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Das Mysterium um den surrealen Fleisch-Regen von Kentucky ist gelöst

Fleischstücke regnen vom Himmel und niemand weiß, warum – genau das ist 1876 in einer US-amerikanischen Kleinstadt passiert. Durch Zufall wurde jetzt eine Erklärung für das Phänomen gefunden.
Fleisch: imago | CTK Foto | Himmel: pixabay | Komposition: Motherboard 

An einem kühlen Märztag im Jahr 1876 fielen in Olympia Springs, einer Kleinstadt in Kentucky, plötzlich Fleischstücke vom Himmel. Das Ereignis wurde von einer Bäuerin beobachtet, deren Grundstück mit den Brocken übersät wurde – eine Fläche von "90 mal 45 Metern" soll bedeckt worden sein, berichtete damals die New York Times. Woher der ungewöhnliche Niederschlag kam, konnte sich niemand erklären.

Der Kunstprofessor Kurt Gohde ist dem Phänomen nun auf die Spur gekommen. Gohde unterrichtet an der Transylvania University in Lexington, Kentucky. Als er das Archiv der Universität durchforstete, um alte Porträts zu fotografieren, stieß er auf ein altes Glas, in dem ein Fleischbrocken in bernsteinfarbener Flüssigkeit schwamm. Da er bereits von dem Fleischregen gelesen hatte, vermutete er, dass es sich um eine Probe von damals handelte.

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Flasche mit konserviertem Fleischstück

1876 war die Bevölkerung von Olympia Springs ratlos, was es mit dem Fleisch auf sich hatte. Laut Gohde versuchten sie herauszufinden, von welchem Tier es stammte. Die Vermutungen reichten von Hammel bis hin zu Bär. Einige Menschen sollen sogar so mutig genug gewesen sein, das Fleisch zu essen, berichtete die New York Times.

"Fleisch fiel einfach vom Himmel, aber die Menschen fanden das offenbar nicht beunruhigend genug, um es nicht zu essen", sagte Gohde im Gespräch mit Motherboard.

Weil die Bewohnerinnen und Bewohner immer noch nicht wussten, womit sie es zu tun hatten, wurden Proben der Fleischstücke an Forschende im ganzen Land geschickt, so auch an die Transylvania University. Doch die Forschungsergebnisse wurden offenbar nicht weiter verbreitet. Möglicherweise hatte die Öffentlichkeit inzwischen das Interesse verloren.

Erst Gohde förderte den Erklärungsversuch eines Forschers aus Kentucky wieder zutage, der genauso simpel wie eklig ist: Bei dem Fleischregen handelte es sich demnach um das Erbrochene von Geiern, kurz gesagt: um Vogelkotze.


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Der Fleischregen könnte von Geiern stammen, die zu viel gefressen haben

Normalerweise müssen sich Geier nicht übergeben, weil ihnen schlecht wird. Die Mägen der Aasfresser sind extrem säurehaltig, wodurch sie sogar halb verweste Kadaver verdauen können. Doch Geier neigen dazu, sich zu überfressen, da sie nie wissen, wann sie die nächste Mahlzeit finden. Darum müssen sie nach dem Fressen eine Weile still sitzen und verdauen. Falls sie jedoch aufgeschreckt werden und schnell losfliegen müssen, kann es passieren, dass sie sich übergeben, um Gewicht abzuwerfen – wenn es sein muss, übergeben sie sich auch in der Luft.

"Fleisch ist schwer", erklärt Joe Walston, Vize-Präsident für Feldforschung der Wildlife Conservation Society. Er hält die Hypothese für plausibel, dass eine Gruppe aufgeschreckter Geier, die gerade gefressen hatte, für den Fleischregen verantwortlich sein könnte. Gohde zufolge passe auch der Zustand des Fleischs und die Gewebearten, die darin gefunden wurden, zu der Ernährung von Geiern.

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Hört euch in unserem englischsprachigen Podcast 'Science Solved It' die ganze Geschichte zum Fleischregen von Kentucky an:

"Das Fleisch sieht nicht so aus, als sei es säuberlich geschnitten worden. Die Stücke sind unterschiedlich groß, es sind Fetzen", sagt Gohde. "Dazu passt auch, dass die Forschenden, die die Stücke unter dem Mikroskop betrachtet haben, nicht sagen konnten, von welchem Tier sie stammten. Aber sie bemerkten, dass Knorpel und Lungengewebe darunter waren."

Somit ist die mögliche Erklärung für den mysteriösen Fleischregen mehr als 140 Jahre später endlich gefunden. Das wirklich Unangenehme an der Geschichte ist, dass einige Leute wohl vom ehemaligen Mageninhalt der Aasfresser gekostet haben, um dem Rätsel auf die Spur zu kommen.

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