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Blutsaugender prähistorischer Lurch-Fisch wieder in Flüssen gesichtet

Ein gutes Zeichen für den Umweltschutz. Ein schlechtes Zeichen für alle, die einen Badeausflug planen.
Alle Bilder: Umweltbehörde Großbritannien

Alle Bilder: Umweltbehörde Großbritannien

In England gelten die beängstigend aussehenden Neunaugen offiziell als die seltensten noch lebenden Fische und tauchen auf einer aktuellen Liste der britischen Umweltbehörde dementsprechend ganz oben in der Riege der Tierräritäten auf. Wie die Behörde jedoch jetzt bekannt gab, wurde der Fisch diesen Sommer das erste Mal seit 1800 auch wieder in Flüssen, seinem angestammten Habitat, gesichtet.

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Neunaugen sind aalähnliche Fische, die bereits vor hunderten Millionen Jahren begannen die Erde zu besiedeln. Da sie sich lange vor den Dinosauriern auf unserem Planeten breit machten und trotzdem noch immer nicht vollständig ausgestorben sind, bezeichnen manche Forscher sie auch schlicht als „lebende Fossile."

Meeresneunaugen können als größte europäische Untergattung der Neunaugen eine Länge von bis zu einem Meter erreichen. Ihr Mund weist kreisförmig angeordnete, scharfe Zähne auf, mit denen sie sich in andere Fische verbeißen, um ihnen ihr Blut auszusaugen. Neunaugen gelten dabei nicht als Fische, sondern werden zu den Wirbeltieren gezählt—pflanzen sich dabei wie Lurche jedoch ausschließlich im Wasser fort.

Alle Bilder: Britische Umweltbehörde

Auch wenn die Fische eher so aussehen, als wäre ihr liebster Lebensraum ein düsteres Sumpfgebiet, sind sie tatsächlich auf sauberes Wasser zum Überleben angewiesen. Die Wasserverschmutzung durch die industrielle Revolution führte auch in England zu einem dramatischen Rückgang der Neunaugen. Da sie wie Lachse zum Laichen flußaufwärts schwimmen, machten ihnen außerdem die neu errichteten Mühlen und Stauwehre das Leben schwer.

Die britische Umweltbehörde versucht die Lebensbedingungen für die prähistorischen Fische inzwischen zu verbessern, in dem sie Hindernisse aus dem Weg räumt oder spezielle Neunaugen-Leitern errichtet. Dank diesen Vorrichtungen können die Neunaugen „sich mit Hilfe ihres Saugmundes vorsichtig nach oben bewegen und flußaufwärts schwimmen."

Inzwischen geht man davon aus, dass es insgesamt drei Neunaugen-Spezies gibt, die es in die britischen Flüsse zurück zieht. Eine davon lebt permanent im Süßwasser, während zwei der Gattungen meist im Meer leben, aber sich zum Laichen flußaufwärts begeben.

Ein umfassendes Comeback der Neunaugen in britischen oder gar europäischen Flüssen erscheint dennoch unwahrscheinlich. Auch wenn in der Ostsee ebenfalls bereits Meeresneunaugen gesichtet wurden, so gelten die Tiere noch immer als äußerst gefährdete und seltene Spezies, zu mal für den Fall, dass sie sich in Flüsse trauen. Trotzdem ist die aktuelle Sichtung und die Rückkehr der prähistorischen Fische ein gutes Zeichen für die verbesserte Wasserqualität und die Bemühungen in Sachen Umweltschutz.

Ob die Präsenz der angsteinflößenden Kreaturen auch dabei helfen kann, die menschliche Lust am Flussbaden zu erhöhen, ist eine andere Frage.