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25-Jährige findet überraschende Waffe gegen multiresistente Keime

Die Doktorandin geht einen völlig neuen Weg und rückt den Bakterien nicht wie gewohnt chemisch zu Leibe, sondern setzt mit ihrer Forschung in der Nanotechnologie an.
Shu Lam | Bild: University of Melbourne

Im vergangenen Dezember wurde ein Szenario Wirklichkeit, vor dem Mediziner schon lange warnten: Die Ära der globalen Antibiotikaresistenz war angebrochen. Selbst der letzte Strohhalm, der Notfallhammer Colistin, zeigte sich wirkungslos gegen manche Bakterienstämme, die Blut- und Magen-Darm-Erkrankungen auslösen—damit war die Hoffnung, dass wir mit exististierenden Antibiotika noch alle Infektionen im Griff haben, endgültig verpufft.

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Sollten wir weiterhin in der bekannten Weise gegen Krankheiten vorgehen, werden im Jahr 2050 voraussichtlich zehn Millionen Menschen pro Jahr an einer Infektion mit multiresistenten Erregern sterben. Erst vergangene Woche beschrieb UN-Generalsekretär Ban Ki-moon das Problem als eine „fundamentale Bedrohung" der globalen Gesundheit und Sicherheit. Eine Lösung wird also immer dringender.

Nun könnte eine junge malayische Doktorandin an der Melbourne School of Engineering eine Alternative zur konventionellen Behandlung mit Antibiotika gefunden haben. Shu Lam entwickelte sternförmige Proteinmoleküle, die die Keime nicht wie bisher auf chemischer Basis angreifen, sondern die Zellwände der Schädlinge sprichwörtlich in Stücke reißen sollen. Am Montag wurde das Paper zu ihrer Arbeit in Nature Microbiology veröffentlicht.

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Das von der 25-Jährigen entwickelte Polymer ist in der Lage, sechs unterschiedliche multiresistente Keime ohne den Einsatz von Antibiotika zu zerstören. „Wir haben herausgefunden, dass [die Polymere] die Bakterien anvisieren und auf verschiedene Arten eliminieren", so Lam in einem Interview mit dem Telegraph. „Eine Methode besteht darin, die Zellwände der Bakterien physisch zu zerstören, was enormen Stress innerhalb der Bakterie hervorruft und diese daraufhin beginnt, sich selbst zu vernichten."Ein medizinischer Einsatz dieser sternförmigen Polymere ist jedoch noch in weiter Ferne. Bevor ein verkaufsfähiges Medikament hergestellt werden kann, müssen noch zahlreiche weitere Tests durchgeführt und auch die Nebenwirkungen auf den menschlichen Körper untersucht werden. Denn auch wenn die Ergebnisse vielversprechend sind, bisher wurden die sogenannten SNAPPs, Structurally Nanoengineered Antimicrobial Peptide Polymers, nur an Mäusen getestet.

„Der größte Vorteil scheint darin zu liegen, dass diese Bakterien effektiver und selektiver töten können", äußerte sich Cyrille Boyer von der University of New South Wales zu den Forschungsergebnissen, ließ es sich jedoch nicht nehmen, auf die noch lange Zeit bis zu einer klinischen Einführung hinzuweisen. Ihr Doktorvater Greg Qiao bezeichnete Lams Projekt als einen der größten wissenschaftlichen Meilensteine, die er in den letzten 20 Jahren an der Melbourne University gesehen habe.

Und auch Lam ist zufrieden: „[…] die vorläufigen Ergebnisse zeigen, wie die Bakterien abgetötet werden—und nicht die gesunden Körperzellen. Die meisten vorhergehenden Entdeckungen hatten sich auf Antibiotika konzentriert, während wir die Ergebnisse meiner Entdeckung nicht als Antibiotika bezeichnen. Das funktioniert ganz anders." Und das ist auch das besondere an Lams Forschung. Mit ihren Ergebnissen legt sie den ersten Stein für eine post-antibiotische Welt.