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Mit eSports Geld verdienen? Fünf Gaming-Profis reden über ihr Gehalt

Die besten Profi-Gamer verdienen Millionen – aber wie viel bekommen eigentlich die anderen Menschen in der eSport-Branche? Auf der ESL One haben wir mit fünf von ihnen übers Gehalt geredet.
Chief Marketing Officer Dorian Gorr und Moderatorin Melek Balgün | Bild: Motherboard/Jan Lindenau | Collage: Motherboard

Die Gehälter der Top-Zocker im eSport sind kein Geheimnis mehr: Der Koreaner Lee "Faker" Sang-hyeok soll mehrere Millionen Dollar im Jahr verdienen, dazu kommen noch Preisgelder und Sponsoreneinnahmen. Auch bei Counter Strike: Global Offensive staunte man im vergangenen Jahr als Nikola "NiKo" Kovac für eine Ablösesumme von 500.000 Dollar das Team wechselte.

Aber wie viel Kohle machen weniger prominente Menschen in der eSport-Branche? Mit fünf von ihnen haben wir auf dem eSports-Turnier ESL One über Geld geredet. Das Monatsgehalt wollte zwar niemand verraten, auch nicht auf mehrfache Nachfragen. Aber zumindest zu ein paar Andeutungen ließen sich unsere Gesprächspartnerinnen hinreißen.

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Melek "m3lly" Balgün, 30, ehemalige Profispielerin, jetzt eSports-Moderatorin

e-Sports-Moderatorin Melek Balgün

Melek Balgün: "Mein Pferd und ich müssen nicht Hunger leiden" | Bild: Motherboard/Jan Lindenau

Motherboard: Wie kannst du nach deiner Profikarriere noch Geld mit eSport verdienen?
Melek Balgün: Meine Kollegen und ich sind die Gesichter von Veranstaltungen wie der ESL One. Wir moderieren Shows auf der großen Bühne und am Rand des Events. Angefangen hat es bei mir 2007 bei Turtle Entertainment mit einem bezahlten Praktikum. Jetzt werde ich als Moderatorin nicht nur für eSport gebucht, sondern auch für Messen, Kongresse, Veranstaltungen, meist mit Bezug zu Gaming oder zur Tech-Szene. Gerade jetzt läuft es sehr gut, in den letzten sechs Monaten bin ich öfter in Hotels und Flugzeugen gewesen als bei mir zuhause in Köln.

Konntest du schon von Beginn an von den Jobs leben?
Ich habe mich vor zwei Jahren selbstständig gemacht. Seit einem Jahr läuft es richtig rund: Ich kann davon leben, es geht mir gut, mein Pferd und ich müssen nicht Hunger leiden. Die Frage ist ja auch: Wofür brenne ich und was bringt mich dazu, jeden Morgen aufzustehen und den 16-Stunden-Job zu machen, den ich manchmal habe? Natürlich, mehr Kohle geht immer, zum Beispiel wenn ich in leitender Funktion in einer Marketing-Agentur arbeiten würde. Aber da muss ich mich auch fragen: Ist es mir das wert?

Dorian Gorr, 32, Chief Marketing Officer bei Veritas Entertainment

Chief Marketing Officer Dorian Gorr

Dorian Gorr: "Für viele ist der Wechsel in die Branche ein Sprung ins kalte Wasser" | Bild: Motherboard/Jan Lindenau

Motherboard: Wann gab es für dich die erste Kohle mit eSports?
Dorian Gorr: Ich habe 2013 mein erstes Geld mit eSports verdient, als ich einen Zeitungsbericht über die "Call of Duty"-Europameisterschaften geschrieben habe. Ich war eine lange Zeit als Journalist tätig, habe über Gaming und eSports berichtet. Seit einigen Monaten bin ich aber Vollzeit im eSport unterwegs. Mit unserer Firma beraten wir Kunden, die in den Markt einsteigen wollen, erklären, welche Strategien es gibt, um Leute zu erreichen. Dazu bauen wir mit einem großen Partner mitten in Berlin die vermutlich größte eSports- und Entertainment-Location auf, die es in Europa gibt. 2019 geht die an den Start.

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Verdienst du derzeit weniger als zuvor?
Nein. Für viele ist ein Wechsel in die Branche ein Sprung ins kalte Wasser. Dann ist am Anfang viel Leidenschaft nötig, weil man eher wenig Geld verdient. Aber ich hatte genug Erfahrungen und Kontakte; ich weiß, was ich kann; und jetzt verdiene ich besser als vorher in der Medienbranche.

Ian Smith, 54, Anwalt

Anwalt Ian Smith

Ian Smith: "Ich wünschte, dass ich einen Vollzeitjob im eSport hätte" | Bild: Motherboard/Jan Lindenau

Motherboard: Was hat dich zum eSport geführt?
Ian Smith: Ich führe mit den Spielern nach ihren Matches die Dopingtests durch und kümmere mich um Cheating und Wettbetrug im eSport. Mein Job heißt Integritätsbeauftragter bei der ESIC, das ist die eSports Integrity Coalition. Die ESIC ist eine Mitgliederorganisation, die sich über die Beiträge von eSport-Events finanziert – von der ESL bis hin zu viel kleineren Organisationen, etwa in Dubai oder dem Nahen Osten.

Kann dein Job im eSport eine Familie ernähren?
Ich wünschte, dass ich einen Vollzeitjob im eSport hätte, aber bisher kann sich das die ESIC nicht leisten, dafür bin ich ihnen zu teuer. Also berate ich noch andere Organisationen zum Thema Sport und Integrität. Allerdings beschäftige ich mich die meiste Zeit mit eSports und glaube, dass ich in einem Jahr ausschließlich bei ESIC tätig sein werde.

Jérôme "NiaK" Sudries, 29, Teammanager bei G2

G2-Team-Manager Jérôme Sudries

Jérôme Sudries: "Unser Team kann davon leben" | Bild: Motherboard/Jan Lindenau

Motherboard: Wie wird man überhaupt Teammanager bei einem eSport-Team?
Jérôme Sudries: Ich bin kein Gamer, sondern komme aus dem Universum des konventionellen Sports. Ich war Radfahrer und will meine Erfahrungen aus der Sportindustrie in den eSport bringen. Vor zehn Jahren habe ich als Teammanager angefangen mit Counter Strike: Source, damals noch ohne Entlohnung. Mein erstes volles Gehalt habe ich mit eSports vor vier, fünf Jahre verdient.

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Kannst du von dir behaupten, ein reicher Mann zu sein?
Ich würde nicht sagen, dass ich ein reicher Mann bin, aber immer, wenn ich neu verhandelt habe, gab es einen Sprung nach oben. Jetzt sind wir auf einer sehr komfortablen Stufe. Und unser Team hat großes Glück, davon leben zu können. Ich weiß, dass ich diesen Job nicht mein ganzes Leben machen werden kann, das gleiche ist bei den Spielern der Fall. Ich verdiene genug, um mir ein wenig zur Seite legen zu können.

Timo "Spiidi" Richter, 22, Profispieler bei der deutschen eSport-Organisation Sprout

Profi-Spieler Timo Richter

Timo Richter: "Bei meinen ersten Major-Turnieren habe ich keinen Cent verdient" | Bild: Motherboard/Jan Lindenau

Motherboard: Du kriegst als Profispieler ein festes Gehalt. Wovon hast du am Anfang gelebt?
Timo Richter: Mein erster Wettkampf war 2011. Ich habe mich alleine angemeldet und mit neun zufällig ausgewählten Leuten gespielt. Ich habe da nichts gewonnen, es ging es auch nicht um Geld. Aber seitdem bin ich drangeblieben, weil es mir Spaß gemacht hat. Zwei Jahre später ging es dann auf meine ersten Finals in der deutschen "Counter Strike: Globale Offensive"-Liga. Es ist verrückt, wenn man vergleicht, wie sich in den letzten fünf Jahren nicht nur die Zuschauerzahlen entwickelt haben. Alles ist professioneller: Als ich angefangen habe, konnten ein oder zwei Teams in Deutschland davon leben – wenn überhaupt.

Wie hat sich das Einkommen im Laufe deiner Karriere verändert?
Bei meinen ersten beiden Major-Turnieren habe ich keinen Cent Gehalt verdient, wenn man von den Preisgeldern absieht. Das hat sich mit meinem festen Gehalt bei Sprout zum Glück verbessert. Ich bin ein recht sparsamer Mensch, ich lege mir lieber etwas auf die Seite, anstatt gleich ein Auto zu kaufen. Jetzt im August gönne ich mir was, ich fliege mit meiner Freundin für zweieinhalb Wochen nach Thailand. Da gibt es auch mal das 4-Sterne-Hotel.

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