Diese Fotos ausgemergelter Eisbären verdeutlichen das Drama der Erderwärmung
Bild: Kerstin Langenberger

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Diese Fotos ausgemergelter Eisbären verdeutlichen das Drama der Erderwärmung

Die flauschigen Riesen leiden dramatisch unter den Auswirkungen des Klimawandels.

Der Klimawandel beraubt nicht nur Einwohner kleiner Inseln und unglücklich gelegenen Landstrichen ihrer Heimat, auch Tiere sind in ihrem ursprünglichen Lebensraum bedroht. Besonders betroffen sind in den Polarregionen angesiedelte Arten, denen sprichwörtlich der Boden unter den Füßen wegschmilzt.

Die deutsche Fotografin Kerstin Langenberger, eine Globetrotterin ohne festen Wohnsitz, verbringt viel Zeit an diesen Orten. Üblicherweise lebt sie im Sommer in Spitzbergen und im Winter in der Antarktis. Dort betreut sie Wissenschaftler und Touristengruppen, welche in spannenden Touren die unbekannten Gegenden naturverträglich erkunden wollen. In kleinen Gummibooten fährt sie mit ihnen über das Eiswasser und an Land, zeigt ihnen die unwirkliche Schneelandschaft, vermittelt die Kunst der Naturfotografie und hält Vorträge über das Leben in den Eisregionen.

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Langenberger erzählt von Eisbären, Walrossen und Walen, welche sich in der Arktis wunderbar beobachten lassen. Doch in den letzten Jahren veränderte der Klimawandel verstärkt das Leben der Polbewohner und offenbarte erschütternde Bilder.

Als die Fotografin in diesem Sommer einmal wieder auf einem Schiff in der Arktis unterwegs war, fuhren sie durch dichten Nebel. Plötzlich öffneten sich die Schwaden und gaben eine Eisscholle preis. „Sie war gerade mal 25 Meter breit und schon ganz dünn. Darauf saß ein sehr schwacher Eisbär, wie man ihn mittlerweile oft zu sehen bekommt", erzählte Kerstin Langenberger in einem Gespräch mit Motherboard.

„Auf einmal stand er auf und erst dann konnte man sehen, wie abgemagert er wirklich war. Der Eisbär bestand nur noch aus Haut und Knochen. Dazu kommt, dass die Eisscholle wohl bald durchgebrochen sein wird."

Eines ihrer Bilder hat Langenberger auch auf Facebook hochgeladen, woraufhin es von tausenden Usern geteilt wurde. Zahlreiche weitere Bilder ihrer jüngsten Fotoserie, die Langenberger nun hier auf Motherboard zeigt, geben einen deutlichen Einblick in den erschreckend prekären Alltag der Eisbären.

Um das Drama in der Arktis zu verstehen, muss man einen Blick auf den größeren Zusammenhang werfen. Unter dem Eis gedeihen Algen, diese dienen als Nahrung für Fische, welche wiederum von den Robben gefressen werden. Geht das Eis jedoch zurück, gibt es gleichzeitig weniger Algen, dadurch weniger Fische und somit nicht ausreichend Futter für die Robben. Dazu kommt, dass die Robbenbabies kurz nach ihrer Geburt noch nicht schwimmen können, das Eis unter den Jungen wegschmilzt und der Nachwuchs dem Schwinden der Schollen somit schutzlos ausgeliefert ist.

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„An der Spitze dieser Nahrungskette steht wieder einmal das größte Tier, in diesem Fall der Eisbär, welches sich oft nur aus einer einzigen Nahrungsquelle speist", so Langenberger. Der Eisbär ernährt sich hauptsächlich von Robben, minimiert sich allerdings der Robbenbestand, findet auch der Eisbär nichts mehr zu fressen. Da es ihm im Wasser kaum gelingt, Robben zu erbeuten, begibt er sich nun auf Nahrungssuche an Land. Doch dort findet er jedoch eine leere Eiswüste, ein riesiges gefrorenes Meer.

„Die Bären wandern herum auf der Suche nach Futter. In den letzten Jahren stranden dort immer mehr verhungerte Tiere", erzählt Langenberger. „Manche von ihnen sind zwar auch alt und haben bereits ihre Zähne verloren, so dass sie auch aus diesem Grund Hunger leiden müssen, doch der Klimawandel macht sich immer deutlicher bemerkbar."

Finden Eisbären keine Beute, stellt sich ihr Körper auf eine Fastenzeit ein. Sie ernähren sich dann von Seetang und Seegras, um ihr Verdauungssystem aktiv zu halten. „Das gibt ihnen allerdings keine Energie und stellt einfach nur den knurrenden Magen ruhig", so Langenberger.