Drei Vermummte stehen in einem US-Restaurant
Die Falschnachricht lautete: Drei Männer hätten sich in einem Restaurant im kalifornischen Bluewater in die Luft gesprengt | Bild: Screenshot | Making-of: Bluewater

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Der größenwahnsinnige Terror-Prank, der die deutschen Medien blamierte

2009 stürzte ein Filmemacher die deutsche Medienlandschaft mit einem wahnwitzigen Hoax ins Chaos. Alles, was er dazu brauchte: "ein paar Laptops, eine Handvoll Eingeweihte und fünf Telefonleitungen".

Am Vorabend des Attentats schreibt Jan Henrik Stahlberg noch rasch sein Bekennerschreiben. Rauchend sitzt er in einer Kreuzberger Küche und weil es 2009 ist, postet Stahlberg die Nachricht auf MySpace. Seine Gedanken springen hin und her, er ist nervös, aufgeregt. Wird morgen die kalifornische Stadt Bluewater überall in den Medien sein? Werden Journalisten über einen Terroranschlag berichten, der hier stattgefunden haben soll? Wird sein Plan aufgehen? Durchatmen. "Sie, die Sie diese Zeilen lesen", schreibt Stahlberg schließlich, "wissen mehr als ich". Dann geht er schlafen.

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Sein Plan sollte tatsächlich funktionieren und gleichzeitig nach hinten losgehen. Jan Henrik Stahlberg, ein Filmemacher, hatte mit seinem Kollegen Marcus Mittermeier und einem ganzen Team den bisher größten deutschen Medien-Hack des 21. Jahrhunderts ausbaldowert – und Journalisten mit Hilfe von ein paar Telefonleitungen und viel Chuzpe die Nachricht von einem Terroranschlag untergejubelt, den es nie gegeben hatte.

Die Aktion sollte als Bluewater-Affäre bekannt werden. Sie ist zum einen ein Lehrstück über journalistische Sorgfalt, handwerkliche Fehler, aber auch die Macht der Medien. Gleichzeitig warf sie schon vor fast zehn Jahren die Fragen auf, die sich angesichts gefälschter Facebook-Profile und Deepfakes, Donald Trumps Wahl zum US-Präsidenten und den Protesten von Chemnitz heute noch dringender stellen: Was wird berichtet? Und was ist wirklich passiert?

Motherboard hat ausführlich mit Jan Henrik Stahlberg gesprochen, mithilfe von alten Filmaufnahmen, den Archiven der Deutschen Presse-Agentur (dpa) und inzwischen längst gelöschten Internetseiten die Bluewater-Affäre rekonstruiert.

Dieser Fake, hatte man ihm gesagt, wird nie durchgehen

Aber zunächst zu Bluewaters Schöpfer: Er würde bestimmt über Bluewater reden wollen, sagt sein Agent. Tatsächlich ruft Stahlberg einige Tage später dann mit unterdrückter Nummer an, beantwortet ausgelassen die Fragen. Man merkt, dass er immer noch stolz auf die Aktion ist. Stahlberg, mittlerweile 47 Jahre alt, ist ein deutscher Schauspieler und Filmemacher, der sich mit Filmen wie "Muxmäuschenstill" und "Fikkefuchs" einen Platz in der Szene der deutschen Autorenfilmer erarbeitet hat.

Stahlberg erzählt offen über Bluewater und die Vorbereitungen: Wie er auf die Idee kam, einen falschen Anschlag in die deutsche Presse zu bekommen. Wie er sich mit seinen Kollegen ein Wochenende lang in ein Hotel einmietete, um die Details zu besprechen. Und wie er im Vorfeld Journalisten gefragt hatte, ob das alles denn klappen könnte. Die Antwort: sehr unwahrscheinlich. "Uns wurde gesagt: Das ist so eine AAA-Nachricht, das werden die dreizehn Mal gegenchecken und sich fragen: Warum berichten die Kollegen in Amerika gar nicht darüber?", erklärt Stahlberg. Sie wollten es trotzdem tun.

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Filmemacher Jan Henrik Stahlberg kurz vor der Bluwater-Aktion
  1. September 2009: Der Regisseur Jan Henrik Stahlberg bei der Besprechung zur Bluewater-Affäre | Bild: Screenshot | Making-of: Bluewater

Am Tag nach dem Bekennerschreiben, es war der Morgen des 10. Septembers 2009, war es soweit: Drei Personen, auch Stahlberg selbst, übernahmen die Rolle des fiktiven Rainer Petersen, einem Deutschen, der angeblich gerade in der kalifornischen Kleinstadt Bluewater lebte. Dort absolvierte er bei dem Lokalfernsehsender VPK-TV gerade ein Praktikum, als es plötzlich zu einem Anschlag auf ein Restaurant kam. Die Petersens, so der Plan, sollten nun der deutschen Presse genau diese Geschichte erzählen und ihnen das geben, was in Redaktionen bei solchen Situationen Gold wert ist: Kontakt zu einem Augenzeugen vor Ort.

Stahlberg und sein Team hatten sich also über Skype fünf Telefonnummern aus den USA besorgt, damit bei den Redaktionen auch die richtige Vorwahl zu sehen war. Mit diesen klingelten sie ab 8:13 Uhr morgens bei den deutschen Medienhäusern durch, um sie über den Anschlag zu informieren: Sendungen wie Heute vom ZDF. Online-Magazine wie Spiegel Online. Und natürlich bei der größten deutschen Nachrichtenagentur dpa.

Ein falscher Praktikant verarschte mehrere erfahrene Journalisten

Die Nachrichtenagentur dpa lebt davon, blitzschnelle und akkurate Informationen zu verbreiten. Ihre Kunden zahlen Geld dafür, damit sie Nachrichten, Reportagen, Bilder verwenden können, die sie selber nicht schreiben müssen oder können. Das können Texte von Auslandskorrespondenten und gut vernetzten Politikjournalisten sein. Und heutzutage immer wichtiger: Eilmeldungen. Wenn die dpa eine Eilmeldung verschickt, dann gehen in den Redaktionen des Landes die Alarmglocken an, die Nachricht ploppt auf großen Bildschirmen auf. Auf genau diese Bildschirme wollte Jan Henrik Stahlberg Bluewater bringen.

Und tatsächlich war man bei der dpa am schnellsten. Sie sendete um 9:38 Uhr ihre erste Meldung: "TV: Anschlag in kalifornischer Kleinstadt." Das 'TV' setzte man davor, weil zu diesem Zeitpunkt die wichtigste Quelle Videomaterial auf der Seite der Homepage des Senders VPK-TV war – dem Sender also, bei der die Kunstfigur Rainer Petersen angeblich sein Praktikum absolvierte. Wer zu diesem Zeitpunkt auf die Homepage von VPK-TV ging, sah dramatisch aussehende Bilder: Polizeiabsperrungen, Männer wurden festgenommen. Eine Nachrichtensprecherin erklärte: "At 11 p.m. three heavily armed young men of Arabic descent entered a crowded restaurant in Bluewater, California. It's probable that a suicide bombing occured." Die dpa-Meldung hatte die Priorität 3.

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Videomaterial von dem vermeintlichen Anschlag

Auf der Internetseite von VPK-TV fand sich Videomaterial, das den Anschein erweckte, als hätte es einen Anschlag gegeben | Bild: Screenshot | Making-of: Bluewater

Die Prioritäten-Skala der dpa ist für ihre Kunden ein wichtiges Kriterium, um relevante Nachrichten sofort zu erkennen. Bei einem Verkehrsunfall gibt es normalerweise die Priorität 4, eine Meldung aus dem politischen Berlin erhält häufig die Priorität 3. Wenn wir die Push-Nachricht einer News-App auf unser Smartphone bekommen, dann basiert die häufig auf einer Eil-Meldung mit Priorität 2. Priorität 1, die sogenannten "Blitz"-Meldungen, gab es erst 27 Mal in der 69-jährigen Geschichte der dpa. Die bislang letzte: "AP: Donald Trump zum 45. US-Präsidenten gewählt".

Warum Stahlberg die Bluewater-Affäre nicht als Fake News sehen will

Priorität 3 für Bluewater hieß also, dass Medien auf die Meldung aufmerksam wurden, dabei waren die Videos gar nicht echt. Stahlberg und sein Team hatten einfach Material aus ihrem neuen Film Short Cut to Hollywood genommen, der sie erst zu Bluewater inspiriert hatte. In dem Film versuchen drei Deutsche, mit allen Mitteln in den USA berühmt zu werden, unter anderem mit einem falschen Suizidanschlag.

Die Szenen stellte Stahlberg auf die frisch im Juni erstellte Homepage vpk-tv.com. Den Wikipedia-Eintrag von Bluewater hatte Stahlbergs Team gefälscht, ebenso legte man eine Website für die Stadt in Kalifornien an, die es in Wirklichkeit gar nicht gibt: bluewatercity.com. Hier fanden sich auch Telefonnummern des Sheriffs und der Feuerwehr, bei denen deutsche Redaktionen gleich mal anriefen. Was sie nicht wussten: Sie wurden nicht nach Kalifornien, sondern direkt nach Berlin-Friedrichshain durchgestellt.

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dpa-Meldung zum vermeintlichen Anschlag

Die erste Meldung der dpa zu Bluewater um 9:38 Uhr | Bild: Screenshot | Making-of: Bluewater

Stahlberg war mit seiner Aktion der Zeit voraus: Die Debatten um digitale Desinformation und Einflussnahme in sozialen Netzwerken hatten noch nicht stattgefunden. Plattformen, die für die Verbreitung in die Kritik geraten sollten, steckten alle noch in den Kinderschuhen: Facebook gab es seit fünf Jahren, Twitter seit gerade mal drei Jahren, alle große Medienmarken stellten ihre Zeitungsinhalte noch kostenlos ins Internet.

Der Begriff Fake News stand noch nicht im Duden. Dabei will der Filmemacher seine Aktion nicht in Zusammenhang mit diesem Begriff sehen. "Für mich ist ein Wort wie Fake News ein Schlagwort, das so oft gebraucht und auch missbraucht wird, dass ich es gar nicht mehr verwenden möchte." Für ihn war es ein Hoax, ein Schabernack, ein Streich. Aber ganz bestimmt keine Desinformation, keine Einflussnahme, keine Fake News, findet zumindest Stahlberg. Nicht nur die dpa-Redakteure damals wären wahrscheinlich anderer Meinung.

Der Fake-Terroranschlag des Regisseurs war eine PR-Aktion für seinen neuen Film

Die Frage stellt sich natürlich: Warum betrieb Stahlberg den Aufwand? Die ganze Aktion für ein paar Lacher auf Kosten der Medien? Nein, sagt er heute, das sei eine Form von Medienkritik gewesen. "Es hat nicht nur einen großen Unterhaltungswert, sondern es ist tatsächlich eine Frage, die wir uns stellen sollten: Warum berichten wir so schnell?" Sein Vorwurf: Anzeigenkunden brächen weg, es gehe nur noch um Quote, der Markt werde rauer, Journalisten würden lauter. Und die Qualität der Berichterstattung leide unter dem wirtschaftlichen Druck, immer die Ersten sein zu müssen.

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Doch bei all der berechtigten Medienkritik darf man ein weiteres wichtiges Motiv für die Aktion nicht vergessen: Stahlberg wollte Aufmerksamkeit. Nicht nur für seine Fragestellung an die Gesellschaft, nein, viel profaner: für Short Cut to Hollywood – den Film, aus dem das Videomaterial zum Attentat stammt und der zwei Wochen später seinen Kinostart haben sollte.

Noch vor dem Mittagessen war die größte deutsche Nachrichtenagentur gleich zweimal auf Stahlberg reingefallen

Zurück nach Berlin ins Jahr 2009, 9:59 Uhr: Mehrere Medien brachten die Nachricht eines Anschlags, die dpa hatte gerade einen Überblick mit bisher bekannten Informationen an ihre Kunden verschickt. Für Stahlberg Zeit, um die zweite Phase einzuläuten. Der falsche Praktikant Rainer Petersen rief bei der dpa an, korrigierte die Meldung und informierte die Redaktionen nun, den Anschlag habe es gar nicht gegeben. Stattdessen hätten drei Deutsche nur einen Anschlag inszeniert. Diese drei Männer seien Teil einer Rap-Gruppe, mit dem Namen Berlin Boys, erklärt der falsche Petersen. Mit mittlerweile Priorität 2 meldete die dpa schon um 10:06 Uhr darauf: "(Eil) Polizei: Bericht über Anschlag nur ein Scherz".

Die dpa war gleich ein zweites Mal auf Stahlberg hereingefallen. Denn auch die drei Deutschen und die Band Berlin Boys waren erfunden. Als Authentiztätsbeweis hatte Stahlbergs Team ein Musikvideo der Band auf YouTube hochgeladen. Der Bandname findet sich sogar in einer späteren Meldung der dpa.

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Ein US-Schauspieler spielte den Sheriff am Telefon

Heute mal Sheriff und Feuerwehrmann: Ein US-Schauspieler übernahm drei Rollen auf einmal | Bild: Screenshot | Making-of: Bluewater

In Berlin-Friedrichshain war es mittlerweile Mittag geworden, es herrschte Hochbetrieb in der Bluewater-Zentrale. Wer bei VPK-TV anrief, landete bei Rainer Petersen, gespielt von Stahlberg und zwei seiner Kollegen. Ein US-amerikanischer Schauspieler übernahm die Rollen des Polizei-, Feuerwehr-, und des Chefs des kalifornischen Lokalsenders. Immer wenn ein Journalist anrief, wurden alle extra laut, um Geschäftigkeit vorzutäuschen. Polizeisirenen wurden per Lautsprecher in Dauerschleife eingespielt. Es wirkte authentisch, die Medien fielen drauf rein. In unübersichtlichen Nachrichtenlagen gilt die dpa als höchst vertrauenswürdig, Informationen werden schließlich unüberprüft von Sendern und Zeitungen in ganz Deutschland übernommen. Für Stahlberg war die Aktion jetzt schon ein voller Erfolg.

Wie das Geheimnis um Bluewater doch gelöst wurde

Wäre es nicht zu einer folgenschweren Verwechslung gekommen, möglicherweise würden manche Journalisten bis heute denken, dass es die Berlin Boys und die Stadt Bluewater wirklich gab.

Doch durch eine belegte Skype-Leitung wurde ein Anruf direkt an die Festnetznummer der Friedrichshainer Wohnung durchgestellt, erzählt Stahlberg. Eine Assistentin meldete sich dann auf Deutsch, am anderen Ende der Leitung wunderte man sich aber: Man wolle doch zu Rainer Petersen – dem deutschen Praktikanten beim amerikanischen Fernsehsender. "Da haben wir gemerkt, da ist was schief gelaufen", sagt Stahlberg heute.

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Man habe sich kurz im Team besprochen: "Dann können wir jetzt auch auspacken und sagen: Alles klar, Leute, das war hier ein Hoax", so beschreibt er die Stimmung in der Wohnung. Die dpa bat um 13:44 Uhr ihre Kunden, die Bluewater-Berichterstattung nicht mehr zu verwenden. Man gehe Hinweisen nach, denen zufolge mehrere Websites gefälscht sein sollen.

Doch da war es schon zu spät. Nicht nur die dpa fiel auf den Fake rein. Die Website Heute.de vom ZDF habe die Nachricht vom falschen Terroranschlag auch groß gebracht, erinnert sich Stahlberg. Das Making-of der Bluewater-Affäre zeigt Meldungen auf den Websites der Sächsischen Zeitung, der Süddeutschen Zeitung, auch ein belgisches und ein französisches Medium fielen drauf rein.

Auch heute.de berichtete über Bluewater

Auch heute.de fiel auf Bluewater herein, der Journalist telefonierte ebenfalls mit dem falschen Petersen | Bild: Screenshot | Making-of: Bluewater

Auf Stern.de findet sich eine Chronik, wie andere Medien mit der Recherche zur Geschichte umgegangen waren. So hätte die Redaktion von Stern.de die Polizeistelle des zuständigen kalifornischen Countys angerufen. Hier, mitten in der Nacht, wusste man nichts von einem Terroranschlag, auch nicht von einem Scherz dreier deutscher Rapper. Nur Anrufe von "seltsamen deutschen Medien" würden ständig reinkommen, hieß es.

Es dauerte nicht lange, bis sich auch Medienjournalisten dem Thema annahmen. Stefan Niggemeier schrieb damals für den Bildblog gar zwei Artikel ("Wie in Bluewater einmal nichts passierte") und die dpa zog "Sechs Lehren aus Bluewater". Demütig erklärt der damalige dpa-Chefredakteur Wolfgang Büchner zu der ganzen Affäre: "Eine Story, die zu gut ist, um wahr zu sein, ist vermutlich genau dies: nicht wahr." Weiter heißt es: "Es ist absolut unplausibel, dass die dpa als einziges Medium exklusiv von einem Terroranschlag in den USA erfährt und dort nur ein lokaler TV-Sender darüber berichtet. Je größer und unwahrscheinlicher eine Story ist, desto gründlicher müssen wir sie überprüfen."

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Nach vorausgehenden Gesprächen, die Hoffnung darauf machten, dass auch die dpa ihre heutige Sicht auf die Ereignisse des 10. September 2009 schildern würde, erhielt Motherboard jedoch eine Abfuhr. Auf Anfrage teilte die dpa vor Kurzem mit, dass man sich zu diesem Thema aktuell leider nicht äußere. Das mag auch damit in Verbindung stehen, dass man bei der dpa gerade die Scherben wegen eines aktuellen Plagiatfalls zusammenkehrt hat.

Wirkliche Gewinner kennt diese Geschichte nicht

Vielleicht liegt die Reaktion der dpa aber auch einfach daran, dass die Bluewater-Berichterstattung so eine unrühmliche Episode in der Geschichte des deutschen Agenturjournalismus darstellt. Wer sich jetzt, rund zehn Jahre später, die archivierten Seiten der Bluewater-Affäre anschaut, stößt immer wieder auf Details, bei denen einen verwundert, dass der Schwindel so lange gehalten wurde.

Nicht nur die MySpace-Seite der Fake-Rapper Berlin Boys, auf der Stahlberg am Abend zuvor sein Bekennerschreiben gepostet hatte, stand ja bereits im Netz, als die Meldung die ersten medialen Kreise zog. Auch ins Impressum der Website des Fernsehsenders, zwischen unübersichtliche Paragraphen, hatte Stahlberg einen kleinen Text geschmuggelt. Hier findet sich folgender Auszug:

"We are proud to announce you in bad english, that the whole thing was a huge fake. A scandale. Not only that there is no suicide attack ever happening in Bluewater – also our tv station doesn’t exist at all. Bluewater has not tv station. Before we forget: also the berlin boys, never exist. In fact, nothing ist true. So if you have read this carefully, you know more: Relax, take a beer and take it as what it is: a satire."

Auch Stahlberg hadert zum Teil mit seinem Medien-Hack: "Die Arbeit vieler Menschen, die an Short Cut to Hollywood mitgearbeitet haben, die haben wir mit Bluewater leider indirekt zunichte gemacht", räumt Stahlberg ein. Klare Gewinner scheint die Affäre nicht zu kennen.

Drei Personen spielten den falschen Praktikanten Rainter Petersen

Bluewater sollte ein PR-Coup werden, doch für die Macher ging die Affäre großteils nach hinten los | Bild: Screenshot | Making-of: Bluewater

Denn der geplante PR-Hype zu Short Cut to Hollywood war nach hinten losgegangen. Der Filmverleih distanzierte sich noch am gleichen Tag von der Aktion, berichteten Medien aufgrund einer dpa-Meldung. Anstatt dass man die Bluewater-Affäre als gelungene Kunstaktion feierte, fiel sie und der Film in der Öffentlichkeit und der Fachpresse größtenteils durch.

Stahlberg erklärt sich das so: "Das Wichtigste im Journalismus ist Glaubwürdigkeit", sagt er rund zehn Jahre später. "Wenn die dadurch unterminiert wird, dass herauskommt, dass man Unsinn veröffentlicht hat, dann kratzt das am Renommee." Das habe Stahlberg unterschätzt, "und dann schlägt die Presse auch zurück und da gab es viel böses Blut." Er wisse von befreundeten Journalisten, dass man ihm die Affäre in verschiedenen Medienkonzernen immer noch vorhalte. Weshalb, versteht er nicht. "Diese Reaktion halte ich für total falsch. Sie ist der beste Grund für einen neuen Hoax."

Denn unabhängig von der künstlerischen Qualität von Short Cut to Hollywood – IMDb gibt ihm 6 von 10 Sternen: Über den Film wurde zu seinem Kinostart so gut wie gar nicht berichtet. Stahlberg führt das auf die Bluewater-Affäre zurück. Lediglich 7.000 Zuschauer hätten den Film am Ende gesehen, sagt er. Doch für einen kurzen Moment war immerhin Bluewater überall.

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