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Frauenmagazine geschockt, weil NASA angeblich „Sternzeichen verschoben“ hat

Ein Schreck ging durch die Magazinwelt, als die NASA scheinbar aufdeckte, dass fast jeder eigentlich ein anderes Sternzeichen hat. Doch der NASA ging es eigentlich um etwas ganz anderes.
Wenn die Erde um die Sonne kreist, scheint die Sonne Sternkonstellationen zu „passieren“ | Bild: Wikimedia | Tauʻolunga | CC BY-SA 3.0

Ein Schock ging Ende letzter Woche durch die Redaktionen von Frauenzeitschriften dieser Welt, denn die NASA hat unsere Sternzeichen upgedated—und nichts ist wie bisher. Hieß es. „Die NASA hat sich dazu entschieden, unsere Leben zu zerstören und unsere Tierkreiszeichen zum ersten Mal seit 2.000 Jahren zu aktualisieren. Das bedeutet, dass ganze 86% von uns jetzt ein anderes Sternzeichen haben!", schreibt beispielsweise die Cosmopolitan und auch die Marie Claire ist ganz aufgeregt: Nicht nur hätten wir jetzt alle plötzlich ein anderes Sternzeichen, es gebe seit dem NASA-Update nun sogar ein 13. Tierkreiszeichen, den „Schlangenträger".

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Fakt ist: Die NASA hat durchaus einen Artikel zum Thema Astrologie veröffentlicht—allerdings erschien dieser bereits am 13. Januar auf spaceplace, der Kinderseite der NASA, was vielleicht erklärt, wie diese News in Elternkreisen so lange geheim bleiben konnte. Fakt ist aber auch, dass die NASA in ihrer kleinen Abhandlung das Gegenteil beweist als die Cosmopolitan daraus gemacht hat. Das hätte man übrigens schon an der Überschrift des Artikels erkennen können: „Astrologie ist keine Astronomie", heißt es da nämlich.

Die NASA hat sich natürlich nicht entschlossen, unseren Sternzeichen ein Update zu verpassen, sondern nur ein wenig Wissenschaftlichkeit in die Debatte injiziert—indem sie Astrologie als unwissenschaftliches Relikt entlarvte. Denn die Sternbilder haben sich im Laufe der Jahrtausende zwar in schöner Regelmäßigkeit über das Himmelsgewölbe bewegt, die Erdachse hat sich jedoch mit der Zeit in ihrer Position verschoben. Grund dafür ist die Präzession, eine Bewegung der Erde, die sie um ihre eigene Achse „leiern" lässt. Durch diesen Effekt, bei dem unser Planet langsam um seine eigene horizontale Achse rotiert, ändert sich auch die Ausrichtung des Nordpols zum Himmel und damit im Laufe der Jahrtausende nach und nach auch die Position der Sternbilder. Als Beispiel führt die NASA an, dass eine Person mit dem Geburtstag 4. August nicht das Sternzeichen Löwe, sondern eigentlich das Sternzeichen Krebs haben müsste.

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Die Cosmopolitan hat aus diesen Erkenntnissen nun diese aktualisierten Sternzeichen abgeleitet:

Steinbock: 20. Januar - 16. Februar
Wassermann: 16. Februar - 11. März
Fische: 11. März - 18. April
Widder: 18. April - 13. Mai
Stier: 13. Mai - 21. Juni
Zwillinge: 21. Juni - 20. Juli
Krebs: 20. Juli - 10. August
Löwe: 10. August - 16. September
Jungfrau: 16. September - 30. Oktober
Waage: 30. Oktober bis 23. November
Skorpion: 23. November - 29. November
Schlangenträger: 29. November - 17. Dezember
Schütze: 17. Dezember - 20. Januar

Vor 3.000 Jahren teilten die Babylonier den Kreis der über den Himmel ziehenden Sternbilder wie eine Pizza in zwölf gleiche Teile und wiesen jedem Monat eine Sternenkonstellation zu, beschreibt die NASA die Entstehung unser heutigen Tierkreiszeichen. Der „Schlangenträger", eine Konstellation, die als 13. Tierkreiszeichen vor tausenden von Jahren zwischen Skorpion und Schütze angesiedelt war, wurde von den Babyloniern übrigens zwecks harmonischer Zwölfmonatseinteilung einfach wieder herausgestrichen. Den antiken Astronomen war bereits bekannt, dass die Sonne aufgrund der verschiedenen Konstellationsgrößen nicht immer die gleiche Zeit braucht, um über eine Konstellation zu ziehen—damit konnte der astrologische Kalender nicht korrekt sein.

Daher ist die Meldung, dass von Wassermann bis Schütze alle Tierkreiszeichen bis zum heutigen Tag um circa einen Monat nach hinten gerutscht sind, nur ein von der NASA berechneter Beweis dafür, dass die Astrologie von Grund auf auf wackeligen Füßen der Unwissenschaftlichkeit steht.

Oder wie es Space Place formuliert: „In früheren Zeiten verstanden Astronomen weder ganz, wie die Erde, die Sonne und die Sterne sich bewegten, noch hatten sie eine Ahnung davon, dass das Universum so riesig ist. Aber sie beobachteten gern den Himmel und versuchten, ihn irgendwie zu begreifen."

Vor diesem Hintergrund erscheint die Erkenntnis über die Verschiebung weder abwegig noch als eine überraschende Neuheit, denn das Universum mit seinen Gestirnen ist nun einmal nicht in Stein gemeißelt. Die einzige Feststellung, die die NASA jenseits ihrer kleinen Tierkreiseinführung abgibt, ist übrigens folgende: Astrologie ist keine Wissenschaft—sondern ein Relikt der antiken Himmelsbeobachtung.