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SolarAid möchte giftige Kerosinleuchten durch 250 Millionen Solarlampen ersetzen

Das Non-Profit-Unternehmen aus London möchte die gesundheitsschädlichen Kerosinlampen, auf die noch immer viele Haushalte in Entwicklungsländern angewiesen sind, zur Low-Tech-Vergangenheit machen.
Bild: Shin Suzuki (Ausschnitt) / SolarAid (LittleSun Pressebild)

Ein stiller Verschwender bevölkert die Entwicklungsländer dieser Welt. In Millionen von Haushalten, die vor allem über Asien und Afrika verteilt sind, fungiert immer noch Kerosin statt Strom als Energiequelle für das Licht. Kerosin hat jedoch seine verborgenen tödlichen Seiten.

Selbstverständlich kannst du mit einer Kerosinflamme ein Haus anzünden, aber darum soll es hier nicht gehen. Denn Ruß stellt als kaltes Verbrennungprdukt von Kerosin eine häufig übersehene Gefahr dar. Ein Abend im Schein einer Kerosinlampe ist für deinen Körper in etwa vergleichbar mit einem Abend an dem du zwei Schachteln Kippen wegrauchst. Der Kerosinrauch verursacht Tuberkulose, Herzinfarkte und Lungenkrebs. Knapp 400.000 Menschen fallen jährlich allein in Afrika der häuslichen Luftverschmutzung zum Opfer.

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Solarlampen sind schlicht und einfach die gesündere und günstigere Alternative, doch trotz der offenkundigen Vorteile verkaufen sie sich schlecht. Jetzt hat sich die Hilfsorganisation SolarAid das Ziel gesetzt bis 2020 rund 250 Millionen Solarlampen ins die Haushalte Afrikas zu bringen, in denen heute noch mit Kerosin das Licht in der Dunkelheit erzeugt wird.

Die Technologie ist nicht das Problem. Die Herausforderung besteht darin, sie in die abgelegenen Dörfer zu bringen.

Gemeinden, die nicht ans Stromnetz angeschlossen sind zahlen einen hohen Preis für ihr giftiges Licht. Bis zu 20 Prozent des Einkommens gehen oft für den dreckigen Treibstoff drauf, was die Armut noch födert und so die Lebenserwartung ebenfalls mindert. Aber Votovoltaik und LED-Technologie sind mittlerweile so günstig und zuverlässig, dass sie eine echte Alternative darstellen.

„Die Technologie ist unglaublich einfach", sagte Elly White, Kommunikations- und Bildungskoordinatorin bei SolarAid. „Mit einem Tag Sonne kriegst du vier Stunden klares, helles Licht, was zwar nicht viel erscheint, aber zwischen Sonnenuntergang und Nachtruhe fast das gesamte Kerosin ersetzen kann."

SolarAid hat bereits mehr als 1 Million Solarlampen in Afrika verteilt und verkauft monatlich rund 65.000 weitere. Dennoch ist es kein profitorientiertes Unternehmen:

„Wir starteten 2006 mit der einfachen Idee, dass Sonnenenergie besser ist als Kerosin", erklärte White. „Wir brauchten allerdings bis 2010, um zu begreifen, dass die Technologie nicht das Problem war. Sie in die abgelegenen Dörfer zu bringen, die nicht an das Stromnetz angeschlossen sind—das ist die Herausforderung!"

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Wenn die finanziellen Mittel von Familien begrenzt sind, dann mag eine unbekannte Technologie zu risikoreich erscheinen. Deshalb kann es ziemlich schwer sein eine High-Tech-Lichtquelle an den Kunden zu bringen. Um Vertrauen zu schaffen nutzt SolarAid ein spezifisches Modell zum Vertrieb in den Gemeinden. Dabei arbeiten sie mit örtlichen Lehrern und Bildungsbehörden zusammen, um für die Vorteile von Solarenergie zu werben.

Und das Modell von SolarAid ist erfolgreich. In diesem Jahr erreichten die lokalen kenianischen Kooperationsfirmen zum ersten Mal mehr Einnahmen als Ausgaben und wirtschafteten somit autark. Ihre Gewinne bleiben dabei im Budget von SolarAid, um andere Projekte an anderen Orten zu finanzieren.

Die Nachfrage zu steigern, um einen nachhaltigen Markt zu schaffen ist jetzt das Hauptziel. Allein für die Umsetzung ihrer Agenda 2020 muss die Firma in etwas weniger als 6 Jahren 250 Millionen Lampen verkaufen. Um so schnell zu wachsen will sich SolarAid auch auf die Konkurrenz verlassen.

Ein Mitbewerber von Solar Aid, die Consol SolarJar-Inititive aus Südafrika, versucht Philanthropie mit Konsumgütern zu verbinden und bewirbt die eigenen Solarlampen-im-Einmachglas als Lifestyle-Accesoire für den Garten. Consol ist praktischerweise auch Südafrikas grösster Einmachglas-Hersteller und konnte so die Solarlampen schnell einem sehr breiten Publikum nahebringen.

Ein weiterer ist Little Sun aus Berlin. Als relativ neuer Mitstreiter hat Little Sun bereits 165.000 seiner Lampen rund um die Welt verteilt. Die meisten der Lampen wurden bisher bewusst teurer an Kunden aus wohlhabenden Staaten verkauft—um sie den weniger Wohlhabenden, die sie am meisten brauchen, für einen erschwinglichen Preis anbieten zu können.

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Bild: Michael Tsegaye (LittleSun Pressebild)

Das Geschäftsmodell von Little Sun ist auch darauf angewiesen, dass die Gemeinden vor Ort in einen Dialog eintreten und beschäftigt ebenfalls vor Ort lokale Arbeitskräfte. Doch ihr bestes Verkaufsargument ist wohl die Ästhetik der Lampe als leuchtende Sonnenblume. Die Leuchteblume liefert 10 Stunden mildes und 4 Stunden helles Licht nach einer fünf-stündigen Ladezeit. Frederik Ottesen der Chefingenieur von Little Sun vermutet, dass ein Grund für die langsame Etablierung des Solarmarktes sein könnte, dass der Wunsch nach attraktiven Produkten unterschätzt wird:

„Wir sind ziemlich verwundert, dass niemand bisher versucht hat die Lampen schön zu gestalten. Du kannst nicht einfach in ein Dorf gehen und sagen: 'Ihr solltet unsere Lampe kaufen, um nicht zu sterben'. Die Leute sind genau wie du und ich. Sie wollen neue, coole Dinge."

Um sich für ein Design zu entscheiden, fragte die Firma zuerst ihre potentiellen Kunden „Was ist schön?  Wie sieht Wohlstand aus?", erzählte mir Ottesen. „Und das so gewonnene Verständnis haben wir umgesetzt in die Form dieser Sonnenblumenlampe—ein schönes Objekt—etwas, was die Leute zum Lächeln bringt."

Und Projekte wie SolarAid, Consol SolarJar und Little Sun könnten vielleicht 250 Millionen und mehr Grinsegesichter in die Dunkelheit abgeleger Orte zaubern.