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Was hinter der monströsen Blutfontäne steckt, die an der Pazifikküste ins Wasser schießt

"Ich wusste nicht, dass es so grauenvoll und ekelhaft sein würde."
Bild: Tavish Campbell 

Die malerische Wasseroberfläche vor den kanadischen Vancouver Islands vermittelt eigentlich ein Bild des Friedens. Doch weiter unten bietet sich ein schauriges Schauspiel: Unbemerkt ergießt sich hier aus einer Leitung ein kräftiger Blutstrom ins ansonsten ruhige Wasser. Forscher warnen davor, dass der blutige Schwall katastrophale Folgen für die Fische in den angrenzenden Gewässern haben könnte.

Das Rohr entdeckt hatte der Videofilmer und Fotograf Tavish Campbell vor ein paar Monaten bei einem Tauchgang in der Nähe einer Fabrik, die Atlantischen Lachs verarbeitet. Gegenüber Motherboard erzählt er, dass er gezielt an dieser Stelle getaucht hatte, nachdem ihm aufgefallen war, wie sehr sich das Ökosystem in der Gegend seit der Eröffnung der Fischzuchtbetriebe und Fischfabriken verändert.

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Zwar ging er davon aus, dass hier nicht nur normale Abwässer in den Fluss geleitet würden – mit einer monströsen Fontäne aus Blut und Fischabfällen hatte er jedoch nicht gerechnet.

"Ich wusste nicht, dass es so grauenvoll und ekelhaft sein würde", sagte Campbell. Das Wasser habe "von all den Schuppen und Blut geschimmert".

Campbell nahm Proben von dem Blut, das aus dem Rohr strömte, und schickte sie an die Aktivistin und Biologin Alexandra Morton. Sie ließ die Proben im kanadischen Atlantic Veterinary College analysieren. Im Blut fand Morton sowohl Darmwürmer als auch einen Reovirus, der bei Zucht- und Wildlachsen weit verbreitet ist und für die Herz- und Skelettmuskelentzündung (HSMI) bei Fischen verantwortlich sein soll. Zwar gilt der Virus für Menschen als ungefährlich, er kann aber bis zu 20 Prozent einer infizierten Fischpopulation töten.

Was gerade in der kanadischen Provinz British Columbia passiert, ist ein absoluter Albtraum für jeden Meeresbiologen. Denn Blut ist ein Überträger für ansteckende Krankheiten und das infizierte Blut fließt direkt in den Fluss und setzt die heimischen Wildfische den Krankheitserregern aus.

Laut des kanadischen Nachrichtensenders CTV News scheint das Rohr zur Brown's Bay Packing Company zu führen. Die Fabrik liegt in der Nähe des Campbell Rivers und verarbeitet Atlantischen Zuchtlachs. Gegenüber CTV bestätigte der Fabrikleiter Dave Stover, dass die Fabrik ein Abwasserrohr habe und dafür auch eine Genehmigung besäße. Wir haben Stover ebenfalls um eine Stellungnahme gebeten, aber bisher keine Antwort erhalten.

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Zu dem blutigen Unterwasserspektakel gäbe es auch Alternativen: Statt die Fischabfälle direkt in die Natur zu leiten, könnten sie stattdessen auch in Dünger umgewandelt werden. Im Oktober gab die Provinzregierung von British Columbia bekannt, dass man die Zustände und Praktiken in Fischzuchtbetrieben überprüfen werde.

"Wir halten uns an die strengen Normen der Global Aquaculture Alliance. Das sind die höchsten Standards für die Fischzucht, die es gibt, und wir entsprechen ihnen oder übertreffen sie sogar", sagte Stover gegenüber CTV.

Campbell sagte uns, dass er mit seiner Aktion keine größere Organisation unterstützten oder einen höheren Zweck verfolgen würde. Stattdessen sei er einfach um die Lachse und das Ökosystem vor seiner Haustür besorgt. "Wir hoffen, dass sich bald etwas ändert."

Bis dahin pumpt das Rohr jedoch weiterhin ungehindert Schuppen und blutige Abfälle unter die scheinbar so stille Wasseroberfläche in British Columbia.