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Popkultur

Out of the Blue—Ohne die Farbe Blau wäre Film und Kino nur halb so cool

Seit Goethes Farbenlehre wissen wir, dass Farben einfach alles beeinflussen können.

Seit Goethes Farbenlehre wissen wir, dass Farben einfach alles beeinflussen können, sogar die narrative Welt. Blau ist dabei besonders in der Filmwelt ein ständig wiederkehrender Gast und spielt auch eine essenzielle Rolle, wie in den folgenden Beispielen relativ klar ersichtlich wird.

Blue Jasmine (2013), der im letzten Jahr mit dem Oscar-gekürte Film von Woody Allen, beschreibt sehr gut das Synonym für Depression und Trübsinnigkeit. Auch wenn die Traurigkeit in Jasmines Fall auf Egozentrik und ihre herabwürdigender Einstellung gegenüber ihrer Familie basiert.

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Foto: VICE Media

„Blue Harvest: Horror Beyond Imagination" war der Arbeitstitel von Star Wars Episode VI: Return of the Jedi (1983) um neugierige Presseleute auf die falsche Fährte zu führen. Anstatt das Blaue vom Himmel zu versprechen, lieferten George Lucas und Co eines der erfolgreichsten Filmsequels überhaupt ab.

Yellow Submarine (1968). Nein, ich leide nicht unter deskriptiver Farbenblindheit. Wer sich an den psychodelischen Animationsfilm der Beatles erinnert, weiß dass dort die Blaumiesen den oben erklärte Trübsal als fleischgewordenes Volk samt Armee voller Unsympathler darstellen. Am Ende werden alle bekehrt, begleitet vom Sing-Sang des blauen Vogels der Glückseligkeit.

Punch Drunk Love (2002) erzählt mit bunten Bildern eine einfache, verstörende Geschichte über unkonventionelle Liebe, die über unkonventionelle Wege entsteht. Alle 5 Sinne werden aktiviert.Die blauen Anzüge von Adam Sandlers Figur reichen nach Stärke, die verspielten Visuals zwischendurch wärmen einen auf und man schmeckt den einen oder anderen Bluttropfen auf der Zunge. Die Farbcodes kämpfen den ganzen Film hindurch und das Blau des Protagonisten scheint letztlich zu gewinnen.

Ferris macht blau (1986) ist die ultimative 80er-Jahre-Verherrlichung von Coolness und Arbeitsfaulheit. Blau steht aber hier für Party und Scheißdrauf-Attitude. Die Redewendung kommt aus dem Berufszweig der Färber, die früher bei der Herstellung von blauer Wolle einige Zeit vergehen lassen mussten, um die chemische Reaktion, die das Blau erzeugt, abzuwarten. Der Tag an dem man Blau machen musste, war also immer der beste Tag.

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Die Verachtung (1963) von Godard ist enger in den farblichen Dreiklang von Rot-Weiß-Blau gewickelt als eine nackte Brigitte Bardot in ihr Badetuch. Wie die Flagge Frankreichs sind hier auch die Charaktere von Trennlinien gestaffelt und schaffen es nicht sich emotional zu „vermischen". Das Meer, die Wände oder Sitzgruppen stellen Blau als die Urkraft dar, in dieser kalten Kritik an der Filmindustrie.

Out of the Blue (1980) mit Dennis Hopper ist eine gritty Milieu-Studie über kaputte Familien und das Erwachsenwerden eines verdrehten Mädchens, die eine fanatische Beziehung zu Rock-Musik und ihrem Vater aufbaut. Wie der Titel, der aus einem Song von Neil Young entnommen wurde, kommt Out of the Blue aus dem Nichts und gibt dem Wort Problemkind eine ganz neue Bedeutung.

Blue is the Warmest Color (2013) erzählt uns die Geschichte von zwei homosexuellen Mädchen und ihrer schwierigen aber innigen Beziehung. Eine Farbe wie Blau, die mit Eis und Kälte verbunden wird, soll die wärmste Farbe des Spektrums sei, ist eine Behauptung, die wahrscheinlich so entgegengesetzt empfunden werden kann, wie die sexuelle Ausrichtung mancher Menschen.

Hero (2002) ist ein Monumentalwerk von Kultregisseur Zhang Yimou, das eine ziemlich interessante Erzähltechnik verwendet. Jede Version einer Geschichte, die aus mehreren Perspektiven erzählt wird, ist in eine andere Signalfarbe getränkt. Auch schwingen Konnotationen mit, in denen die rote Ausstattung für Begierde steht, die grünen Kleidung beim königlichen Mordanschlag für übermenschliche Kraft oder die in weiß gehaltenen Szenen für Wahrheit und Unschuld. Im blauen Kapitel des Films wird durch traurige Zweikämpfe das Ende der von den Farben geführten Figuren entschieden.

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No Man's Land (2001)hält einen in ständiger Anspannung und macht Krieg zum morbiden Bühnenstück im bosnischen Schützengraben. Bomben und die UN-Blauhelme sind wie Requisiten, die ihre Bestimmung verfehlen und dabei ihre gesamte Existenz ad absurdum führen. Unter dem blauen Himmel des Bosnienkriegs treffen entfremdete Brüder aufeinander, die sich nun hassen.

Avatar (2009)ist zwar ein Blockbuster ohne viel Sinn für Farb-Codierung, aber verwendet Blau als einen außerirdischen Symbolismus für Natürlichkeit und Verbundenheit zur Umwelt des fremden Planeten. Es ersetzt mehr oder minder das Grün unserer Erde und transportiert deshalb auch dessen klassische Werte wie Hoffnung, Leben und Gesundheit mit sich in diese leuchtend blaue Welt.

Drei Farben Blau (1993) ist der „Freiheit"-Part aus der Filmreihe von Krzysztof Kieślowski, die die drei Schlagworte der französischen Revolution symbolisieren. Auch wieder die Farben der Tricolore und in der blauen Filmauskoppelung. Juliette Binoche spielt eine Frau, die sich von ihrer Vergangenheit befreien will und erst spät merkt, dass man gewisse Dinge im Leben abschließen muss bevor man sie hinter sich lassen kann. Blau steht hier für die Kälte des Nicht-Vergessen-Könnens.

Manchmal ist weniger oft mehr und die Farbe Blau spielt auch in Rambo III (1988) zumindest in unserem popkulturellen Gedächtnis eine große Rolle. Metaphysik, Farbenlehre und Traumdeutung hin oder her, manchmal ist blaues Licht auch nur da, um blau zu leuchten.

Anlässlich der aktuellen Ausstellungs-Reihe Blue Times in der Kunsthalle Wien beschäftigen wir uns gerade im Rahmen der Serie Out of the Blue mit-wie könnte es anders sein-der Farbe Blau. Passend dazu werden in der Lounge der Kunsthalle Wien Screenings veranstaltet und köstliche Getränke kredenzt. Wir dürfen uns unter anderem auf Blue Jasmine, Shock Corridor, Die Verachtung und Bombay Sapphire freuen.

Billy Apple, einer der „Blue Artists" hat sogar einen blauen Cocktail kreiert und „Billy Appletini" getauft. Blau im Film und Blau im Glas. Und wer immer noch nicht genug Blue Fun Facts gesammelt hat, schaut sich am besten diese Arte-Doku durch.