Schweizer zeigen, welchen Gegenstand sie bei einer Flucht mitnehmen würden

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Schweizer zeigen, welchen Gegenstand sie bei einer Flucht mitnehmen würden

Was würdest du mitnehmen?

Alle Fotos von Gabriel Hill Welchen Gegenstand würdest du mitnehmen, wenn du flüchten müsstest? Mit dieser Frage konfrontierte der Basler Fotograf Gabriel Hill diverse Schweizer, die er bei ihnen Zuhause vor die Kamera bat. "Ich habe Freiwillige gesucht, die nur wussten, dass ich mit meiner Kamera vorbeikomme", sagt Gabriel zu VICE. "So lange wie ich gebraucht habe, um mein Equipment aufzubauen, so lange hatten sie Zeit, einen Gegenstand auszuwählen."

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Vor ein paar Monaten stellte Gabriel für sein Projekt ImPortraits die gleiche Frage an Menschen mit einer ganz anderen Ausgangslage: Sie haben bereits eine Flucht hinter sich. Die Portraits der Geflüchteten und ihren wichtigsten Gegenständen gingen viral und wurde in rund 50 Ländern von Medien aufgegriffen. Mit der neuen Portraitserie will Gabriel die Sichtweise wechseln: "Ich möchte mit meiner neuen Portraitserie zeigen, dass wir uns nicht in Flüchtlinge hineinversetzen können", sagt er. Für viele in der Schweiz ist eine Lebensrealität, die uns an existenzielle Grenzen treibt, unvorstellbar. "Um den wichtigsten Gegenstand wählen zu können, muss man sich erst einmal bewusst werden, was man alles besitzt", ergänzt Gabriel.

Während Gabriel für das Shooting sein Kameraequipment auspackte, beobachtete er, wie sich die Leute für einen Gegenstand entscheiden. "Mit der Auswahl des Gegenstands waren bis auf die Kinder, die instinktiv wählten, alle etwas überfordert", berichtet er. "Manche suchten auch einen neuen Gegenstand, als sie erfuhren, dass die Fotos veröffentlicht werden könnten."

Die Fotos schoss Gabriel mit einer analogen 8x10-Grossformatkamera, mit der er auf einen Polaroid-Film belichtete. "Mir war es wichtig, nur einen Film mitzunehmen", sagt Gabriel. So musste alles gleich beim ersten Versuch klappen. "Dies sollte die Portraitierten etwas unter Druck setzen, damit sie sich gut überlegten, welchen Gegenstand sie wählen."

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Für welchen Gegenstand sich die verschiedenen Leute entschieden haben und was dieser für sie bedeutet, siehst du hier:

Anna, 23, Studentin

"Wenn ich flüchten müsste, würde ich meine Boxhandschuhe mitnehmen. Beim Boxen kann ich abschalten und dies würde mir sicherlich dabei helfen, mit der Situation besser klar zu kommen."

Franz, 78, Arzt

"Der Reisepass ist für mich das Wichtigste, wenn ich flüchten müsste. Damit habe ich gute Chancen, überall aufgenommen zu werden."

Rebecca, 28, Doktorandin

"Müsste ich in diesem Augenblick flüchten, würde ich als erstes meine Katze Kelly mitnehmen. Es gibt nichts, das für mich wertvoller ist."

Stephan, 45, Lehrer

"Dies ist ein Tagebuch mit Bildern und Texten meines Heranwachsens, geschrieben von meiner Mutter. Ich würde diesen Gegenstand mitnehmen, da er das persönlichste ist, das meine Lebensgeschichte beschreibt."

Romea, 6, Laurin, 8

Romea: "Ich würde meinen Stoffigel mitnehmen. Denn ohne ihn kann ich nicht schlafen. Und wenn ich nicht schlafen kann, dann kann Mami auch nicht schlafen."

Laurin: "Ich würde dieses Fotobuch mitnehmen, weil es Erinnerungen daran sind, als ich noch klein war."

Simona, 38, Bewegungspädagogin

"Müsste ich flüchten, würde ich diese Daruma mitnehmen. Daruma gilt als Helfer bei der Erfüllung von Wünschen. Zunächst wird ein Auge des Glücksbringers ausgemalt und er an einen Ort gestellt, an dem man möglichst jeden Tag vorbeikommt. Ist der Wunsch in Erfüllung gegangen, wird das andere Auge ausgemalt. Während der Schwangerschaft habe ich mir gewünscht, dass die Kinder gesund auf die Welt kommen. Das zweite Auge habe ich dann ausgemalt, als dieser Wunsch in Erfüllung ging."

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Thomas, 48, Primarschullehrer

"Ich habe diesen Netsuke, eine kleine geschnitzte Figur aus Japan gewählt. Sie ist klein und passt daher in die Hosentasche. Ausserdem ist sie wunderschön und erinnert mich an eine wunderbaren Zeitabschnitt in meinem Leben."

Beatrix, 66, Medizinische Praxisassistentin

"Den Traum, Querflöte zu spielen, erfüllte ich mir mit 43 Jahren. Seither begleitet sie mich in allen Lebenslagen. Sie gibt mir Freude und Ruhe, die von innen kommt."

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