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Darf man nach dem Essen wirklich nicht schwimmen gehen?

Magenkrämpfe, Kreislaufkollaps und die Wahrscheinlichkeit nach einer fetten Pommes unterzugehen.
Bild: imago

Sonne, Sommer, Schwimmbadzeit. Und mit der ersten Hitzewelle kommen auch wie jedes Jahr wieder die großen Fragen angerollt. Wie viel Sonnencreme sollte man eigentlich benutzen, warum schmecken die Gummischlangen im Freibad so gut, und ist es wirklich gefährlich, nach dem Essen schwimmen zu gehen?

„Nicht mit vollem Bauch ins Wasser", klingt uns die Warnung unserer Eltern und Großeltern nach einer schönen Pommes im Ohr. Und das sogar dann noch, wenn wir längst zu Hause ausgezogen und einer erfolgreichen Karriere im Investmentbanking nachgehen. Die Angst davor, wie ein Stein unterzugehen, wirft seit Kindertagen einen düsteren Schatten über jedes Picknick mit Wasserzugang und sogar die DLRG warn in ihren Baderegeln davor, mit ganz vollem oder ganz leerem Magen schwimmen zu gehen.

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Laut DLRG besteht das Risiko darin, dass dem gut gesättigten Schwimmer schnell schlecht wird, da die für die Verdauung nötige Energie vom Verdauungstrakt weggeleitet wird und für die Muskeln in Armen und Beinen gebraucht wird. Die Nahrung ist somit lediglich zur Hälfte verdaut und es kann zu Übelkeit kommen. Der gleiche Effekt sorgt übrigens dafür, dass einem bei großer Angst schlecht wird.

Wer jedoch nicht genug Energie aufbringt, um den eigenen Fluchtinstinkt zu triggern, bringt auch weniger Kraft fürs Schwimmen auf. Das kann für satte wie auch hungrige Personen jenseits des Nichtschwimmerbeckens eine Gefahr darstellen. Vor allem Kinder oder geschwächte Personen können sich schnell überschätzen und inmitten des Wassers an ihre körperlichen Grenzen stoßen. Bei älteren Menschen besteht das Risiko, dass sie bei zu vollem Magen sogar einen Kreiflaufkollaps erleiden.

Generell geht jedoch keine ernsthafte Gefahr von einem vollgestopften Bauch aus. „Es gibt keinen direkten Zusammenhang zwischen Magenkrämpfen und Schwimmen", beruhigt Bernd Wolfahrt, Leiter der Abteilung für Sportmedizin der Charité Berlin gegenüber der Süddeutschen Zeitung. „Wer sich gut fühlt, kann auch nach einer Portion Pommes schwimmen gehen."

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Zu diesem Ergebnis kam auch der amerikanische Sportarzt Arthur Steinhaus, als er im Jahr 1961 in einer empirischen Untersuchung Sport- und Hobbyschwimmer bezüglich ihrer Essgewohnheiten untersuchte. Die Ergebnisse seiner Studie mit dem Titel „Evidence and Opinions Related to Swimming After Meals" zeigen, dass selbst Hochleistungssportler kurz vor dem Schwimmen gerne mal eine gehaltvolle Mahlzeit zu sich nehmen und keine der befragten Personen je einen Magenkrampf im Becken erlebt hatte.

Obwohl sie keine Krämpfe erleiden, neigen Schwimmer jedoch mehr als Läufer zu Seitenstechen, wie der australische Sportwissenschaftler Darren Morton in einer Studie herausfand. Auch nachdem die obligatorische Pausenstunde nach einem ausgiebigen Essen vergangen war, klagten die Schwimmer über den unangenehmen Schmerz. Die gute Nachricht ist jedoch, dass die Wahrscheinlichkeit des Seitenstechens mit zunehmendem Alter abnimmt.

Dennoch ist jegliche übertriebene Aktivität nach dem Essen nicht gerade empfehlenswert. Zum einen ist auch hier einmal wieder das eigene Körpergefühl der beste Indikator, zum anderen versammelt sich ein großer Teil des Blutes im Verdauungstrakt und lässt das Gehirn und den restlichen Körper in eine vorübergehende Trägheit sinken. Wer sich in diesem physischen Zwischenzustand aufmacht, 50-Meter-Bahnen zu absolvieren, sollte noch einmal genau in sich hinein horchen, ob seine äußere Hülle auch wirklich schon bereit dazu ist.

Der Richtwert, dass man eine geschlagene Stunde nach dem Essen warten soll, bevor man ins Becken springt, ist übrigens ebenso individuell abhängig. Es sollte den Verdauungsmechanismen durchaus etwas Zeit eingeräumt werden, doch wie lange die Pause vonnöten ist, hängt dabei von der Menge der gefutterten Mahlzeit, dem eigenen Verdauungsvorgang und in erster Linie eben vom eigenen Körpergefühl ab.