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Warum Kakerlaken die PS4 lieber mögen als die Xbox One – und wo sie sich in der Konsole verstecken

Reparatur-Shops stoßen in defekten PlayStation-4-Konsolen vermehrt auf ungebetene Gäste: Kakerlaken machen es sich im Inneren gemütlich – doch wenn sie dem Netzteil zu nah kommen, kann das böse enden.
Bild: Shutterstock

Münzen im Blu-ray-Laufwerk, Cola-Unfall über der Konsole, Kabelbruch – solche Vorfälle sind für Experten wie Patrick Che längst Routine. Der Mitgründer des auf Videospielkonsolen spezialisierten Reparatur-Shops XCubicle hatte bereits Hunderte PS4-Konsolen auf seinem New Yorker Arbeitstisch. Seit einiger Zeit stößt er in deren Inneren jedoch immer häufiger auf gleichermaßen unerwünschte wie unerwartete Gäste: Kakerlaken.

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Noch verblüffender als die Schädlinge selbst ist allerdings deren Verbreitung: Pro Woche würde mindestens eine von Kakerlaken befallene Konsole in seinem Laden abgegeben, sagte Che gegenüber dem Gaming-Magazin Kotaku. Weil es sich längst nicht mehr um Einzelfälle handelt, hat der Geschäftsmann eigens eine „Kakerlaken-Gebühr" eingerichtet: Für 25 US-Dollar macht sein Team infizierte Daddelkisten wieder flott. Alternativen für Betroffene gibt es kaum, fällt Schädlingsbefall laut PS4-Hersteller Sony nicht unter die Garantieregelung.

So gelangen Kakerlaken in eure PS4

Meist wissen Zocker, deren Konsole den Startvorgang verweigert, nichts von ihren unappetitlichen Untermietern. Wie sollten sie auch: Mangelnde Hygiene erhöht zwar die Chance, sich Schaben in die Wohnung zu locken. Tatsächlich ist aber die PlayStation 4 selbst wie geschaffen als Kakerlaken-Unterkunft – mehr noch als etwa die Xbox One oder andere Konsolen. Der offensichtlichste Grund dafür liegt in der Verbreitung der Hardware: Mit mehr als 50 Millionen verkaufter Einheiten steht die PS4 in etwa doppelt so vielen Haushalten wie die Konsolen von Microsoft und Nintendo, ergo dient sie auch häufiger als Schaben-Hotel.

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Eine weitere Ursache für die PlayStation-Vorliebe von Kakerlaken liegt in der Hardware-Architektur. Um die immense Hitzeentwicklung im Inneren des Geräts ableiten zu können, haben sich Sonys Ingenieure beim Design für bodennahe und vergleichsweise große Lüftungsschächte entschieden: groß genug für wärmeliebende Schaben, um sich hindurchzuzwängen. Besonders gemütlich ist es dort unter anderem aufgrund des intern verbauten Netzteils (zum Vergleich: die Xbox One verfügt über ein externes Netzteil), das die Temperatur zusätzlich ansteigen lässt – so sehr, dass es die Schädlinge regelrecht schmilzt. Geschieht das in der Nähe von Sollbruchstellen, kommt es schließlich zum Defekt der Konsole. Immerhin: Die Reparatur gestaltet sich in vielen Fällen als Routineeingriff. Meist ist es mit einem Austausch des Netzteils sowie einer gründlichen Reinigung des Inneren getan.

Häufig machen sich die Krabbler auch die Positionierung der Hardware zunutze. Aufgrund der instabilen Bauweise in vertikaler Position entscheiden sich überdurchschnittlich viele Gamer dazu, ihr Gerät horizontal und – ebenfalls wenig hilfreich – in einer dunklen Ecke des TV-Regals zu betreiben. Nachvollziehbar, aber eine willkommene Einladung für unerwünschte Gäste: Da die Lüftungsschächte bodennah angebracht sind, ist es für Kakerlaken umso leichter, in eine PlayStation 4 zu krabbeln, wenn diese horizontal genutzt wird.

Das war die schlechte Nachricht. Die Gute: Deutsche Reparatur-Shops konnten vergleichbare Vorfälle auf Motherboard-Anfrage nicht bestätigen. Wie zwei Anbieter telefonisch erklärten, habe es konsolenübergreifend bislang keinen einzigen Fall von schädlingsbedingten Defekten gegeben. Vielmehr seien die typischen Ursachen für fehlerhafte Geräte hierzulande ungleich banaler: durchgebrannte Netzteile, durch Überhitzung gelöste Lötpunkte sowie defekte HDMI-Ausgänge und Laufwerke sind die häufigsten Reparaturgründe.