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Diese 41 Webseiten sind in Kuba gesperrt

Mit einem simplen Trick könnt ihr die Zensur aber umgehen.
Bild: shutterstock | Komposition: Louise Matsakis

Du bist in Kuba und möchtest mal kurz per Skype zu Hause anrufen? Ohne einen VPN-Server hast du da leider Pech gehabt. Denn genau wie Dutzende Websites ist der Instant Messenger in Kuba gesperrt.

Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des Open Observatory of Network Interference (OONI), die vergangene Woche veröffentlicht wurde. Der Bericht zeigt, wie stark das Internet in Kuba immer noch zensiert wird.

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Die Forscher des OONI, die Teil des Tor Projects sind, untersuchten zwischen dem 29. Mai und 10. Juni acht verschiedene Internet-Zugriffspunkte in den drei kubanischen Städten Havanna, Santiago de Cuba und Santa Clara. Ihre Ergebnisse zeigen, dass in Kuba 41 Websites gesperrt sind, darunter auch das Cuban Free Press Project sowie Freedom House, zwei Organisationen, die sich für Pressefreiheit beziehungsweise Bürgerrechte einsetzen. Insgesamt testeten die Forscher fast 1.500 verschiedene Websites.

Die meisten der gesperrten Seiten kritisierten laut dem Bericht direkt oder indirekt das Castro-Regime. So machten Nachrichtenseiten, die in der Vergangenheit regierungskritische Artikel veröffentlicht haben, den Großteil der blockierten Seiten aus. Die gesamte Liste der gesperrten Websites, findet ihr in der Studie des OONI.

"Vor unserer Reise nach Kuba hatten wir gehört, dass regierungskritische Seiten dort gesperrt sind", erklärten die Forscher Simone Basso, Maria Xynou und Arturo Filastò gegenüber Motherboard. "Deshalb wollten wir mit Daten belegen, wie viele Seiten, die Kritik üben und sich für Menschenrechte einsetzen, tatsächlich blockiert werden."

Bild: OONI

Allerdings fanden die Forscher heraus, dass es auch eine Möglichkeit gibt, die geblockten Seiten zu nutzen: "Nur die HTTP-Versionen dieser Seiten sind gesperrt", heißt es im Bericht. "Somit können Nutzer die Zensur möglicherweise umgehen, indem sie die Seiten über HTTPS aufrufen."

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Skype war übrigens der einzige populäre Kommunikationsdienst unter den gesperrten Seiten. Andere Nachrichten-Apps wie der Facebook Messenger oder WhatsApp sind in Kuba hingegen weit verbreitet. Die Forscher fanden auch heraus, dass einige Proxy-Server wie Anonymouse, mit denen man anonym im Internet surfen kann, in Kuba gesperrt sind.

Die kubanische Regierung ist jedoch nicht allein dafür verantwortlich, dass bestimmte Seiten von Kuba aus nicht aufgerufen werden können. So hat beispielsweise Google den Zugriff auf seine Entwickler-Plattform App Engine blockiert, über die Web- und Mobile Apps entwickelt werden können.

OONI vermutet, dass diese Sperrung mit dem Handelsembargo zusammenhängt, dass die USA gegen Kuba verhängt hat. "Es gibt verschiedene Einschränkungen, die Google daran hindern, das gesamte Angebot an Plattformen und Dienstleistungen in allen Regionen anzubieten", erklärte ein Sprecher von Google. "Einige Dienstleistungen sind beispielsweise aufgrund der US-amerikanischen Gesetzgebung in bestimmten Ländern nicht verfügbar, dazu zählt auch Kuba."


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Die Forscher bemerkten bei ihrer Untersuchung auch, dass das kubanische Internet von dem chinesischen Telekommunikationsunternehmen Huawei unterstützt wird. "Im Header der blockierten Seiten wird beispielsweise auf Huawei-Produkte verwiesen", erklären die Forscher. "Es ist jedoch unklar, ob und inwiefern Huawei tatsächlich an der Internet-Zensur in Kuba beteiligt ist." Huawei hat auf unsere Anfrage zu dem Thema nicht reagiert.

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Da in der OONI-Studie nur 1.500 URLs getestet wurden, kann es sein, dass noch weitere Websites in Kuba gesperrt sind. "Es ist schwer, wirklich repräsentativ zu sein, und daher gibt es wohl auch bei unserer Methode eine gewisse Voreingenommenheit, welche Websites getestet wurden", räumen die Forscher selbst ein.

Der kubanische Präsident Raúl Castro bei einer Militärparade im Januar 2017 | Bild: imago/Agencia EFE

Insgesamt kommen die Forscher zu dem Schluss, dass die Zensur des kubanischen Internets nicht sehr stark ausgeprägt ist. "Da die Internetnutzung in Kuba sehr teuer ist und das Internet somit für die meisten Menschen sowieso nicht zugänglich ist, braucht die kubanische Regierung (bisher) auch gar nicht viel Energie in die Zensur zu stecken", meinen die Forscher. "Außerdem scheint das politische Klima im Land die Selbstzensur zu fördern – und das ist wahrscheinlich die effektivste Art der Zensur."

Obwohl Kuba seit 1996 mit dem Internet verbunden ist, galt es lange als eines der am schlechtesten vernetzten Länder der Welt. Die kubanische Regierung lockerte 2008 zwar die Bestimmungen, kontrolliert aber noch immer streng den Verkauf von Internet-Hardware. Aus diesem Grund haben laut der World Bank auch heute nur etwa 37 Prozent der 11 Millionen Einwohner Kubas Zugang zum Internet. Ein weiterer Grund, warum sich das Internet nur langsam verbreitet, sind die hohen Kosten: Eine Stunde surfen kostet in Kuba etwa einen CUC, das sind umgerechnet 0,84 Euro.

Das hört sich aus deutscher Sicht vielleicht bezahlbar an – in Kuba verdienen jedoch 61 Prozent der Einwohner laut einer Erhebung von 2016 weniger als 85 Euro im Monat. Außerdem gibt es in Kuba nur einen Netzanbieter, das staatliche Telekommunikationsunternehmen ETECSA. Zwar haben technisch begabte Kubaner ein paar unabhängige Netzwerke eingerichtet, aber diese sind eigentlich illegal.

Trotz allem steigt die Zahl der Kubaner, die online sind, weiter stetig an: 2015 richtete die Regierung den ersten öffentlichen WiFi-Hotspot ein und inzwischen gibt es mehrere Hundert dieser zentralen Internetzugangsmöglichkeiten. Die meisten Kubaner haben immer noch keinen Internetzugang in ihren Wohnungen. Anfang des Jahres brachte Google als einer der ersten großen Internetriesen seine Server ins Land.

Da nun also immer mehr Kubaner das Internet nutzen, ist es möglich, dass die Regierung ihre Kontrollen ausweiten wird. Das vermuten zumindest die Forscher hinter der OONI-Studie: "Während sich die Internet-Landschaft in Kuba weiterentwickelt, könnte sich parallel auch die Internet-Zensur verstärken."