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Hat die virale FaceApp ein Rassismusproblem?

Die App, die in den vergangenen Tagen alle Feeds flutete, steht jetzt in der Kritik. Eine bestimmte Funktion finden manche Nutzer nämlich ganz und gar nicht „hot“.
Screenshot: Twitter | Terrance AB Johnson

Es ist mal wieder passiert: Ein Tech-Unternehmen hat sich eine politische Tolpatschigkeit geleistet. Diesmal geht es um die extrem beliebte Gesichts-Morphing-App namens FaceApp, die gerade alle Feeds flutet.

Wohin man online auch guckt: Die App, die Ende Januar gelauncht wurde, scheint momentan allgegenwärtig zu sein. Die Funktionen sind einfach und technisch durchaus beeindruckend: Die aus Russland stammende App „nutzt neuronale Netzwerke, um fotografierte Gesichter auf realistische Weise zu verändern. Die App kann dem Gesicht beispielsweise ein Lächeln hinzufügen, das Geschlecht oder Alter verändern oder dich einfach attraktiver machen", wie der CEO und FaceApp-Gründer Yaroslav Goncharov gegenüber TechCrunch erklärte.

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Auch wenn es ganz unterhaltsam sein kann, zu sehen, wie man in 40 Jahren mal aussehen könnte, gibt es noch eine andere Funktion, die jetzt für Diskussionen sorgt. Viele Nutzer finden eine bestimmte Funktion der Anwendung überhaupt nicht lustig: FaceApp-Nutzer werfen der App vor, dass der Verschönerungsvorgang der App scheinbar darin besteht, Nutzern einen helleren Gesichtston zu verpassen und Gesichtszüge europäischer wirken zu lassen.

Auf Twitter teilen einige Nutzer ihre Erfahrung mit dem „Hot"-Filter der App, der sie angeblich attraktiver machen soll. In vielen Fällen wirken die Gesichter regelrecht gebleicht.

„Warum ist die Option, die dich attraktiver machen soll, in Wirklichkeit ein Filter, der deine Hautfarbe ändert?", fragt ein Nutzer in der iTunes-Bewertung. „Soll das heißen, dass Schwarze nicht 'hot' sind?"

„Ich bin Afro-Amerikaner und die App war für mich nicht geeignet. Bei vier Fünftel der Optionen wurde einfach das Gesicht einer weißen Person über mein eigenes gelegt und das passte nicht gut zusammen", schreibt ein anderer Nutzer.

Die Kritik blieb anscheinend auch FaceApp nicht verborgen, denn der „Hot"-Filter wurde kurzerhand in „Spark" umbenannt. Doch auch das neue Feature hellt nach wie vor dunklere Hauttöne auf.

Snapchat entfernt nach Rassismusvorwürfen seinen Yellowface-Filter

„Wir bedauern diese unstrittig ernste Angelegenheit zutiefst. Es handelt sich um eine unglückliche Begleiterscheinung eines Bias' im Lernalgorithmus des neuronalen Netzes, nicht um einen beabsichtigten Effekt. Um die Sache zu entschärfen, haben wir den Effekt umbenannt, so dass er keine positiven Assoziationen mehr suggeriert. Außerdem arbeiten wir daran, das Problem so schnell wie möglich vollständig zu beheben", erklärte Goncharov gegenüber Motherboard in einer E-Mail.

FaceApp ist bei weitem nicht die erste Foto-App, die dafür kritisiert wird, rassistische Stereotype zu befördern. Snapchat sah sich in der Vergangenheit schon zweimal mit Rassismusvorwürfen konfrontiert. So stellte Snapchat letztes Jahr einen „Anime"-Filter vor, der Nutzern verengte Augen, Hasenzähne und runde Bäckchen verpasste. Dieser sorgte ebenso für Kritik wie der Bob-Marley-Filter, den die App zur Feier des inoffiziellen Cannabis-Tages 4/20 präsentierte.