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In Billiglohn-Länder outgesourcte Jobs werden zunehmend von Robotern ersetzt

Die Massenentlassungen bei Yahoo in Indien sind auch ein Zeichen dafür, dass ​Outsourcing nicht mehr zwangsläufig die lukrativste Strategie ist. Auch in Ländern wie China werden Jobs inzwischen zunehmend automatisiert.
Bild: Arjoe, Shutterstock.

Noch vor gar nicht allzu langer Zeit wurden neue Tech-Jobs bevorzugt nach Indien und China ausgelagert. Doch inzwischen verschwinden diese Arbeitsplätze zunehmend wieder, da sich eine Automatisierung als günstiger erweist als Outsourcing.

Am 7. Oktober verkündete Yahoo, mindestens 400 Mitarbeiter in seinem Büro in Indien zu entlassen. Im Februar hatte bereits IBM in Aussicht gestellt, knapp 2000 Stellen in Indien zu streichen und auch Cisco spielt mit dem Gedanken Mitarbeiter in Indien freizustellen. Arbeitskräfte in Indien und China sind immer noch günstiger als in den USA oder Westeuropa—aber die Differenz ist wirtschaftlich längst nicht mehr so eindeutig, wie sie es noch vor ein paar Jahren war. Laut dem Outsourcing-Analysten Cliff Justice sind die Löhne und Gehälter in Indien in den vergangenen fünf Jahren jährlich um zehn Prozent gestiegen.

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„Indien, China und anderen Länder Asiens waren traditionelle Niedrigkosten-Arbitrage-Märkte", schreibt Justice in seinem Artikel The Death of Outsourcing:

„Allerdings hat der Erfolg des Outsourcings und der globalisierten Produktion eine schnell wachsende Mittelschicht in diesen Teilen der Welt hervorgebracht, was sowohl die Lohnkosten steigen ließ, als auch den potentiellen Kundenstamm vieler Unternehmen erweiterte."

Ein Bericht der IT-Analysten von HFS Research Ende 2012 legt nahe, dass „Automatisierung durch Roboter möglicherweise zu einschneidenden und schmerzhaften Veränderungen unter den outgesourcten indischen Arbeitnehmern führen könnte, die zurzeit das Bollwerk der heimischen Industrie darstellen." Der Bericht analysiert auch mehrere Fälle in denen einige, namentlich nicht genannte Unternehmen bereits wichtige Aufgaben von automatisierter Software erledigen lassen.

Laut Mark Muro, einem Wirtschaftswissenschaftler bei Brookings, werden die Diskurse um Automatisierung in der Tech-Industrie immer häufiger so geführt, dass auch Arbeitsplätze in Asien zunehmend gefährdet sind: „Die Lohnkosten in Indien und China sind inzwischen erheblich genug, so dass auch dort mit dem Gedanken gespielt wird, Arbeitsplätze zu automatisieren", sagt Muro:

„Die nächste Generation von Robotern und lernenden Computern wird beispielsweise Aufgaben im Kundenservice wesentlich besser ausführen können als die Angestellten in Asien. Ich denke, die Automatisierung wird nicht nur bei uns zu großen Umbrüchen führen, sondern auch in den Entwicklungs- und Schwellenländern, deren Wettbewerbsvorteil momentan noch darin besteht, dass die Lohnkosten dort so niedrig sind."

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Roboter sind meist einfach die günstigere Alternative und daran wird sich wohl auch nichts ändern. Gleichzeitig beginnen große Tech-Konzerne wie Yahoo damit, ihre Mitarbeiter wieder in größeren Bürokomplexen in Ballungsgebieten, vornehmlich in den USA, zu konzentrieren.

Als einen der Gründe nennt Muro eine „gewisse Zerknirschtheit aufgrund der massiven Dezentralisierung der Arbeitskräfte". Zu Erkennen zum Beispiel an Marissa Mayers Vision für Yahoo: Mayer hatte angemerkt, dass die Arbeit im Homeoffice bei Weitem nicht so effektiv sei, wie die Kommunikation von Angesicht zu Angesicht vor Ort im Büro. Muro bestätigt, das auch schon in anderen Unternehmen beobachtet zu haben:

„Wir stellen einen Trend dahingehend fest, dass die bisherigen Konzepte überdacht werden, nach denen jeder überall und zu jeder Zeit im Pyjama arbeiten kann. Ich glaube, man lernt die Arbeit in einem engeren Umfeld wieder zu schätzen. Das könnte einer der Gründe für die Entlassungen bei Yahoo sein."

Dieser neue Trend ist nicht nur Muro aufgefallen: Ende 2012 stellte der Congressional Research Service fest, dass US-amerikanische IT-Firmen zunehmend Kollegen aus dem Kundendienste und andere Mitarbeiter wieder insourcen. Das muss gar nicht unbedingt besonders kostspielig sein—vor allem wenn du die Logistik- und Energiekosten mit einrechnest.

Der aufkommende Trend des Insourcings steht also auf zwei Grundlagen: Erstens ist Outsourcing gar nicht so viel günstiger als Mitarbeiter in westlichen Ländern einzustellen und zweitens gibt es denallgegenwärtigen Trend der Automatisierung.

Was dies für die Wirtschaft der aufsteigenden Weltmächte wie Indien und China bedeutet? Wahrscheinlich dasselbe, was es für alle anderen auch bedeutet: Die Vorreiter der Automatisierung werden weiterhin immer reicher werden, während diejenigen, deren Arbeit automatisiert wurde, eine andere Beschäftigung werden finden müssen. „Technologie stellt nur eine weitere wirtschaftliche Komponente dar, bei der Entwicklungsländer unter Druck gesetzt werden", sagt Muro.

„Billige Arbeitskräfte sind nicht mehr so billig, wie sie es einmal waren und Unternehmen stellen nun fest, dass der automatisierte Ersatz langsam aber sicher gut genug wird."