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Bessere Babys bauen leichtgemacht

Die Technik zur Gestaltung von Neugeborenen nach Elterngeschmack ist patentiert worden. Aber wie weit sollte Gentechnologie gehen?

Stichwort dystopische Prophezeiungen: Ein Biotechnologie-Unternehmen in den USA hat sich kürzlich ein System patententieren lassen, womit werdende Eltern für ihre ungeborenen Kinder Merkmale, wie beispielsweise Haarfarbe, Gewicht, Muskelmaße oder Lebenserwartung bestimmen können.

Gen-Shopping wäre wohl der passende Ausdruck hierfür: Die zukünftigen Eltern wählen aus, welche Charakteristika gewünscht sind, und die Technik errechnet, welche Samen und welche Eizelle auf dem Spendenmarkt welches Ergebnis produzieren würde. Oder um es in der Poetik der Patentsprache auszudrücken:

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Der Empfänger spezifiziert bestimmte Phänotypen, die er sich für seinen hypothetischen Nachwuchs wünscht, und sendet diese Informationen zum Gerät zur Spender-Selektion. Basierend auf der Erbgut-Information von Spender und Empfänger, führt das Gerät für die Spender-Selektion eine Erbberechnung durch und identifiziert dann einen oder mehrere bevorzugte Spender für den Empfänger.

Die Bilder zeigen ein einfaches Formularfeld zum Ankreuzen. Aber die Beschreibungen des Patents - #854333, „Keimzellenspender anhand von genetischer Kalkulation“ - lässt auch komplizierter formulierte Auswahlverfahren denkbar erscheinen:

In manchen Ausführungen bieten sich den Empfängern komplexe Auswahlmöglichkeiten. So heisst es dort beispielsweise: „Ich bevorzuge ein geringes Risiko bei Darmkrebs und angeborenen Herzfehler und außerdem möchte ich gerne ein Kind mit grünen Augen. Mir ist die geringe Wahrscheinlichkeit von Darmkrebs und Herzfehlern gleichermaßen wichtig, aber das beides ist mir wichtiger als Augenfarbe. Welche Spender in der Datenbank sind für dieses Szenario am besten geeignet?

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Es gilt schon länger als normal und ethnisch akzeptiert vor einer künstlichen Befruchtung einen Embryo auf angeborene Krankheiten zu untersuchen. Aber genetische Modifizierung ist ein klassischer Fall bei dem man sich schnell auf Glatteis bewegt. Man rutscht ziemlich schnell in Richtung genetisch gebauter Supermensch und das mit all den unnatürlichen Konsequenzen mit denen man rechnen kann. An welchem Punkt wandelt sich das Untersuchen auf Krankheiten in ein Nachdenken darüber, dass du doch eigentlich immer schon einen Jungen mit grünen Augen haben wolltest. Und überhaupt, wie wärs mit einer extra Ladung IQ, wo wir doch schon dabei sind?

Das Modifizieren von Babys ist wissenschaftlich gesehen eine realistische Option und bis zu einem bestimmten Punkt, wurde es auch schon durchgeführt. Die Präimplantationsdiagnostik bewegt sich leise vom Entdecken eines medizinisches Fehlers in eine Richtung, bei der die Eltern mehr als du das Geschlecht des Kindes entscheiden dürfen.

Das Unternehmen 23andMe kann mit dem neuen Patent theoretisch gesehen einen „design-your-own-baby“ Service anbieten. Aber - und das ist ein großes aber - die Firma beteuert, dass sie das nicht vorhat. 23andMe betonen, dass sie das Patent nicht anwenden werden und nicht teil des „Baby Shopping Game“ sein werden.

Gestern wurde ein Blogeintrag veröffentlicht, in dem das Unternehmen schreibt, dass das im Patent genannte System nur in Verbindung mit dem „Family Traits Inheritance Calcualtor“ benutzt wird, welches Paaren die Möglichkeit gibt, zu sehen, welche Merkmale ihr Kind eventuell erben wird. „Die Sprache des Patents geht weiter als der Rechner und deswegen wollen wir sehr deutlich sein, was unsere Technologie ist und was wir beabsichtigen,“ wiederholte sich das Unternehmen, um klarzustellen, dass sie den Leuten nur die Möglichkeit geben wollen ihr eigenes genetisches Erbgut einsehen zu können, damit sie leichter mit gesundheitlichen Problemen umgehen können.

Trotzdem hier schenkt man einem privaten Unternehmen einen großen Vertrauensvorschuss. Und das macht den Leuten Sorgen, weil 23andMe immer mehr Patente über Gentechnologie herausbringt. Jetzt, wo sie die Möglichkeiten haben Designer Babys auf den Markt zu bringen, wie können wir uns sicher sein, dass sie es nicht tun werden?

Bis jetzt hat auch nur die kleinste Andeutung auf Eugenetik die meisten Leute schon verstimmt - in manchen Ländern ist es sogar illegal. Aber die Realität ist, dass die meisten jetzt schon auf die ein oder andere Art ihren Nachwuchs manipulieren. Paare, die sich über künstliche Befruchtung fortpflanzen, gehen durch eine Datenbank von Eispendern oder Samenspendern und suchen sich ein Profil aus, welches ihnen am besten gefällt. Und der Rest von uns sucht sich ganz bewusst aus, mit wem wir uns fortpflanzen, in der Hoffnung, dass wir besseren Nachwuchs produzieren - ganz nach dem guten, alten darwinischen Prinzip.