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Wenn dich Facebook und Twitter stressen, ist dieses Tool genau richtig für dich

Du ertappst dich dabei, wie du dich ein bisschen zu doll über Likes, Shares und neue Follower freust? Ein Künstler hat ein Tool programmiert, mit denen du soziale Medien wieder ganz relaxed nutzen kannst.
Donald Trumps Twitter-Account – ohne Zahlen. Screenshot: Motherboard

Ende Februar hat ein Mann die Logik von Social Media ausgehebelt. Er heißt Ben Grosser, macht Medienkunst und lehrt an der University of Illinois in den USA.

Grosser hat vor gut zwei Wochen eine Browser-Erweiterung bereitgestellt, die auf Twitter alle Zahlen verbirgt. Wer sie herunterlädt und den Regelschieber "Hide Metrics" umlegt, sieht weder Follower noch Herzchen. Ihm wird verborgen, wie wie viele Nutzer einen Tweet retweetet haben oder auf ihn geantwortet – bei fremden Accounts und auch nicht beim eigenen.

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Die Erweiterung heißt "Twitter-Demetricator" und ist Grossers zweites Werk.

Wer seinen Wert messen kann, will mehr

Vor gut vier Jahren hat er ein ähnliches Tool für Facebook gebaut. Damals hat Grosser einen wissenschaftlichen Artikel geschrieben, in dem er zeigt, wie besessen wir von Zahlen werden. Er zitiert Friedrich Engels und Karl Marx, Max Horkheimer und Theodor Adorno. Kurz zusammengefasst dreht sich der Text um Kapitalismus und dessen Eigenart, den Dingen und den Menschen einen Wert zuzuweisen: Wer seinen Wert messen kann, will unweigerlich mehr – zum Beispiel mehr Vermögen.

Facebook und Twitter übertragen diese Logik auf unsere sozialen Interaktionen. Selbstverständlich ist es nicht neu, dass Menschen um Aufmerksamkeit und Zuneigung streiten: Wir wollen gemocht werden. Auf dem Schulhof lachen Kinder über manche Witze laut und rollen bei anderen mit den Augen. Doch diese kleinen Triumphe und die peinlichen Momente vergehen schnell, jeder nimmt sie anders wahr.

Ein Post ohne Like oder Antwort steht dagegen vielleicht für immer als Erinnerung an die eigene Schande auf der Pinnwand. Und selbst wenn das Feedback gut ist, will man beim nächsten Post noch mehr – siehe Marx, Kapitalismus und so weiter. Oder ohne Theorieballast: Facebook macht das soziale Leben zum Spiel und der Spieler will immer mehr Punkte.

Man fühlt sich ein bisschen mehr zen

Der Demetricator hilft auch, die eigene Timeline anders zu sehen. Man nimmt nicht mehr wahr, welcher Post viele Likes hat und welcher Account viele Follower, sondern entscheidet selbst, was wichtig ist und was nicht (klar, auf Facebook sortiert der Algorithmus trotzdem vor).

So nimmt der Demetricator Social Media den Druck, man fühlt sich ein bisschen mehr zen auf Twitter und Facebook. Die Tools haben allerdings einen Nachteil: Sie funktionieren nur im Browser und nicht in der App.