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Bethesda wird gerade zum meistgehassten Studio der Stunde

...doch hinter den "Fuck Yous" steckt eine wichtige Frage.
Bild: Screenshot YouTube via Bethesda Softworks

"Hey Bethesda, sorry, wir Gamer sind tollwütige Arschlöcher und wir haben euer Subreddit ruiniert" – so liest sich aktuell einer der ersten Posts im Unterforum für die US-Kleinstadt Bethesda in Maryland. Schuld an der Gamer-Wut ist aber ein anderes Bethesda, nämlich Bethesda Softworks.

Das Spiele-Studio hinter Megahits wie Fallout, Skyrim und Wolfenstein hat auf der Spielemesse E3 diesen Sonntag ein neues Feature vorgestellt, das Gamer nun selbst in Subreddits für Kleinstädte auf die Barrikaden treibt: Creation Club, einen Marktplatz für Mods. Ab diesem Sommer sollen Gamer für Mods – also für Waffen, Rüstungen, Quests, die von Hobby-Entwicklern aus der Community gemacht werden – echtes Geld bezahlen, statt sie wie bisher gratis herunterzuladen.

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Im Creation Club sollen dafür Mods gegen "Punkte" getauscht werden. Die Punkte gibt es exklusiv über Bethesda zu kaufen. Die Mods hingegen sollen alle extra für den Club entwickelt werden. Bereits existierende Erweiterungen werden dabei nicht plötzlich zahlungspflichtig. Unter Gamern kommt dieses Konzept offensichtlich trotzdem nicht gut an und sorgt für jede Menge Kraftausdrücke und Hate im Netz.

Ein genauerer Blick auf das Problem hinter den Paid Mods zeigt aber auch, dass Bethesda hier tatsächlich ein Dilemma lösen will, dass für die Zukunft vieler Videospiele und ihrer Fan-Communities überlebenswichtig sein könnte.

"Fuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuck your paid mods", schreibt TryingToStart4 ins Subreddit von Bethesda, laut Forbes die amerikanische Kleinstadt mit dem höchsten Bildungsstand. "Paid Mods", das steht wie ein Brandzeichen auch über dem tatsächlichen Subreddit von Bethesda Softworks seit der E3-Präsentation. Die Daumen unter dem YouTube-Trailer für das neue System zeigen überwiegend nach unten. Auch in den Steam-Foren für Skyrim wird der gehasste Club heiß diskutiert und sorgt für negative Nutzer-Reviews.

Das Dilemma um Paid Mods ist nichts neues

Die Wut über bezahlte Mods hat Tradition. Bereits 2015 versuchte Bethesda, Mods für Skyrim über die Download-Plattform Steam zu verkaufen. Tausende wütende Kommentare und auch durchaus berechtigte Kritik am sehr intransparenten System ließen Valve, das Studio hinter Steam, und Bethesda damals das gesamte Bezahl-Mod-System auf Eis legen.

Auf Steam wird Skyrim mit negativen Reviews geflutet. | Bild: Screenshot Motherboard via Valve

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Obwohl Valve bereits seit längerer Zeit Mod-Inhalte für eigene Spiele wie Counter-Strike: Global Offensive oder Dota 2 verkauft, hätte man schlicht unterschätzt, wie anders die eingeschworene Modder-Community von Skyrim tickt. Das offene, kreative, jedem Gamer zugängliche Ökosystem für die absurdesten Mods könnte sich in einen Marktplatz verwandeln, der zwischen Premium-Inhalten und dem lahmen Rest unterscheidet und so die Community spaltet.

Hinter der Wut steckt ein Problem, das gelöst werden muss

Tatsächlich wirft der Creation Club eine enorm wichtige Frage auf: Wie können Entwickler dafür sorgen, dass das Mod-Ökosystem zukunftsfähig bleibt? Die meisten Modder sind reine Hobby-Entwickler, die in ihrer Freizeit an neuen Inhalten für ihre Lieblingsspiele arbeiten. Aber gerade diese unbezahlte Arbeit macht Spiele wie Skyrim oder Fallout so besonders.

"Mods zu verkaufen ist ein mächtiger Anreiz, sie fertig zu entwickeln", schrieb Modder und Entwickler Derek Paxton bereits 2015, denn eben weil Modder nicht bezahlt werden, würden Mod-Communities voll sein von "vielversprechenden, aber abgebrochenen Projekten".

Auf YouTube zeigen die Daumen für den Creation Club überwiegend nach unten. | Bild: Screenshot Motherboard via YouTube.

Wir fragen nach bei Nicolas Lietzau, einem der Entwickler hinter der größten Skyrim-Mod überhaupt, Enderal, einer völlig neuen Welt mit neuen Abenteuern. "Ich finde den Creation Club grundsätzlich eine gute Idee, gerade für angehende Developer." Wichtig sei, dass Bethesda im Creation Club die Modder fast schon ins eigene Team eingliedert. "Gerade die Tatsache, dass es interne QA und Milestones gibt, finde ich topp. Warum das Internet sich darüber aufregt, verstehe ich nicht, bin der Debatte aber nicht so gefolgt", erklärt er Motherboard per Mail.

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Nicolas Lietzaus Total Conversion Enderal zeigt, wie riesig Mods sein können. | Bild: SureAi

So locker sehen das allerdings nicht alle Modder. Im Gespräch mit Kotaku äußern die Hobbyentwickler ihre Bedenken: Wie sollen beispielsweise Entwickler bezahlt werden, die nur für eine kurze Zeit an einem Projekt gearbeitet haben? Wie kann Bethesda verhindern, dass kostenlose Kopien von Premium-Mods auf den Markt geworfen werden? Oder, dass kostenlose Mods als Ideengeber für diebische Premium-Entwickler dienen? Und könnte das nicht die Mod-Community spalten? "Es hängt natürlich stark von den Verträgen ab, ob und wie fair so eine Zusammenarbeit als externer Mitarbeiter für Bethesda dann letzten Endes aussieht" schreibt uns auch Nicolas Lietzau. Bethesda hat also noch eine ganze Menge Überzeugungsarbeit zu leisten, um Spieler und Mod-Community auf ihre Seite zu ziehen.


Auf VICE.com: LARPing hat mir das Leben gerettet


Für Bethesda lief die Woche mit der Präsentation auf der weltweit wichtigsten Games-Messe nicht gerade rosig. Das Studio hat es geschafft, alle möglichen Menschen zu verärgern: Rechte Gamer sind wütend darüber, dass Nazis im neuen Wolfenstein die Gegner sind, Fallout-Fans vermissen ein neues Fallout, Mod-Fans sehen beim Creation Club rot und die Bewohner von Bethesda wollen einfach nur ihr ziemlich ruhiges Subreddit zurück.