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Mit diesen 116 Bildern wollte die NASA Außerirdischen unsere Erde erklären

Die Raumsonden Voyager 10 und 11 befinden sich bereits im interstellaren Raum. Die Goldene Schallplatte mit Bildern, Geräuschen und Grüßen von der Erde haben sie noch immer mit an Bord.
Auf der Hülle des Voyager Golden Record finden sich symbolische Hinweise zum Abspielen der Platte Foto: NASA/JPL, Gemeinfrei

Eigentlich wurden die beiden Raumsonden Voyager 1 und 2 von der NASA 1977 ins Sonnensystem geschickt, um neue Erkenntnisse über die Planeten Jupiter, Saturn, Uranus und Neptun zu sammeln—was sie auch mit großen Erfolg taten.

Insgeheim hoffte man aber auch darauf, vielleicht doch irgendwo in den Weiten des Alls auf außerirdisches Leben zu stoßen. Die NASA befestigte deshalb an den Außenflächen der Voyagers jeweils ein Exemplar des „Voyager Golden Records", einer analoge Datenplatte mit Informationen über die Menschheit und ihren Heimatplaneten Erde.

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Der „Golden Record" besteht eigentlich aus Kupfer—ist aber zum Schutz vor Korrosion mit einer Gold-Schicht überzogen—und umfasst 116 Fotografien, eine eingesprochene Gruß-Botschaft in über 50 Sprachen, verschiedene [Klänge und Geräusche](Klänge und Geräusche) von der Erde sowie knapp 90 Minuten Musik. Für die Zusammenstellung dieses ersten Grußes an eine mögliche außerirdische Lebensform hatte die NASA den Astronomen und Astrophysiker Carl Sagan beauftragt. Er war im Laufe seiner Karriere als einer der Pionier in der Popularisierung von Wissenschaft bekannt geworden.

Zwei der Bilder auf dem Golden Record. Fotos: NASA

„Demonstration of licking, eating and drinking". Foto: National Astronomy and Ionosphere Center

Die von Sagans Team, zu dem u.a. Isaac Asomiv gehörte, ausgewählten Farb- und Schwarz-Weiß-Fotos zeigen zentrale Charakteristika des menschlichen Lebens wie Reproduktion, Ernährung, Behausung, Fortbewegungsmittel, kulturelle Begebenheiten, aber auch die Natur unseres Planeten. Neben Bildern von Bergen, Stränden und Wüste finden sich Fotos unserer Flora und Fauna, bedeutende architektonische Werke, Eindrücke indigener Kulturen und Porträts der liebevollen Zweisamkeit von Mensch und Maschine.

Vox.com hat alle 116 Bilder des Golden Records in der originalen Reihenfolge in einem Video zusammengestellt (unterlegt mit Blind Willie Johnsons Song „Dark Was the Night", der ebenfalls auf der Platte vorhanden ist, sowie Audio-Zitaten aus Carl Sagans Buch „Pale Blue Dot: A Vision of the Human Future in Space"):

Auffallend ist, dass unter den Bildern keine Abbildungen menschlicher Probleme wie Krieg, Hunger oder Armut zu finden ist. Auch religiöse Darstellungen fanden nicht den Weg auf den analogen Datenträger. Kritiker hatten die Platte in der Vergangenheit deshalb als einseitige Darstellung der Menschheit bezeichnet, der deutsche Paläontologe Heinrich Karl Erben sprach sogar von einer „Lüge", die ins Weltall geschickt wurde.

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Die Voyager 1 hat derweil bereits vor drei Jahren den äußeren Bereich unseres Sonnensystems verlassen, und auch die Voyager 2 wird sich in wenigen Monaten knapp 40 Jahre nach ihrem Start in den interstellaren Raum verabschieden. Damit hätten sich dann beide Raumsonden dem Einfluss unseres Sonnensystems entzogen. Bereits jetzt sind sie die am weitesten von der Erde entfernten vom Menschen gemachten Objekte der Geschichte. Und da sie da draußen so ziemlich unkaputtbar sind, sind die beiden Golden Records auf dem besten Weg jeden anderen auf der Erde gemachten Gegenstand zu überleben—ja, vielleicht sogar die Erde selbst.

Fotos: UN/DPI

Für den Fall, dass sie irgendwann eine uns derzeit noch unbekannte außerirdische Lebensform finden wird, wird diese in den Genuss kommen, Musik von Bach bis Louis Armstrong zu hören—vorausgesetzt, es handelt sich um eine laut Sagan eine „fortschrittliche, raumfahrende Nation"—und außerdem eine mit voller Inbrunst von der Germanistin Renate Born vorgetragen Begrüßung in deutscher Sprache. Neben Informationen über die menschliche Anatomie und DNA, liegt der Platte außerdem ein Schreiben des damaligen US-Präsidenten Jimmy Carter bei:

„Dies ist ein Geschenk einer kleinen, weit entfernten Welt, eine Probe unserer Klänge, unserer Wissenschaft, unserer Bilder, unserer Musik, unserer Gedanken und unserer Gefühle. Wir versuchen, unser Zeitalter zu überleben, um so bis in Eure Zeit hinein leben zu dürfen."

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Fotos: UN/DPI

Was die Entfernung angeht, hat die Voyager 1 aktuell bereits knappe 20 Milliarden Kilometer zurückgelegt, jedes Jahr kommen 540 Millionen weitere dazu. Obwohl der Treibstoff noch für 40 Jahre reichen sollte, plant man, spätestens 2025 das letzte wissenschaftliche Instrument abzuschalten, denn die Energieversorgung der Sonde durch Radionuklidbatterien ist schon länger auf dem absteigenden Ast.

Damit wird die Voyagers wohl früher oder später ein ähnliches Schicksal ereilen wie die Raumsonden Pioneer 10 und 11. Sie haben ebenfalls den interstellaren Raum erreicht, aber bereits vor Jahren die Kommunikation mit der Erde abgebrochen. Auch sie Tragen eine Botschaft der Menschen bei sich, die sogenannten Pioneer-Plaketten. Auch sie wurden von Carl Sagan erstellt, der unter anderem eine Abbildung einer nackten Frau und eines nackten Mannes—inklusive der Geschlechtsteile—für sie ausgewählt hatte. Letzteres sorgte in der US-amerikanischen Öffentlichkeit für so viel Empören, dass Sagan bei den Golden Records dann auf nackte Menschen geschweige denn Geschlechtsteile verzichtete. Hoffentlich halten uns die Aliens jetzt nicht für prüde.