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Counter-Strike eSport-Profi gesteht: "Wir waren alle auf Adderall"

Zum ersten Mal berichtet ein Gamer selbst vom Drogenmissbrauch im eSport.
CounterStrike
Bild: deviantART, csolph2011 | CC BY 3.0

Kory „SEMPHIS" Friesen verdient sein Geld als professioneller Counter-Strike-Spieler mit seinem Team Cloud9. Friesen, der zu den besten der Welt zählt, hat nun zugegeben, dass er und seine damaligen Teamkollegen zu Adderall gegriffen haben, während sie bei einem ESL-Turnier um Preisgelder in Höhe von über 200.000 Euro gekämpft haben.

Adderall ähnelt in seiner Wirkungsweise Ritalin und wird als Psychostimulans zur Behandlung von ADHS eingesetzt. Gleichzeitig wird Adderall auch häufig als Droge genommen, um über mehrere Stunden eine hohe Konzentration aufrecht zu halten.

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Friesen beichtete den Adderall-Konsum in einem Interview mit Mohan „Launders" Govindasamy, der ihn für seine Counter-Strike- und eSport-Show interviewte. Govindasamy fragte Friesen dabei insbesondere nach seinen besonderen Zocker-Skills als „Caller", zu dessen Aufgaben es unter anderem gehört, die ständig wechselnde Strategie und In-Game-Aufstellung mit seinen Spielern zu kommunizieren.

Als Friesen und Govindasamy über einen speziellen Wettkampf der europäischen eSport-Liga ESL im polnischen Katowice sprachen, erklärte der renommierte Zocker schließlich in Bezug auf die In-Game-Kommunikation und Kommandos, die von den Profispielern häufig als comms bezeichnet werden: „Die comms bei der ESL waren ziemlich eigenartig, wenn du mich fragst." Dann zögert Friesen einen Moment, um dann fortzufahren: „Mir ist es, ehrlich gesagt, inzwischen egal. Wir waren alle auf Adderall. Ich scheiß drauf. Das Ganze war doch ziemlich offensichtlich, wenn du dir die comms anhörst. Die Leute können das jetzt haten oder was auch immer."

Govindasamy hakt nach und fragt, ob auch jeder bei der ESEA LAN-Veranstaltung (eSports Entertainment Association League Events) zu Adderall greift? Friesens knappe Antwort: Ja.

Govindasamy: Just throwing that out there for the fans, that's how you get good.
Friesen: And you can hear it in the comms right? That's what was so funny to me. Like [people saying] "shit comms [are] so hectic." So yeah that might clear up some of the questions of why it was like that.

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Das ESL-One-Event in Katowice fand im März dieses Jahres statt (hier kommentiert Friesen eine seiner Counter Strike-Schlachten). Nur einen Monat nach dem Wettkampf gab Cloud9 bekannt, sich von Friesen und seinem Teamkollegen Shahzeb „ShahZam" Khan zu trennen. Nur Wochen später erklärte Friesen offiziell, sich nun dem Nihilum-Team anzuschließen.

Es ist bekannt das High-Level eSportler auf gewisse Hacks zur Leistungssteigerung zurückgreifen, während andere der Spielmanipulation beschuldigt wurden. In manchen Kreisen des eSports gilt der Adderall-Missbrauch und Doping zur Konzentrationsteigerung ohnehin längst als offenes Geheimnis. Bisher hat jedoch noch nie ein Gamer selbst den Missbrauch so klar benannt und zugegeben.

Die Zocker großer eSport-Tuniere müssen sich keinen Dopingkontrollen unterziehen. Das ESL-Regelwerk benennt außerdem nicht dezidiert Adderall, sondern besagt nur allgemein: „Um an einem Online- oder Offline-Wettkampf teilzunehmen, ist es verboten, Alkohol, Drogen oder jegliche leistungssteigernde Mittel einzunehmen. Ein Missbrauch kann zu einem Ausschluss führen."

Anfang dieses Jahres gab der ESL-Manager Michal Blicharz allgemein bekannt, dass Drogenmissbrauch kein großes Problem in seiner Organisation sei. „Ich kenne Spieler, die Valium zum Runterkommen nehmen, aber das ist auch schon das ganze Ausmaß", erklärte Blicharz in einem Artikel zum Thema Doping im eSport im Magazin Eurogamer. „Ich glaube nicht, dass unsere Spieler sich im großen und ganzen nach Substanzen umschauen, mit denen sie ihre Leistung erhöhen."