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Popkultur

,Homeland' macht aus Berlin den feuchten Traum von „Asylgegnern" und Verschwörungsthoretikern

Rohrbomben in Kreuzberg, IS-Rekrutierer und die allmächtige CIA. In ,Homeland' ist für alle was dabei.
Screenshot von der Facebook​-Seite von Homeland

Die fünfte Staffel von Homeland ist am Sonntag in den USA angelaufen und spielt (zumindest teilweise) in Berlin. In den letzten Monaten gab es immer wieder Clare-Danes-Sichtungen in der Hauptstadt, was darauf schließen lässt, dass man noch einiges mehr von Berlin zu sehen bekommt als bisher. (Sollte irgendjemand die Folge noch nicht gesehen haben, gibt es hier einen vollkommen legalen Stream.)

Das Berlin, das Homeland zeigt, könnte aus den Visionen der „Asylgegner" stammen. Zurückgekehrte oder rekrutierte Dschihadisten bauen Rohrbomben in ihren Wohnzimmern, unauffällig scheinende Frauen rekrutieren Kämpfer für den IS, Moscheen sind mit Terroristen auf der Flucht verbandelt, Entführungen auf offener Straße durch Terrorunterstützer sind gang und gäbe und die Stadt ist Zufluchtsort für untergetauchte Terroristen aus Nahost.

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Und dann gibt es auch noch die professionellen Gutmenschen. Nachdem Carrie der CIA den Rücken zugekehrt hat, arbeitet sie jetzt als Sicherheitschefin für die „Düring Foundation", eine Stiftung, die Menschen in libanesischen Flüchtlingslagern helfen will. Otto Düring gibt das Geld seiner Familie, die durch Sklavenarbeit in Arbeitslagern vor 1945 reich geworden ist, nämlich für wohltätige Zwecke aus. Wobei zugegebenermaßen noch nicht so ganz klar ist, ob Düring jetzt wirklich einer von den Guten ist, oder vielleicht doch eher ein Doppelagent von Assad und/oder Putin, dessen eigentliches Ziel es ist, die Bundesregierung und Obama durch Marionetten der Nordkoreaner zu ersetzen. Oder so.

So oder so ähnlich muss die Welt für die Pegida-Gänger der Nation aussehen. Die guten Deutschen sind nur noch Statisten, hinter deren Rücken schon der Islamische Staat lauert. Ganz Kreuzberg ist ein Sumpf von Islamisten, die Terroranschläge planen. Jede Moschee ist ein Tor zum Extremismus und jeder Imam ist nur einen Anruf vom Terror entfernt. Und natürlich ist Deutschland ein sicheres Rückzugsland für Terroristen, die untertauchen mussten. Aber trotzdem haben sie ihre ganzen Strukturen mitgenommen und können deswegen auch einfach so mal einen Nachmittag damit verbringen, Leute zu entführen. Auf offener Straße, ohne dass es irgendjemandem auffällt.

Und dann kommen die Verschwörungstheoretiker ins Spiel. Die CIA weiß nämlich alles und hat überall ihre Finger mit im Spiel. Als zwei Amateur-Hacker mehr oder versehentlich den CIA-Stützpunkt in Berlin anzapfen, finden sie dabei Material, das belegt, dass die BRD (GmbH) die USA damit beauftragt hat, innerhalb Deutschlands zu spionieren, um Dschihadisten zu enttarnen, was sie selbst nicht kann, ohne die eigenen Gesetze zu brechen. Amerikanische Black Ops, in dem Fall Quinn, töten gezielt und scheinbar ohne Spuren zu hinterlassen potentielle Terroristen. Und am Ende natürlich alles für das Mutterland und um sicherzugehen, dass „Amerika sicherbleibt."

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Dieses Szenario ist wiederum das exakte Weltbild von Menschen, die auf den Montagsmahnwachen stehen oder sich in diversen Facebook-Gruppen treffen, um über Chemtrails, die neue Weltordnung und die flache Erde zu fantasieren. Die USA wissen alles, Deutschland ist nur ein Handlanger und lässt die CIA schalten und walten, wie sie es will.

Bevor sich Jürgen Elsässer, Ken Jebsen und ihre Crews jetzt begeistert selbst auf die Schulter klopfen: Spoiler! Homeland ist keine Doku. Leute, die glauben, dass jede Frau mit Kopftuch Menschen zum IS schleusen will, jeder Imam einen heißen Draht zu Hisbollah-Terroristen hat und jeder Nicht-Deutsche ein potentieller Attentäter ist, bleibt auch nach dieser Folge noch ein Rassist. Und Menschen, die glauben, dass die CIA schon lange eine Schattenregierung gebildet hat, und bei jedem Hundehaufen Cui Bono kreischen, sollten immer noch darüber nachdenken, ihre Bildung über die YouTube-Universität hinaus zu erweitern.

Stefan ist auf Twitter.


Titelfoto: Screenshot von der Facebook-Seite von Homeland