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Gefaktes Analsex-Foto löst Massenproteste mit Todesfolge aus

Das gefälschte Foto führte nicht nur zu Ausschreitungen auf den Straßen, sondern trat auch eine Welle weiterer Fake-Bildern los, die die Gewalt immer mehr anheizten.
Bild: Twitter, Bearbeitung durch Motherboard.

Eine Serie von Fake-Fotos auf Facebook und Twitter hat in Indien zu gewaltsamen Massenprotesten von Muslimen geführt. Am Ende der tagelangen Ausschreitungen brannten Häuser und Geschäfte von Hindus, Dutzende Menschen wurden verletzt und ein Mann wurde getötet.

Auslöser war laut dem TV-Sender France24 ein mit Photoshop bearbeitetes Bild, das ein 17-Jähriger auf Facebook postete. Das Foto, das mittlerweile gelöscht wurde, zeigte offenbar zwei junge Männer beim Analsex auf der Kaaba, dem islamischen Heiligtum in Mekka. Dem französischen Sender zufolge zog noch am selben Tag eine Menge aufgebrachter Muslime durch die Straßen, zündete Geschäfte und Polizeiautos an und forderte die Todesstrafe für den 17-Jährigen Photoshopper. Laut übereinstimmender Medienberichte wurde der Junge wenig später von der Polizei verhaftet und – aus Schutz vor Racheakten – an einen sicheren Ort verbracht.

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Die gewaltsamen Ausschreitungen erboster Muslime dauerten Tage – und wurden von Teilen der hinduistischen Mehrheitsbevölkerung ebenfalls mit Gewalt beantwortet. Der französische Sender berichtet von "Hindu-Mobs, die Vergeltung übten".

Während sich die Gewalt auf den Straßen entlud und die Polizei offenbar Mühe hatte, die Situation unter Kontrolle zu bekommen, heizten immer neue gefälschte Posts in sozialen Medien die aggressive Stimmung weiter an – das Anal-Foto war nur die Ouvertüre einer erbitterten Fake-News-Schlacht.

Zwei Tage später behauptete ein Facebook-Nutzer, eine Hindu-Frau wurde in der west-bengalischen Stadt Baduria von muslimischen Männern belästigt. Er postete ein Foto, auf dem einer Frau der Sari weggezogen wird, das traditionelle Kleidungsstück indischer Frauen. Die sichtlich verängstigte Frau wird umringt von Männern, die sie auslachen. Der Kommentar dazu lautet: "Die Leute des Friedens ziehen eine Hindu-Frau in Baduria aus."

https://www.altnews.in/vicious-cycle-fake-images-basirhat-riots/

Laut der Anti-Fake-News-Seite gab es noch mindestens zwei weitere Fälle von gefälschten Fotos auf Facebook, mit denen versucht wurde, die Gewalt-Eskalation zwischen Muslimen und Hindus weiter anzuheizen. Auch ein eigener Hashtag wurde für die angebliche muslimische Gewalt gegen Hindus ins Leben gerufen: #HinduLivesMatter

Einen Tag später sah sich auch die Ministerpräsidentin des indischen Bundesstaats West-Bengalen, Mamata Banerjee, zu einer Stellungnahme gezwungen und kündigte an, gegen die Verbreiter von Fake News rechtlich vorzugehen. "Ich gratuliere den Menschen von Bengal nicht in die Falle derjenigen zu tappen, die Gerüchte und Hass streuen." Zu diesem Zeitpunkt waren bereits Dutzende Menschen verletzt worden und ein Mann getötet worden.

Laut dem Altnews-Mitgründer Pratik Sinha zeigt der Vorfall das wachsende Problem von Fake News in Indien. "Viele Leute bekommen zum ersten Mal Zugang zum Internet und sind nicht fähig, Fake News herauszufiltern." Es sei auch eine Frage der Bildung – die Menschen müssten lernen, dass sie nicht allem trauen können, was sie im Internet sehen, so Sinha gegenüber France24.