Mein Nachbar hat meine Drohne mit seiner Schrotflinte vom Himmel geholt

Rabiate Drohnenfeinde versprechen schon seit Jahren, eines der ihnen verhassten unbemannten Flugobjekte mit Waffengewalt vom Himmel zu holen. In New Jersey ist nun jemand mit einer Schrotflinte zur Tat geschritten und hat einen Quadrocopter, der in der Nähe seines Grundstücks kreiste, abgeschossen.

Auf dem Bild oben seht ihr das Ergebnis des Abschusses. Der Quadrocopter ist nicht explodiert—wie es Johnny Dronehunter in seinem Werbespot gerne gehabt hätte. Aber die Drohne ist so weit mitgenommen, dass sie wohl nie wieder fliegen wird. Nachdem ein gewisser Russel Percenti am vergangenen Wochenende mit seiner Schrotflinte die das Fluggerät abgeschossen hatte, ist es mir jetzt gelungen mit dem Piloten zu sprechen, der nur wenige Autominuten vom Abschussort entfernt lebt. Ich habe mich mit ihm ausführlich über das Ereignis unterhalten, jedoch unter der Bedingung, dass ich seine Identität nicht preisgeben würde—denn Percenti hat eine Belohnung auf ihn ausgesetzt und scheint ziemlich entschlossen und wütend zu sein.

Der Pilot berichtete mir, dass er vor dem Zwischenfall seine DJI Phantom 2 Vision Drohne über ein Haus steuerte, das ein Freund von ihm gerade baute. Er wollte mit seinen Aufnahmen seinem Bekannten einen Gefallen tun. Als er gerade mit dem Filmen fertig war, hörte er plötzlich einen Schuss aus der Richtung der Böschung (in dem unteren Foto siehst du eine Reihe Büsche oberhalb des im Bau befindlichen Hauses). Unglücklicherweise nahm der Pilot zum Zeitpunkt des Abschusses gerade kein Video auf, welches jetzt als eindeutiger Beweis dienen könnte.

„Ich hörte einen Schuss, aber merkte erst einmal gar nicht, dass sie auf mich schossen", erzählte mir der Pilot. „Während ich mich davon mache, höre ich plötzlich Boom, Boom, Boom—drei Schüsse in kurzem Abstand. Dann wurde mir klar: Da wird auf mich geschossen, die Drohne wird beschossen."

Der Pilot erzählte mir, er hätte versucht, die Drohne wieder zu sich zurückzufliegen, das aber vermutlich keine gute Idee war, denn die nächsten Patronen flogen unmittelbar über seinen Kopf hinweg: „Er schoss wieder, als die Drohne auf mich zu kam. Ich hörte, wie die Schrotmunition über mich drüber flog. Ich glaube, ungefähr zu dem Zeitpunkt hat es auch die Drohne erwischt."

Bild: Anonymer Pilot

Anschließend brüllten Percenti und eine Frau von ihrem Haus aus: „Verpiss dich von unserem Grundstück." Ich habe ihnen geantwortet, dass die Drohne nie auf ihrem Grundstück gewesen sei und sagte, dass ich jetzt die Polizei rufen werde." Die Bilder, die mir der Pilot schickte, sind auch weit entfernt von Percentis Grundstück aufgenommen worden.

Die Polizei erreichte schließlich den Abschussort und nahm Percenti fest. Er wird jetzt wegen des Besitzes einer Waffe mit illegalen Absichten beschuldigt. Bisher ist unbekannt, ob ihm eine Anklage durch den Bundesstaat bevorsteht und, ob die geltenden Gesetze eines Eingriffes in den Luftverkehr mit einem Strafmaß von bis zu 20 Jahren tatsächlich auf ihn angewendet werden.

Die Schüsse in New Jersey erinnern an einen anderen Drohnenzwischenfall von diesem Jahr, als ein Teenager von einer Frau angegriffen wurde, die meinte sich vor seiner angeblichen Spionagedrohne verteidigen zu müssen. Solche Vorfälle drohen immer wieder zu passieren, wenn eine gesamte Technologie von den Medien verteufelt wird. Eine Hobby-Drohne kann natürlich auch zu Spionagezwecken eingesetzt werden—aber wirf nur mal einen Blick auf die Bilder, die der Pilot hier gemacht hat, bei denen keine Details der Leute auf dem Boden sind erkennbar sind. Drohnen können auch Elefanten vor Wilderern retten, mit deinem Hund Gassi gehen oder David Hasselhoff ersetzen, um nur mal einige positive Anwendungsbeispiele zu nennen.

„Die Leute verstehen einfach nicht, dass du zur Spionage per Drohne mehr oder weniger direkt an ein Fenster heranfliegen musst", beklagte sich der Pilot. Und er hat recht. Sogar in HD Auflösung ist mit vollem Zoom nicht erkennbar, wie jemand aussieht, geschweige denn, wer er ist.

Der Pilot selbst blieb bei dem Zwischenfall unverletzt. Aber er sagte mir, er sei ziemlich unglücklich, dass seine Drohne nun zu den ersten zählt, die mit Waffengewalt vom Himmel geholt wurden: „Ich muss ständig daran denken, was hätte passieren können, wenn meine Tochter dabei gewesen wäre? Was wäre, wenn dieser Schuss ein bisschen tiefer platziert gewesen wäre."