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Diese Reddit-Börse sagt an, welche Memes 2017 heiß gehandelt werden

Bowser und mörderische Wissenschafts-YouTuber werden die hottesten Memes 2017—sagen zumindest die Meme Broker der Reddit-Börse NASDANQ, die mit Internetwitzen handeln will.
Bild: Screenshot Reddit

Bild: Screenshot Reddit

Ist der tragische Hassfrosch Pepe nach der

endgültigen Legitimation der russischen Botschaft in London

als Meme durch—oder beginnt erst jetzt sein Aufstieg an die Spitze der Meme-Charts? Sind History-Memes mit Spongebob im Kommen? Welchen Wert haben Meme-Klassiker wie Scumbag Steve? Das Subreddit

Meme Economy

will eine Antwort finden—und zwar mit der Mutter aller Hot-oder-Not-Tools: Einer Börse. Der Name des Projekts?

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NASDANQ

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Laut The Verge arbeitet ein Team aus Nutzern des Reddit-Unterforums Meme Economy an der Entwicklung eines solchen Wall-Street-mäßigen Aktiensmarktes für Memes. „Die Community will es, die Community kriegt es", erläutert der NASDANQ „Media Director" Luke (er repariert hauptberuflich Computer) gegenüber Motherboard die Motivation für das Projekt. Um ihr Ziel zu erreichen, opfere das NASDANQ-Team auch schon einmal ganze Nächte für die Arbeit an der Börse, wie Luke uns sein Meme-Leid klagt. Einen genauen Start-Termin gibt es noch nicht, das Konzept steht aber:

Jeder Nutzer bekommt bei der Anmeldung im Subreddit eine feste Summe Fantasiegeld, 1000 Meme-Dollar sind aktuell im Gespräch. Für einen noch nicht bestimmten Preis lassen sich dann Firmen gründen, die neue Memes, einen ganz besonders seltenen Pepe zum Beispiel, auf den Markt stellen. Dort können die Investoren Memevestoren in Meme-Anteile investieren. Ein Algorithmus bestimmt dann die Popularität eines Memes und wir alle sind schlauer, welche Memes im Kommen sind—und welche nicht.

Schon heute lassen sich auch ohne funktionierende Börse am Subreddit wichtige Rückschlüsse auf den aktuellen Meme-Markt ziehen. Hier zwei Beispiele für Memes, die gerade hot gehandelt werden und zwei Memes, die auf dem absteigenden Ast sind—inklusive Begründungen der Community.

Schnell investieren: Bowser-Memes

Bild: Screenshot imgur

Mit der Vorstellung der neuen Switch-Konsole hat Nintendo die Memeness von Mario-Bösewicht Bowser entfesselt. In einem kurzen Erklär-Clip zur Kindersicherung der Konsole beschützt Bowser seinen Sohn Bowser Jr. vor bösen Geistern aus dem Internet, indem er dem kleinen Monster die Augen zuhält. In den Memes geht es jetzt darum zu zeigen, was Bowser Jr. nicht sehen darf. Warum der Erfolg? „Hoher Meme-Wert, Meme-Unternehmer werden Interesse zeigen", so "Meme Broker" ManectricBound.

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Der aufsteigende Stern am Meme-Himmel: Vsauce

Bild: Screenshot Reddit

In den Vsauce-Memes geht es darum, YouTuber Michael Stevens als gefährlichen Psychopathen darzustellen, der z.B. bewaffnet im Vlog-Style dazu rät, morgen besser nicht zur Schule zu gehen. Der Witz speist sich daraus, dass Vsauce eigentlich ein bekannter Wissenschafts-Youtuber ist.

Der Grund: "Sobald er das Video mit Idubbbz gemacht hat, wusste ich, er wird im Meme-Markt sein", so Redditor felio. Und jetzt noch Mal für alle in Nicht-Meme-Sprech: Eigentlich ist Stevens ein nüchterner YouTuber, doch seitdem er sich mit Comedy-Youtubern in merkwürdige Situationen begibt, steigt sein Meme-Potential gewaltig.

Crash-Gefahr, weil politisch verbrannt: Joe Biden

Die Vize-Präsident-Biden-Memes waren ein kleiner Trost nach der Trump-Wahl. Biden als streichespielender Schelm, der das Wlan-Passwort versteckt oder dem neuen Präsidenten die falsche Adresse fürs Weiße Haus gibt. Was haben wir gelacht. Jetzt, wenige Tage vor Trumps Amtseinführung, haben zwar auch Mainstream-Fernsehsender das Meme entdeckt, aber die Memes helfen nicht. SELL SELL SELL.

Es ist tot, Jim: Harambe

Die Trauer um den erschossenen Gorilla Harambe im Zoo von Cincinnati war eines der größten und absurdesten Memes 2016. Jetzt ist Harambe wohl endgültig tot, auch in Meme-Form. Der verstorbene Gorilla ist so omnipräsent, dass man sein durchlöchertes Fell sogar als Halloween-Kostüm für Kleinkinder kaufen kann. Viel zu bekannt, komplett durch, kein Meme-Potential mehr, lautet das Urteil der Community. „Abgestandenes Meme, schon vor Monaten", so RunningDrummer.

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Fazit: Die Geschichte der Meme-Börse ist eine Geschichte des Memes

Die Gründung einer Meme-Börse kursiert seit mindestens 2012 als Witz im Netz, wurde mehrfach von unterschiedlichen Menschen halbherzig angelegt oder befindet sich schon in Arbeit. Zum Beispiel von diesem Typen, der—hochnäsiger Krypto-Nerd, der er ist—Memes nur im ursprünglichen, Dawkinsschen Sinn handeln will, also als generelle „Bewusstseinsinhalte" oder Ideen (etwa Religion), nicht seltene Pepes. Keines der Projekte wirkt wirklich vielversprechend. „Media Director" Luke ist sich aber sicher, dass NASDANQ durchhält: „Wir sind anders. Wir sind kein persönliches Projekt, kein Schulprojekt, wir sind 'community driven'. r/memeeconomy hat fast 100.000 Mitglieder und diese Community existiert wegen der Börse."

Aber eigentlich existiert die Meme-Börse schon längst, nur eben nicht als NASDANQ, sondern als die fluktuierende kulturelle Währung, die Memes schon seit jeher darstellen. Jedes Meme, von Rage Comics über Scumbag Steve oder Doge hat auf jeder Plattform eine Halbwertszeit, eine gefühlte Coolness, die abnimmt je stärker sich ein Meme verbreitet und definitiv crasht sobald ein Meme von Journalisten erklärt und eingeordnet wird (ähem).

Kurz: Wenn die lokale Sparkasse auf Facebook mit "was ist das für 1 bank" kommt, dann ist das Ding durch, zumindest als Abgrenzung zum uncoolen Restnetz. Für die Meme-Börse ergibt sich also eine ganz klare Frage: Kann das Meme mit dem höchsten Börsenwert überhaupt das wertvollste Meme sein? Oder ist der Versuch, den Zenit der Internet-Coolness zu finden, zum Scheitern verdammt?

„Unsere Börse wird das Gegenteil beweisen", so "Media Director" Luke. „Die elitistische Meme-Kultur sagt: Sobald ein Meme in den Mainstream-Medien aufschlägt, ist es tot und nicht mehr witzig. Aber Memes bekommen die größte Aufmerksamkeit von der Öffentlichkeit. Die 'Normies' sind ein größerer Teil der Community als sie denken. 2017 wird das größte Jahr für Memes und nicht mal die russische Botschaft in London mit ihren Pepe-Posts kann das aufhalten."

Eine große Frage bleibt: Braucht es jetzt auch einen Meme-DAX?