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Grillsaison

Warum ein Mann in Bayern 60 Schnitzel und 10 Backfische geklaut hat

Und die Polizei bei der ganzen Sache keinen Spaß kennt.
Handschellen: imago | Steffen Schnellhorn || Fleisch und Zange: imago | Eibner || Collage: VICE 

Robin Hood hatte es nicht einfach. Ein Leben im Wald, in der Gesellschaft ungewaschener Wegelager und in Gefahr, von den Schergen des Königs gehängt, geköpft oder gefangen genommen zu werden. Aber das war es wert. Robin Hood ist ein Held, bis heute. Jetzt endlich, über 600 Jahre nach der ersten Erwähnung des englischen Outlaws, hat Robin Hood einen würdigen Nachfolger gefunden: einen Mann, dessen kriminelle Taten so heroisch sind, dass sie die Nachwelt inspirieren werden. Im oberpfälzischen Weiden hat ein 33-Jähriger am Wochenende 60 Schnitzel, 60 Frikadellen und 40 Hamburger-Scheiben gestohlen, um für seine Nachbarschaft ein Grillfest zu schmeißen.

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Zusätzlich hatte der Mann 30 Stück Putenfleisch, 10 Backfische, 3 Kästen Bier, ein Glas eingelegte Kirschen, eine Gasflasche und einen Schrubber mitgehen lassen. Die Bezeichnung "Schnitzeldieb", die die Lokalpresse ihm schnell verpasste, ist also absolut ungenügend. Allein die logistische Meisterleistung, diesen Haufen zu stehlen und zu transportieren, muss anders gewürdigt werden. Aber die Krux an dieser Liste ist ihr letzter Posten: der Schrubber. Wer einen Schrubber klaut, hat nicht nur an alles gedacht, er ist auch bereit, sich für die gute Sache die Hände schmutzig zu machen.

Den Einbruch, bei dem er das Grillgut abstaubte, hat der 33-Jährige wohl schon am Wochenende begangen, berichtet die Süddeutsche Zeitung. Offenbar war der Dieb in einen geschlossenen Imbiss eingestiegen und hatte kiloweise Fleisch und Bier aus dem Laden getragen. Das sei dem Besitzer des Imbisses am Montag aufgefallen, er habe die Polizei verständigt und die die Ermittlungen aufgenommen. Am Dienstag war es dann soweit: High Noon für den Pfälzer Robin Hood. Vor einem Mehrfamilienhaus in Weiden stellte die Polizei den Dieb. Das bestätigt ein Sprecher der Polizei Oberpfalz gegenüber VICE. Die Beamten erwischten ihn in flagranti, mit einem Pfannenwender in der Hand, als er gerade dabei war, seine Beute zuzubereiten. "Schon vor dem Gebäude", sagt der Polizeisprecher, "ist den Beamten dieser Geruch aufgefallen, wie in einer Schnitzelbraterei."

Schnell wurde ihnen klar, dass der Mann nicht nur aus Eigennutz gehandelt hatte. Sein Plan war nicht, nie wieder einkaufen zu müssen und sich über Monate von den immer gleichen Schnitzeln und fein säuberlich abgezählten eingelegten Kirschen zu ernähren. Im Gegenteil: Er wollte eine Grillparty für seine Nachbarn schmeißen. Das ändere aber leider nichts am Tatbestand, sagt der Polizeisprecher zu VICE. "Wegen des Einbruchs in den Imbiss handelt es sich in diesem Fall um besonders schweren Diebstahl." Darauf könne, je nach Entscheidung der Justiz, auch eine Freiheitsstrafe stehen.

Gefasst hat die Polizei den Mann übrigens wegen der vielen Hinweise aus der Nachbarschaft. Verrat also, Verrat an dem Mann, der nichts weiter wollte, als seinen Nachbarn ein Schnitzel zu braten. Auch das hat er mit Robin Hood gemeinsam. Der soll nämlich durch den Verrat einer Nonne gestorben sein, die ihn während des Aderlasses verbluten ließ.

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