit einem Kamera-Handy zu beleuchten.

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Dennoch fügt Vietor hinzu: „Auch wenn Trumps Stab inkompetent ist, sind die Mitarbeiter der Kommunikationsabteilung im Weißen Haus echte Profis."

Es gibt allerdings bereits einige Vermutungen, worum es sich bei dem mysteriösen Equipment handeln könnte. So könnte das schwarze Objekt links im Foto ein Telepresence Touch von Cisco sein, meint Brian Roemmele auf Twitter. Tatsächlich sieht die 8-inch-Version des Konferenzgeräts dem Gadget in Trumps Meetingraum sehr ähnlich. Die Geräte mit den weißen Rahmen sind da deutlich schwieriger zuzuordnen.

Eines ist klar: Sollte es sich bei diesen Geräten tatsächlich um hochentwickelte AV-Technologie handeln, dann findet man sie ganz sicher nicht im typischen Durchschnittsbüro. Bei den kleinen weißen Boxen, die vor den Konferenzteilnehmern liegen, könnte die Funktion auf der Hand liegen. „Da könnte es sich um Mikrofone handeln", erklärte Justin Iovine, der als technischer Mitarbeiter die VICE-Büros in New York ausstattet.

Iovine hat auch bei weiteren Geräten eine Vermutung, was es damit auf sich haben könnte: „Das Touch Panel sieht aus wie ein AMX Touch Panel. Vermutlich verwenden sie ein Codec [Gerät zur Datenkodierung] für die Telekonferenz. Das ist dann viel sicherer (im Vergleich mit Skype, Google Hangouts, BlueJeans etc.) und ermöglicht eine Eins-zu-Eins-Kommunikation oder mehrere sichere Verbindungen."

Das Weiße Haus ließ unsere Anfrage zu Funktion und Hintergründen der abgebildeten Gadgets unbeantwortet.