Kein anderes Getränkebehältnis versprüht eine ähnliche Bodenständigkeit wie eine ordentliche Bierdose. Ein authentischer Ausflug in die 1980er Jahre funktioniert nicht nur über trendige VoKuHiLas, coole Mofas und speckige Jeanskutten, nein, dazu gehört auch ein schönes Dosenbier—jedenfalls sicher keine Litschi-Bionade. Doch in den Jahren zwischen Horst Schimanski und Nick Tschiller ist viel passiert und Dosenbier ist heute nicht mehr nur erfrischend sondern auch umweltschädlich.Auch beim Alkoholkonsum sind die Skandinavier in Sachen Nachhaltigkeit mal wieder wahre Vorbilder, denn ein findiger Däne entwickelt nun Dosen aus Papier. Thomas J. Howard arbeitet (zusammen mit einem Getränkekonzern und einem Verpackungsunternehmen) an einer Getränkehülle aus recyceltem Zeitungspapier, die ins Altpapier entsorgt werden kann und sogar kompostierbar sein soll.Nicht nur Bierdosen und Metallbehälter soll die Green Fiber Bottle ersetzen, sie könnte endlich eine umweltfreundliche Alternative für Plastikflaschen darstellen. Eine vernünftige Forschungsidee, denn Plastikflaschen verdrecken unsere Welt in besonderem Maße und die Nanopartikel der Polymere verbreiten sich nicht nur bis und die hintersten Winkel unserer Ozeane, sondern dringen auch in unsere eigene Nahrungskette ein.Bisher liegt es lediglich am langwierigen Herstellungsprozess, dass die Papieralternative noch nicht den Massenmarkt erobern konnte. Doch auch diese Schwierigkeit wird Howard lösen, genauso wie er eine Verschlussmöglichkeit fand, die dem Druck der Kohlensäure stand hält und mittlerweile sogar die Stabilität der Flaschen garantieren kann, so dass sie sich stapeln lassen und nicht bei jedem Ausflug deinen Rucksack versauen. Und möglicherweise findet er auch noch eine neue Einsatzmöglichkeit für die Pfandsammler, wenn es dann irgendwann keine Dosen mehr gibt.Der taz erzählte Thomas J. Howard, der nicht nur Erfinder sondern auch Lektor für Produktentwicklung und Design an der Dänischen Technischen Hochschule DTU ist, er sei überzeugt, dass er in drei Jahren sein Bier aus Papier trinken werde. Was auch durch die Befüllungsmöglichkeiten durch jede herkömmliche Getränkefabrik nicht völlig utopisch klingt. Er hat seine Flaschen und Dosen extra so entworfen, dass sie sich in unterschiedlichen Anlagen einsetzen lassen.Howards anschließende skeptische Frage klingt eher nach einem Appell an die Menschheit als nach Zweifeln an seiner eigenen Idee: „Ist die Welt reif dafür, Bier aus Papierflaschen zu trinken?"Möglicherweise liegt die Lösung ganz schlicht und einfach in der geschickten Präsentation des Produkts.
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Howard ist nicht der erste, der sich dieser essentiellen Gegenwartsproblematik annimmt, doch möglicherweise liefert er mit seiner Idee eine der realistischsten Alternativen. Denn für eine Dose, die aus geschmacksneutralem Zeitungspapier-Pappmaché gegossen wird, können sich möglicherweise mehr Menschen begeistern als für die essbaren Transportblasen der Londoner Industrie-Designer—auch wenn diese transparenten Biohüllen unser Müllproblem noch nachhaltiger positiv beeinflussen würden.Ist die Welt reif dafür, Bier aus Papierflaschen zu trinken?