Der mysteriöse "Schwarze Ritter" aus dem Weltall hält Wissenschaftler und Alienjäger seit 100 Jahren in Atem
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Der mysteriöse "Schwarze Ritter" aus dem Weltall hält Wissenschaftler und Alienjäger seit 100 Jahren in Atem

Uralte Alien-Sonde oder wildgewordene Thermodecke? Wir werfen einen Blick hinter die zahllosen Theorien, die sich um das dunkle Etwas aus dem Weltall ranken.

1899 glaubte Nikola Tesla, im Kontakt mit Außerirdischen zu stehen. Eigentlich hatte der serbischstämmige Pionier der Funktechnik den riesigen Mast auf seinem Grundstück in Colorado Springs errichtet, um mit drahtloser Energie zu experimentieren. Damit könnte er unabsichtlich als erster Mensch eine Nachricht aus dem All empfangen haben.

"Ich bin fest davon überzeugt, dass es auf dem Mars hochintelligente Wesen gibt", erklärte Tesla 1923 einem Reporter des Albany Telegram. "Während meiner Experimente in Colorado konnte ich außergewöhnliche Hinweise darauf erbringen, dass Leben auf dem Mars existiert. Mit einem drahtlosen Empfänger, der viel sensibler als alle seine Vorgänger war, empfing ich Signale, die ich als '1--2--3--4' interpretierte. Ich glaube, dass die Marsianer Zahlen für die Kommunikation gewählt haben, weil Zahlen universell gültig sind."

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Trotz Teslas "fester Überzeugung" brachte ihm diese überirdische Hypothese lediglich den Spott seiner Zeitgenossen ein, von denen viele seine Aussagen als PR-Stunt abtaten. Trotzdem hat Teslas wilde Vermutung Wissenschaftler und Alienjäger in den letzten hundert Jahren nie ganz los gelassen. Die Tesla Society hat beispielsweise die Theorie aufgestellt, dass er möglicherweise Radiowellen aus dem Weltraum empfangen haben könnte – oder Störsignale durch Stürme auf dem Jupiter.

Im 20. Jahrhundert kam jedoch noch eine alternative Theorie auf, die fragte: War Tesla von einem 13.000 Jahre alten Alien-Artefakt kontaktiert worden, das um die Erde kreist? Dieses Objekt ist unter UFO-Jägern als "Black Knight"-Satellit bekannt.

Geisterhafte Weltraum-Echos und ein Science-Fiction-Autor füttern den Mythos

Die Spekulationen um den "Schwarzen Ritter" sind ein Sammelsurium von verschiedenen Berichten, die nicht viel gemein haben, außer dass sie alle von einem unbekannten Flugobjekt handeln, das um die Erde tingelt. Niemand kann mit Sicherheit sagen, wann oder wo dieser Mythos seinen genauen Ursprung hat, aber die Berichte über den "Schwarzen Ritter" reichen von Teslas Experimenten Ende des 19. Jahrhunderts bis zum Bau der Internationalen Raumstation ISS. Ebenso vielfältig sind auch die vermeintlichen Belege für die Existenz des "Schwarzen Ritters": Sie reichen von Gerüchten im Internet bis hin zu angeblichen "Beweisfotos" der NASA, die von Alien-Fans als Beleg für ihre Theorie interpretiert wurden.

Glaubt man den "Black Knight"-Jüngern, so trat das mysteriöse außerirdische Artefakt 1927 zum zweiten Mal in Erscheinung. Diesmal wurde die vermeintliche Kontaktaufnahme von dem norwegischen Ingenieur Jørgen Hals bezeugt.

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Bei seinen Experimenten mit Funksignalen bemerkte Hals, dass einige der Signale ein verzögertes Echo erzeugten, das erst einige Sekunde nach Ende der Übertragung auftrat. Wodurch diese sogenannten "Long Delayed Echoes" ausgelöst wurden, konnte er sich nicht erklären. Auch 90 Jahre nach Hals' Entdeckung ist es niemandem gelungen, das Auftreten der unheimlichen Echos vollständig zu erklären – somit sind sie ein gefundenes Fressen für alle Freunde der gepflegten Verschwörungstheorie.

1973 verfasste der Science-Fiction-Autor Duncan Lunan einen Artikel für das Spaceflight Magazine , in dem er spekulierte, dass eine 13.000 Jahre alte außerirdische Raumsonde in der Umlaufbahn des Mondes für das unerklärliche Echo verantwortlich sein könnte. Obwohl Lunan in seinem Text den "Black Knight"-Satelliten mit keinem Wort erwähnt, zitieren viele Anhänger des mysteriösen Satelliten Lunan als eine Quelle für ihre Theorie. Durch die große öffentliche Aufmerksamkeit sah sich Lunan schließlich gezwungen, sich öffentlich von der Theorie des "Schwarzen Ritters" zu distanzieren.

Erste Sichtungen während des Kalten Krieges

In den 60er Jahren beschränkte sich der Kontakt mit dem "Black Knight"-Satelliten dann nicht mehr nur auf kryptische Funksignale – Berichten zufolge wurde er auch zum ersten Mal gesehen. Das Nachrichtenmagazin TIME berichtete, dass ein unbekanntes Objekt in der polaren Erdumlaufbahn gesichtet worden sei. Diese Sichtung galt als ungewöhnlich, da sowohl die US-amerikanischen als auch die sowjetischen Satelliten zu dieser Zeit in der äquatorialen Umlaufbahn kreisten. Ein paar Wochen nach diesen ersten Berichten, erklärte das US-amerikanische Verteidigungsministerium jedoch, dass das Objekt als Teil des Discovery-Satelliten identifiziert worden sein.


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Diese Erklärung konnte jedoch bei Weitem nicht alle Zweifler überzeugen und so wurde der mysteriöse "dunkle" Satellit, wie das TIME-Magazin ihn nannte, noch viele Jahre lang als Beweis für die Existenz des "Schwarzen Ritters" herangezogen. Wie sich herausstellte, war diese Skepsis auch nicht völlig unbegründet – auch wenn sich das unbekannte Objekt nicht als außerirdischer Flugkörper herausstellen sollte. Vielmehr wurde aus ehemals geheimen Dokumenten ersichtlich, dass das Objekt Teil der US-amerikanischen CORONA-Mission waren, die Spionagesatelliten einsetzte, um sowjetische Raketenstationen zu beobachten.

Ein Weltraum-Fauxpas lässt die Gerüchteküche überkochen

In den 70er und 80er Jahren wurde es in der Gerüchteküche um den "Schwarzen Ritter" etwas ruhiger. Das änderte sich 1998 jedoch schlagartig, als die Besatzung der Space-Shuttle-Mission STS-88 an Bord der Endeavor ein unförmiges schwarzes Objekt fotografierte, das unheilvoll über der Erde zu schweben schien. "Black Knight"-Anhänger sahen sich bestätigt: Endlich war der erste handfeste Fotobeweis für das außerirdische Objekt erbracht.

Die NASA hat jedoch eine viel simplere Erklärung für die Bildaufnahmen parat. Die STS-88 Mission war der erste Flug einer Raumfähre zur Internationalen Raumstation (ISS) mit dem Ziel, verschiedene Arbeiten an der ISS durchzuführen. In einem Interview erklärte der NASA-Astronaut Jerry Ross, dass die vermeintliche Sichtung des "Schwarzen Ritters" tatsächlich durch ein Missgeschick bei den Arbeiten an der ISS entstanden sei. Während eines Weltraumspaziergangs, bei dem eine Wärmeisolierung an freiliegenden Metallhalterungen der ISS angebracht werden sollte, löste sich laut Ross löste eine der Thermodecken und schwebte davon.

Dieses Missgeschick wurde von anderen Besatzungsmitglieder der Endeavor auf Video eingefangen. Bei der Aufnahme hört man im Hintergrund auch, wie die Astronauten darüber diskutieren, ob eine Bergung der Decke möglich sei. Am Ende stellte sich dieses Unterfangen jedoch als unmöglich heraus. Daher wurde das mysteriöse Objekt mehrfach fotografiert, bevor es eine Woche später aus der Umlaufbahn fiel und auf seinem Weg zur Erde verbrannte.

Die wildgewordene Weltraumdecke ist das vorerst letzte Kapitel der bewegten Geschichte des "Schwarzen Ritters". Obwohl die NASA durch ihre Fotos die Existenz eines außerirdischen Flugkörpers widerlegen konnte, bleibt die Thermodecke doch weiterhin Inspirationsquelle für den unendlichen Strom an Spekulationen und Verschwörungstheorien im Netz.