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Nazisymbolik und Antisemitismus-Vorwurf: Disney feuert Youtube-Star PewDiePie

Die Youtube-Lichtgestalt PewDiePie hat in seinen Videos mehrfach antisemitische Witze gemacht und Nazisymbole verwendet. Nun haben Disney und Youtube ihre Verträge mit dem Teeniestar gecancelt.
Screenshot: Wall Street Journal

Zwei Männer stehen in grünen Röcken mit freien Oberkörpern auf einer Wiese, einer hat ein Plakat in den Händen. Als er es in die Kamera hält, brechen beide in Gelächter aus. „Death to all Jews" – „Tod allen Juden" ist darauf zu lesen. Die Männer scheinen sich nicht mehr einzukriegen.

Die Szene stammt aus einem Video, das der mit Abstand erfolgreichste Youtuber am 11. Januar online stellte: PewDiePie, 27 Jahre, 53 Millionen Subscriber, Gamer, Teeniestar. Laut Informationen des Wallstreet Journal sind die lachenden Männer mit der antisemitischen Botschaft PewDiePie nun zum Verhängnis geworden: Das US-Medienflaggschiff Disney hat dem Youtuber aufgrund dieses und weiterer Vorfälle nun den Vertrag gekündigt. Auch Google hat reagiert und den Account von seinem Preferred-Dienst ausgesperrt, der Youtuber mit einträglichen Werbepartnern vernetzt.

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PewDiePie, hinter dem der schwedische Videoproduzent Felix Kjellberg steckt, hat seit 2012 mit der Disney-Tochter Maker Studios zusammengearbeitet. Der Gaming-Kanal ist vor allem durch seine „Let's Play"-Clips bekannt geworden.

„Obwohl sich Felix durch seine provokative und respektlose Art sein Publikum geschaffen hat, ging er in diesem Fall eindeutig zu weit und die Videos sind unangemessen", verteidigte eine Sprecherin von Maker Studios den Rauswurf. Auch Youtube hat mittlerweile reagiert und gab bekannt, die geplante zweite Staffel von „Scare PewDiePie" zu canceln.

Hintergrund der umstrittenen Szene ist ein Video, in dem Kjellberg über die Freelance-Plattform Fiverr Nutzer dazu aufruft, für fünf Dollar von ihm gestellte Aufgaben zu erledigen. Zum Beispiel ein Plakat mit dem Schriftzug „Tod allen Juden" anzufertigen. In dem Video sagt Kjellberg, er hätte nicht damit gerechnet, dass tatsächlich jemand so etwas tun würde.

Laut Vertrag mit Disney genoss PewDiePie redaktionelle Unabhängigkeit vom Entertainment-Giganten. Recherchen des Wall Street Journal zufolge war der satirisch gemeinte Mordaufruf jedoch nicht das erste Mal, dass Kjellberg antisemitische Bezüge in seinen Clips verwendete: In mindestens acht weiteren Produktionen sollen Nazisymbolik oder Judenwitze vorkommen, einer der Clips reicht bis in den August 2016 zurück.

PewDiePies Videos wurden insgesamt über mehr als 14 Milliarden Mal geklickt. Vergangenes Jahr stand Kjellberg auf der Liste der weltweit 100 einflussreichsten Menschen des Time-Magazins.

Vorwürfe dieser Art gegen Kjellberg sind nicht neu. In dem Clip „Bin ich ein Rassist?" vom Dezember beschwert er sich über Medien, die einzelne Passagen aus dem Kontext rissen, um ihn als rassistisch darzustellen. Das Video endet mit einer Szene, in der sich Kjellberg eine Uniform überzieht und einen Hitler-Clip ansieht - aus Sicht des Youtubers eine sarkastische Anspielung darauf, wie einzelne Szenen Falschdarstellungen ermöglichen, wenn sie aus dem Zusammenhang gerissen werden.

In einem Blogbeitrag hat Kjellberg auf die aktuellen Vorwürfe reagiert. Mit dem Video habe er zeigen wollen, „wie verrückt die moderne Welt ist", speziell welche absurde Dienstleistungen es online gebe. „Die Leute auf Fiverr würden alles für 5 Dollar sagen."

Er wolle zugleich klarstellen, dass er in keiner Weise solche hasserfüllten Einstellungen unterstütze. „Obwohl das nicht meine Absicht war, verstehe ich, dass diese Witze letztlich anstößig waren", schreibt Kjellberg.

Mit dem Platzen seiner Verträge verliert Kjellberg nicht nur wichtige Geschäftspartner, sondern auch Einnahmen in Millionenhöhe. Laut Schätzungen soll er inklusive Werbeeinnahmen und Boni  jährlich bis zu 13,7 Millionen Euro verdient haben.