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Bilder vom verstörenden Facebook-Schwarzmarkt für Geparden-Babys

Es gibt nur noch ein paar Tausend wilde Geparden auf der Welt. Hunderte werden via Facebook, Instagram und YouTube verkauft. Eine neue Untersuchung von Tierschützern gibt Einblicke in das Geschäft der Schmuggler.
Screenshot von Geparden-Babys auf Social Media

Mindestens 1.376 Geparden wurden seit 2012 in sozialen Netzwerken und auf einschlägigen Webseiten zum Verkauf angeboten. Auch Instagram und YouTube dienten den illegalen Verkäufern als Plattform für ihre Geschäfte mit den bedrohten Tieren. Das geht aus einem im Oktober veröffentlichten Bericht von Tierschützern des Cheetah Conservation Fund hervor.

Der illegale Tierhandel via Instagram ist über die vergangenen Jahre derart gewachsen, dass die Plattform inzwischen eine Alarmsystem eingerichtet hat: Wenn Nutzende nach einem Hashtag suchen, der zum Tierhandel verwendet wird, sehen sie einem Bericht von National Geographic zufolge einen automatisch generierten Warnhinweis.

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Motherboard konnte das auch mit einer eigenen Suchanfrage bestätigen. Als wir aus Deutschland auf der Plattform nach dem Hashtag #exoticanimalsforsale suchten, erschien ein Popup-Fenster mit der Warnung: "Tierquälerei sowie der Verkauf gefährdeter Spezies oder deren Körperteile ist auf Instagram untersagt. Du suchst gerade nach einem Hashtag, der möglicherweise zur Tierquälerei oder zur Zerstörung der Umwelt ermutigt."

Die Verkäufer scheint das nicht zu stoppen. "Mit rechtlichen Mitteln ist ihnen nur schwer beizukommen", sagt Patricia Tricorache in einem Telefongespräch mit Motherboard. Tricorache ist die stellvertretende Leiterin für strategische Kommunikation und illegalen Wildtierhandel der Tierschutzorganisation Cheetah Conservation Funds.

Wildkatzenbabys in einem zugemüllten Raum

Screenshot mit Geparden-Babys auf Instagram

Bild: Screenshot | Instagram

Der neue Bericht der Tierschützerinnen ist eine der wenigen umfassenden Analysen der Rolle sozialer Netzwerke beim illegalen Wildkatzenhandel. Zwischen Januar 2012 und Juni 2018 fand Tricorache 906 Anzeigen für Geparden im Internet, 77 Prozent davon allein bei Instagram. Die kuwaitische Shopping-App 4Sale und Facebook sind ebenfalls bei den Händlern beliebt. Abgeschlossen werden die Käufe offenbar häufig über WhatsApp.

Motherboard hat über ein Dutzend YouTube- und Facebook-Anzeigen für Geparden gesichtet, die der Cheetah Conversation Fund entdeckt hatte. Einige davon sind immer noch online.

Ein YouTube-Video zeigte sechs Geparden-Junge in einem zugemüllten Raum. In einem anderen waren zwei sehr junge Tiere zu sehen, deren Köpfe mit gelber und rosa Farbe markiert waren. Auf Facebook teilte ein Verkäufer das Foto eines zwei Monate alten Geparden mit einer Metallkette um den Hals. "Wie viel?", fragten zahlreiche Nutzer in den Kommentaren.

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Screenshot eines Instagram-Posts mit Geparden-Babys

Motherboard konnte auch einen inaktiven Instagram-Account sichten, der 2017 noch Geparden zum Verkauf angeboten hatte. Seit 2012 hat Tricorache etwa 400 Social-Media-Accounts dokumentiert, die in Verbindung mit dem Gepardenhandel stehen. Es ist unklar, welchen Anteil die Funde des Cheetah Conservation Funds am Gesamtmarkt darstellen. Tricorache zufolge, werde gegen die Betreiber von vielen der entdeckten Accounts ermittelt.

In vielen Ländern ist der Privatbesitz solcher Großkatzen verboten. In Deutschland variiert die Rechtslage je nach Bundesland. Aber dort, wo die Haltung potenziell gefährlicher Tiere erlaubt ist, müssen hohe Auflagen eingehalten werden. Häufig ist die Erlaubnis der Gemeinde nötig. Auch der Verkauf von Geparden sei Tricorache zufolge nicht überall illegal.

Geschmuggelte Geparden-Babys sterben früh

Screenshot eines Instagram-Posts mit Geparden-Babys

Etwa 300 junge Geparden werden jährlich aus der Region um Dschibuti, Eritrea, Äthiopien und Somalia geschmuggelt. 85 Prozent davon sterben laut Cheetah Conservation Fund unterwegs an Hunger, Durst oder Krankheiten.

"Obwohl das Wildern von und der Handel mit Geparden als Haustiere in den meisten Teilen der Welt heute verboten sind, sind die Tiere in den Golfstaaten weiterhin als Statussymbol sehr gefragt", erklärt Laurie Marker, Gründerin und Direktorin des Cheetah Conservation Funds, Motherboard in einer E-Mail.

Der Handel mit exotischen Haustieren ist ein Milliardengeschäft. "Wir schätzen, dass etwa 1.000 Geparden in Häusern und auf Grundstücken in Saudi-Arabien, Kuwait, den Vereinigten Arabischen Emiraten und Katar gehalten werden. Jedes Tier kostet Tausende US-Dollar und nur wenige leben bis ins Erwachsenalter", sagt Marker.

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Ein internationales Forscherinnenteam schätzte die Zahl der in freier Wildbahn lebenden Geparde 2016 auf etwa 7.100. Über die Hälfte von ihnen bewohnt ein Gebiet, das sich über mehrere Länder im südlichen Afrika erstreckt. Regionale Kriege und die Ausbreitung der menschlichen Zivilisation sind für diese Spezies eine große Bedrohung, da beide Entwicklungen zu einer Verkleinerung ihres Lebensraums führen.

Bereits im Jahr 2016 wurden im Washingtoner Artenschutzabkommen soziale Netzwerke als Handelsplattform für Geparden aufgeführt. Eine Arbeitsgruppe entwarf damals Empfehlungen für Mitgliedsstaaten, "sich mit relevanten Social-Media-Plattformen, Suchmaschinen und Shopping-Seiten in Kontakt zu setzen, um den illegalen internationalen Gepardenhandel zu bekämpfen."

Seitdem haben Tech-Kozerne bekundete, gegen den illegalen Wildtierhandel vorzugehen. Dieses Jahr versprachen etwa 21 Unternehmen wie Amazon, Instagrams Mutterfirma Facebook und Alibaba den Handel auf ihren Plattformen bis zum Jahr 2020 um 80 Prozent eindämmen zu wollen. Die Analyse der Tierschützer zeigt, dass es offensichtlich noch einiges für die Unternehmen zu tun gibt.

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Dieser Artikel ist zuerst auf der englischsprachigen Seite von Motherboard erschienen.