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Erster öffentlicher Porno-Hack in Deutschland: Wenn die Wormser Infosäule Blowjobs abspielt

Endlich mal was los in Worms – und keiner will es gewesen sein.

"Gerade auf beliebten Plätzen sind sie eine tolle Sache: die Info-Terminals, die Ihren Besuchern rund um die Uhr Auskunft geben", preist das Unternehmen Brunner Mobil Werbung sein Produkt an.

Auch im Stadtzentrum von Worms in Rheinland-Pfalz steht so eine tolle Sache mit Bildschirm, an der sich Touristen die nächste Gaststätte aussuchen oder – man höre und staune – "eine E-Mail versenden" können. Am Wochenende gab die Info-Säule allerdings nur noch Auskunft auf die Frage, warum hier eigentlich Stroh liegt (NSFW):

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Hacker hatten es offenbar geschafft, die eingebauten Sperren zu umgehen und die Säule in ein öffentliches Open-Air-Pornokino verwandelt. Und das auch noch "direkt neben den nagelneuen Mietfahrrädern von VRNnextbike", empört sich die Wormser Zeitung über den "anstößigen und rufschädigenden Filmschnipsel".

Schnell tauchte auf YouTube und Facebook ein Video auf, in dem ein paar Männer sich über den Blowjob-Clip am Info-Terminal beömmeln, ihn abfilmen und ihm so zu weiterer Bekanntheit über die Wormser Stadtgrenzen hinaus verhelfen.

Das Wormser Stadtmarketing findet die Zweckentfremdung eher weniger lustig. Doch die Frage nach dem Wie und Warum scheint schwierig zu beantworten zu sein. Bei der Stadtverwaltung ist man sich noch nicht einmal sicher, ob überhaupt ein Hack stattgefunden hat.

In beispiellos lockerer Formulierung schreibt uns der Pressereferent Hans Helmut Brecht: "Grundlage bisheriger Berichterstattung ist ein Amateurvideo, das einen räumlichen Zusammenhang zwischen unangemessener bildlicher Darstellung und dem Infoterminal herstellt", und resümiert: "Herkunft und Authentizität des Videos sind unklar." Im Klartext: Er zweifelt an, ob das YouTube-Video echt ist; zudem könne der Bildschirm laut dem Wormser Internetbeauftragten Daniel Körbel keinen Vollbildmodus, wie im Video gezeigt. Wer sich den Clip genauer anschaut, merkt allerdings, dass ein Fake der Aufnahme aufwendig gewesen wäre und sehr unwahrscheinlich ist.

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Brechts Kollegin Andrea Zimmermann mutmaßt gegenüber der Wormser Zeitung, hier habe wohl jemand "eine Firewall umgangen"; denn Pornoseiten seien natürlich auf einem öffentlichen Terminal nicht aufrufbar gewesen.

Unklar ist: Klafft die Sicherheitslücke, die den Porno nach Worms brachte, auch bei allen anderen Info-Terminals, die in Deutschland herumstehen?

Der ursprüngliche Uploader, ein Kanal namens #artarmy mit Pepe-Logo und rund 60,000 Aufrufen, wollte uns bis zum Zeitpunkt der Veröffentlichung keine Auskunft zu dem Video oder dem Video im Video geben. YouTube hat das Video wegen Verstößen gegen den Jugendschutz mittlerweile gelöscht.

Leider wird die Stadt dieses Geheimnis wohl nie selbst lüften können, denn tatsächlich hat sie keine Ahnung, wer auf dem Info-Terminal wohin surft. Zugang zu den Verbindungsdaten hinter dem Bildschirm hat noch nicht mal die Firma Brunner Mobil aus dem baden-württembergischen Böblingen, die die Säulen kostenlos zur Verfügung stellt und durch lokale Sponsoren gegen eine Werbefläche finanzieren lässt. So kosten die Säulen die Stadt keinen Cent – doch mit der Betreiberschaft wird auch die Kontrolle abgegeben.

Bei Brunner Mobil verweist man auf die Partnerfirma fx-Medien in Sindelfingen. Die übernimmt zwar die technische Installation der Werbefläche, konnte aber bis zum Redaktionsschluss nicht bestätigen, ob der Porno auf der Wormser Säule nun ein Hack, ein Bug oder ein Feature ist. "Wir können den Computer nicht untersuchen, solange die Stadt Worms den Stecker am Terminal gezogen hat", erklärte der zuständige Techniker Azur Muratovic gegenüber Motherboard.

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Sollte es einen Hack gegeben haben, ist ebenfalls nicht klar, ob nur das Terminal oder sogar der Rechner hinter der Säule per Fernzugriff manipuliert wurde – Muratovic glaubt allerdings an eine Manipulation direkt am Terminal. Trotzdem steht die Frage im Raum, ob die Sicherheitslücke, die den Porno nach Worms brachte, auch theoretisch auf allen anderen ausgelieferten Info-Terminals von Brunner Mobil in Deutschland klafft.

Immerhin steht die rheinland-pfälzische Stadt mit ihrer gehackten öffentlichen Infotafel nicht alleine da: Das Problem kennen auch illustre Metropolen wie Chicago. Auf dem Hauptbahnhof flimmerten statt Quizfragen und dem Wetterbericht Sexszenen über die Anzeigetafeln. Auch London und New York City können von Porno im öffentlichen Raum ein Liedchen trällern: Dort regte sich – etwas scheinheilig – Protest, nachdem Menschen begannen, in öffentlichen Internetkabinen Pornos zu schauen – Überraschung! Trotz alledem dürfte der nächtliche Clip am Wormser Info-Terminal der erste Fall dieser Art in Deutschland sein.

Die Bürger scheint es nur mäßig zu stören. "Die Nummer kam gar nicht gut an", befand die Wormser Zeitung zwar auf Facebook, doch die vielen amüsierten Kommentare unter dem Post sprechen eine andere Sprache: Dort bedauern die Wormser eher, ausgerechnet in dieser Nacht nicht vor Ort gewesen zu sein.

Die Info-Säule am zentralen Neumarkt in Worms wurde schon einmal für eine Dosis ungefiltertes, echtes Internet missbraucht: Vor vier Jahren nutzte ein findiger Passant die praktische E-Mail-Funktion des Terminals, um von da aus tausendfach Spam-Nachrichten in die Welt zu schleudern.

Allerdings ist Rheinland-Pfalz nun um eine Touristenattraktion ärmer: Die Stadtverwaltung hat das Terminal "vorsorglich stillgelegt".