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IS-Fans in Europa posten Terror-Bilder – und verraten damit ihren Aufenthaltsort

Auch in Deutschland fallen ein paar in die Kategorie "Zu dumm für Dschihad".

So richtig gut läuft es für die Terror-Miliz Islamischer Staat (IS) schon seit einer Weile nicht mehr. Letzte Woche meldete das Pentagon, die Miliz habe mittlerweile insgesamt 45 Prozent ihres Territoriums in Syrien und im Irak verloren—inklusive der berühmten Wüstenstadt Palmyra. Das Image als unbesiegbare Gotteskrieger leidet darunter natürlich, genauso wie unter der Veröffentlichung eines Original-Videos, in dem jetzt jeder einer Truppe von völlig kopflosen IS-Kämpfern dabei zuschauen kann, wie sie beim Angriff auf eine Peshmerga-Position massakriert werden.

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Die Verluste des IS im Feld bringen aber andere Gefahren mit sich: Um sie zu kompensieren, setzt die Miliz zunehmend auf Terroranschläge in Europa und im Mittleren Osten. Vor wenigen Tagen erst wurde Bagdad von einer fast eine Woche andauernden Terrorwelle erschüttert, in acht verschiedenen Anschlägen wurden insgesamt fast zweihundert Menschen getötet.

Aber auch Europa bleibt weiter im Fadenkreuz der Dschihadisten. Damit das nicht vergessen wird, nutzen die Dschihadisten unter anderem Social Media. Am Samstag zum Beispiel kündigte die Propagandastelle "Al-Furqan" an, dass es bald ein Statement vom einem der Anführer geben würde. Darüber freuten sich zahlreiche Fans der Miliz so sehr, dass sie den arabischen Hashtag #furqan kurrzeitig zum Trenden brachten.

Das reichte aber offenbar nicht aus, und deshalb fingen IS-Fans aus ganz Europa an, Fotos von handgeschriebenen Zetteln zu posten, auf denen sie ihren Aufenthaltsort angaben und erklärten, dass sie sich sehr auf das Statement freuten. So:

From Stockholm they are also waiting for the — Rami (@RamiAlLolah)21. Mai 2016

From — Rami (@RamiAlLolah)21. Mai 2016

Als er diese Bilder bemerkte, rief der bekannte Blogger und Gründer des Open-Source-Journalismus-Projekts bellingcat Elliot Higgins dazu auf, die Poster anhand der Straßenbilder im Hintergrund zu lokalisieren. Mithilfe von Google Street View und anderen Tricks gelang das der Crowd auch bei überraschend vielen Fotos, obwohl sie meistens in auf den ersten Blick nichtssagenden Gegenden gemacht wurden.

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ISIS fanboy geolocated by — Eliot Higgins (@EliotHiggins)21. Mai 2016

Natürlich ist das noch kein echter Durchbruch, wenn man herausfindet, in welcher Straße in Münster der Poster das Foto jetzt genau gemacht hat. Wenn sich an einer dieser Straßen Stelle allerdings eine Überwachungskamera befinden sollte, könnte der ein oder andere IS-Fan ein echtes Problem bekommen.

Aber ein paar Kandidaten (wahrscheinlich nicht die hellsten unter den Dschihadisten in spe) haben auch ohne Kameras dafür gesorgt, dass es für sie selbst ungemütlich werden könnte: Sie haben ihre Fotos nämlich von Balkons oder aus Privatwohnungen geschossen, die dann auch identifiziert wurden.

Here's another ISIS fanboy to geolocate, this time in — Eliot Higgins (@EliotHiggins)21. Mai 2016

— BM-21 GRAD (@bm21_grad)21. Mai 2016

— Fredrik Naumann (@felixfeatures)21. Mai 2016

Das heißt natürlich noch lange nicht sicher, dass derjenige, der das Foto gemacht hat, auch wirklich in dieser Wohnung lebt, und wie strafrechtlich relevant ein paar Hashtags sind, ist auch noch nicht klar—obwohl es in Deutschland verboten ist, für den IS zu werben. Aber in mindestens einem Fall hat die örtliche Polizei bereits angekündigt, Nachforschungen anzustellen. Selbst wenn die IS-Fans jetzt dafür nicht belangt werden können—unter Beobachtung gestellt werden können sie auf jeden Fall. Und wenn das passiert, können sie niemandem die Schuld geben außer sich selbst.

Übrigens: Dieser Garten in Köln konnte noch nicht lokalisiert werden. Das könnten in dem Fall wohl nur die Nachbarn erledigen.

German — Johannes Saal (@johannes_saal)21. Mai 2016