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Forscher arbeiten an einer krankheitsresistenten Superkartoffel

Mit Hilfe von Gentechnik wollen Forscher eine Kartoffel entwickeln, der Schädlinge nichts anhaben können—und für die deshalb auch keine Pestizide versprüht werden müssen.

Kartoffeln sind für viele Menschen ein wichtiges und zuverlässiges Grundnahrungsmittel. Doch obwohl die Erdäpfel relativ robust aussehen und in solch großer Masse global produziert werden, sind sie tatsächlich ziemlich anfällig für Krankheiten. Britishe Forscher versuchen deshalb mit Hilfe neuer gentechnischer Entwicklung den sensiblen Erdapfel in eine krankheitsfreie, mackenresistente Superknolle zu verwandeln.

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Der Pflanzengenetiker Jonathan Jones arbeitet als Chef des „Potato Partnership Project" daran, eines Tages eine neue Superkartoffel auf den Markt zu bringen, die deutlich höhere Erträge abwirft, gesünder für die Konsumenten ist und schonender für die Umwelt: „Falls [unsere Kartoffel] den Test besteht und für die Pflanzung zugelassen wird, könnte sie verhindern, dass viele Tonnen Pestizide und Fungizide auf unseren Boden gesprüht werden müssten. Sie würde die Ernte vergrößern und letztlich auch für gesündere Pommes und Chips sorgen."

Von der Marktreife ist das im Juni 2015 gelaunchte Projekt zwar noch weit entfernt, dennoch werden die britischen Forscher vom Sainsbury Laboratory mit einer Förderung von 1,17 Millionen Euro durch das Biotechnology and Biological Sciences Research Council bedacht. Ihr finales Ziel ist es, die Kartoffelsorte marktfähig und eine behördliche Zulassung für die EU und die USA zu erlangen.

120 000 Hektar Land werden alleine in Großbritannien für den Kartoffelanbau genutzt. Die Kartoffelproduktion ist zwar eine jahrtausende alte Kunst, aber dennoch noch immer allzu oft mit Komplikationen verbunden: Kartoffelkrankheiten kosten Landwirte durchschnittlich 78 Millionen Euro pro Jahr—Schädlinge wie die Kartoffelzystennematode können jährlich zu Ernteverlusten in Millionenhöhe führen, und auch Kartoffeln, die aufgrund von äußerlichen Macken oder Mängel in der Wachstumsphase nicht mehr im Supermarkt verkauft werden können, sorgen für Unkosten.

„Wir brauchen eine sichere und resistente Pflanze, um die wachsende Weltbevölkerung zu ernähren."

Um diesen Verlusten und der Verschwendung ein Ende zu setzen, haben sich die Forscher des Sainsbury Lab gemeinsam mit Wissenschaftlern der Universität Leeds entschieden, eine Kartoffel der Sorte Maris Piper weiterzuentwickeln. Diese Kartoffel, die in Großbritannien vor allem für Pommes und Kartoffelbrei verwendet wird, soll Krankheiten und Schädlinge eigenständig abwehren können. Laut eines Berichts des Massachusetts Institute of Technology wird die Superknolle dazu drei Gene aus Jones' Forschungsarbeit enthalten: Eines, das Kraut- und Knollenfäule verhindern könnte, sowie zwei weitere, die „eine Infektion durch einen kleinen Wurm, genannt Kartoffelzystennematode" abwehren sollen. Zusätzlich wird die Knolle durch DNA der amerikanischen Firma Simplot geboostet. Eine auf diese Weise gentechnisch veränderte Kartoffel wurde bereits von der US-amerikanischen Lebensmittelbehörde zur Produktion freigegeben.

Bis 2050 soll die Weltbevölkerung laut eines UN-Berichts auf 9,6 Milliarden Menschen anwachsen. Globale Ernährungssicherung wird so ein immer dringenderes Thema. Jones führte das Beispiel der irischen Hungersnot von 1840 ins Feld, um zu verdeutlichen, wie verheerend Ernteausfälle für eine Gesellschaft und ihre Nahrungssicherheit sein können. „Wir werden neue krankheits- und schädlingsresistente Pflanzen brauchen, wenn wir eine wachsende Weltbevölkerung ernähren und die Landwirtschaft unterstützen wollen", erklärte er in einem Bericht.

Kräftigere Knollen könnten zu weniger finanziellen Einbußen und weniger Pestiziden führen. Im Frühjahr 2016 wollen die Forscher deshalb bereits Feldversuche nahe Norwich in Ostengland starten. Trotzdem werden die Knollen bei erfolgreichen Tests wahrscheinlich erst in den kommenden acht bis zehn Jahren auf den Markt kommen—noch eine ganze Weile für alle, die gerne schon jetzt bessere Chips und Pommes essen würden.