FYI.

This story is over 5 years old.

Tech

Mit der App Somebody übernehmen Fremde analog deine SMS-Zustellung

Das amerikanische Independent-Mulitalent Miranda July bringt eine App auf den Markt, mit der fremde Personen Kurznachrichten persönlich an die Empfänger überbringen.
Miranda July in Somebody (2014) dir. Miranda July, courtesy of the artist and Miu Miu

E-Mails, SMS und Chatnachrichten erfüllen ihren Zweck der praktischen Informationsvermittlung und sind darüber hinaus natürlich perfekt für den einfachen und unkomplizierten Kontakt mit deinen Freunden. Doch so viele Möglichkeiten uns der kurze digitale Dienstweg auch bietet, am Ende ist der wahrhaftige analoge Vollkontakt doch immer noch ein wenig schöner.

Das Indiependent-Multitalent Miranda July möchte nun die Dialektik hastiger Textnachrichten und der Sehnsucht nach persönlichem, intimem Kontakt lösen. Sie erschuf mit der Unterstützung versierte Programmierer eine App, die eine Brücke zwischen Social Media-Unverbindlichkeit und körperlicher Präsenz baut: Somebody.

Anzeige

Alle Bilder: Pressebidler Somebody

Bei Somebody schreibst du deine Nachricht wie gehabt, gibst jedoch neben dem Adressaten, deinen emotionalen Status (weinen, schimpfen, säuseln) an und schickst den Text an eine Person aus dem Somebody-Netzwerk, die sich in der Nähe des Empfängers aufhält. Dieser Fremde überbringt dann die Botschaft. Er liest sie vor, weint, schimpft, säuselt, nimmt sozusagen deine Position ein. Die gespielte SMS:

„You can't be there… Somebody can."

Miranda July drehte für das Film Festival Venedig einen ansehnlichen Kurzfilm, der die Idee einer Welt mit Somebody-App in wahrlich bewegenden Szenarien umsetzt. Der Film dreht sich zunächst um die hypothetische App, die mit Hilfe des Programmierers Andrew Badr umgesetzt wurde—allerdings nur im Umkreis einiger offizieller Hotspots wie dem New Museum in New York oder dem Portland Institute for Contemporary Art funktioniert, theoretisch jedoch auch über persönlich erstellte Hotspots erweitert werden könnte.

Somebody ist nicht das erste Werk aus dem medienübergreifenden Repertoire Miranda Julys, das sich mit digital-sozialer Realität beschäftigt. In ihrem Debütfilm You and Me and Everyone We Know zeigte sie eine unvergessliche Cybersex-Szene und vor einigen Jahren bot sie ihren Fans den Service an, Horoskope für sie zu schreiben, wenn sie ihr nur ihre E-Mailadressen anvertrauten. Auch heute noch schreibt Miranda July regelmäßig Horoskope. Und in ihrer Kunstaktion We Think Alone, einer Zusammenarbeit mit dem Stockholm Magazin 3 Museum, sammelte sie private E-Mails von 20 Kollegen und Bekannten, welche sie jeden Montag an alle Leute verschickte, die daran interessiert waren.

„Ich denke überhaupt nicht, dass Somebody ein guter Ersatz für eine SMS, eine E-Mail oder einen Anruf sein könnte", wird July bei CoExist zitiert. Ihr geht es vor allem, darum wieder mit „Menschlichkeit" erfüllt zu werden. Nun ja.

Damit das ganze aber nicht zu sehr in einem Analogfetisch und einer Sehnsucht nach anti-digitaler-Authentizität ausartet, würden wir zur idealen Ergänzung ein weiteres Tool vorschlagen: Eine App, mit der du Fremde vom anderen Ende des Globus dazu gewinnen kannst, für dich Ultra-emotionale Vine-Videos zu verschicken.