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Studie: Kinder unter 10 Jahren lieben es, humanoide Roboter zu misshandeln

Jetzt rätseln die japanischen Forscher, wie sie Empathie für humanoide Maschinen bei Kindern verstärken können.
Foto: Imago/China Foto Press

Dass die technologische Singularität in nicht allzu ferner Zukunft Teil unserer Realität sein dürfte, dämmert auch den größten Kulturpessimisten langsam aber sicher. Unabhängig von der Frage, ob hochintelligente Maschinen dann die Weltherrschaft an sich reißen werden, ist jetzt schon klar, wohin sie auswandern werden: Nach Japan—denn nirgendwo sonst werden Roboter so verständnisvoll und mit offenen Armen empfangen.

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Jüngstes Beispiel: Eine Studie der Ryukoku-Universität mit dem Thema: „Why Do Children Abuse Robots?". So waren einige akademische Forscher doch tatsächlich besorgt, die Misshandlung armer, unschuldiger Roboter durch grobe fünf- bis neunjährige japanische Kinder könnte Überhand nehmen.

Sie stellten also einen humanoiden Roboter von der Größe eines Kindes für zwei Wochen in ein japanisches Einkaufszentrum und beobachteten, wie vorbeigehende Kinder auf den Roboter reagieren würden. Ergebnis: Die kleinen Satansbraten traten, boxten und schlugen den Roboter, verdrehten seine Arme und seinen Kopf, versperrten ihm den Weg und beleidigten ihn verbal. Bullying in Reinform!

Die Forscher hatten den Roboter dabei so programmiert, dass er auf negative Weise auf das Verhalten der Kinder reagierte, sie also darum bat, mit den Schikanierungen aufzuhören—mit äußerst mäßigem Erfolg.

23 Kinder, deren Verhalten als eindeutig missbrauchend eingestuft wurde, befragte man anschließend mit Einverständnis der Eltern nach der Motivation für ihre Handlungen. Während 35 Prozent angaben, einfach aus Spaß gehandelt zu haben und 22 Prozent sagten, sie seien neugierig gewesen, erklärte nur ein einziges Kind, es habe den Roboter bewusst bedrohen wollen.

Über die Hälfte der Kinder war sich darüber im Klaren, dass der Roboter ihre Misshandlungen bewusst wahrnehmen konnte. Interessant: Die deutliche Mehrheit, nämlich 74 Prozent der Kinder, hatte den Roboter als menschenähnlich und nicht als Maschine wahrgenommen.

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Sollten Roboter Sterbehilfe leisten dürfen?

Hierin liegt dann auch eine der wichtigsten Erkenntnisse der Studie, die zwischen Juni 2013 und Juli 2014 durchgeführt, aber erst letzte Woche veröffentlicht wurde: „ … Menschenähnlichkeit ist wahrscheinlich keine solide Methode, um Robotermissbrauch zu reduzieren."

Es scheint, als wären die meisten Kinder also mit dem Roboter so umgegangen, wie sie mit ihren Schulkameraden teilweise auch umgehen. An dieser Stelle noch die nicht gerade überraschende Informationen, dass von den 23 Kindern nur drei Mädchen waren.

Foto: Imago/Xinhua

Japan möchte in Zukunft vermehrt Roboter in öffentlichen Bereichen, wie Schule, Krankenhäusern, Museen und Geschäften einsetzen. Wie die Studie nun gezeigt hat, mobben die Kindern Roboter aus denselben Gründen, aus denen sie andere Kinder mobben oder Tiere misshandeln.

Eine verbreitete Methode, Bullying im Allgemeinen einzudämmen, ist es, Kindern Empathie beizubringen. Wie sich durch die Befragung der Kinder zeigte, fehlte mehr als der Hälfte von ihnen auch die Empathie für Roboter.

„Für den Fall, dass ein Kind einen Roboter misshandelt, den es eher als Maschine denn als Mensch betrachtet, stehen wir vor folgender Frage: Ob eine größere Ähnlichkeit des Roboters zum Menschen einfach die Empathie des Kindes erhöht, oder seinen Missbrauch durch Kinder, denen es an Empathie mangelt, begünstigt. Um Antworten auf diese Frage zu ermitteln, brauchen wir mehr Daten, um die Faktoren zu untersuchen, die das Verhalten beeinflussen", erklären die Forscher abschließend in ihrem Paper.

Wir halten euch auf dem Laufenden und schlagen vor, die Studie statt mit humanoiden Robotern einfach mal mit Androiden durchzuführen.