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Reis aus Fukushima soll angeblich wieder sicher sein

Nur vier Jahre nach der nuklearen Katastrophe soll Essen aus Fukushima—mit einigen Ausnahmen—wieder sicher sein. Doch viele japanischer Verbraucher bleiben skeptisch.

Rund vier Jahre nach dem Tōhoku-Erdbeben in Japan und dem dadurch ausgelösten Tsunami, der zu einer Freisetzung von Radioaktivität in der Präfektur Fukushima geführt hat, haben japanische Offiziellebekanntgegeben, dass Lebensmittel aus der betroffenen Region mittlerweile fast vollständig strahlungsfrei sein sollen und—mit einigen wichtigen Ausnahmen—kein Sicherheitsrisiko für Verbraucher darstellen. Doch Zweifel bleiben bestehen, schließlich hat sich die japanische Regierung in Sachen Fukushima nicht immer von ihrer Schokoladenseite gezeigt und, was dieses heikle Thema betrifft, auch die Pressefreiheit nicht unbedingt gefördert.

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Die japanischen Verbraucher bleiben weiterhin skeptisch.

Am Dienstag sagte Tsuneaki Onami—ein Fukushima-Verantwortlicherim Interview mit der Tageszeitung Japan Today, dass zum ersten Mal seit 2011 der Reis aus der Präfektur Fukushima die strengen Strahlungstests Japans bestanden hat. 360.000 Tonnen Reis—und damit fast die gesamte Ernte Fukushimas im letzten Jahr—und sämtliche Proben blieben unter der Grenze von 100 Becquerel pro Kilo, die von der japanischen Regierung nach der Katastrophe festgesetzt worden war. Insgesamt wurden in den letzten Jahren 30 Millionen Tests durchgeführt, wobei ein stetiger Rückgang der Strahlungsbelastung festgestellt werden konnte.

Trotz seiner überschaubaren landwirtschaftlich nutzbaren Fläche produziert Japan jedes Jahr beachtliche 9 Millionen Tonnen Reis. Und weil das Getreide ein zentraler Baustein der traditionellen japanischen Küche ist, wird sein Anbau auch von Regierungsseite mit Subventionen unterstützt. Die Fukushima-Katastrophe war ein schwerer Schlag für die Reisbauern der Region, die Großteile ihrer Ernten aus den Jahren 2012 und 2013 vernichten mussten.

Doch nicht nur der Reis wurde schwer in Mitleidenschaft gezogen. Auch andere japanische Lebensmittel wurden verseucht—wenn auch nicht in dem Maße, wie man glauben könnte (vorausgesetzt, man kann wiederum den japanischen Behörden glauben). Kulturpflanzen zum Beispiel—dank bestimmter Maßnahmen vor und während des Anbaus (dazu später mehr)—sollen schon kurz nach der Tragödie wieder relativ sicher gewesen sein. Bei Wildpflanzen und einigen Tieren hingegen sah—und sieht—die Sache deutlich anders aus.

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Kho Morishita—Sprecher des japanischen Ministeriums für Land- und Forstwirtschaft sowie Fischerei—teilte MUNCHIES per E-Mail mit, dass die japanische Lebensmittelversorgung im Allgemeinen gesichert sei. Doch was heißt das genau?

„Die Auswirkungen aufs Essen sind weiterhin ziemlich gering", so Morishita weiter. Er wies aber gleichzeitig darauf hin, dass wildwachsende Pflanzen wie Pilze, aber auch Rotwild und Wildschweine—die sich von Pflanzen aus immer noch radioaktiv verseuchten Böden ernähren—weiterhin ein Risiko darstellen. Auch bei Fischen sind die Belastungswerte weiterhin recht hoch—jedoch nur bei solchen, die nicht wandern, sondern seit der Krise die Gewässer um die havarierten Reaktoren nicht verlassen haben. Darum ist Schleppnetzfischerei in der betroffenen Küstenregion weiterhin untersagt.

Die Reinigung der verseuchten Anbaupflanzen wurde umgehend in die Wege geleitet. Um den Boden zu entstrahlen, wurde die Humusschicht mit schwerem Gerät entfernt und der Boden tiefer als sonst beackert. Außerdem wurden Unterboden und Humusschicht miteinander ausgetauscht. Bei den Obstbäumen wurde hingegen die obere Rinde abgekratzt, was die Belastungswerte um fast 90 Prozent verringert haben soll. Bei jüngeren oder weniger robusten Obstbäumen kam ein spezielles Waschverfahren zum Einsatz und auf diese Weise konnten laut japanischer Regierung die Belastungswerte um circa 55 Prozent gesenkt werden.

Außerdem sollen nur noch 0,18 Prozent der Lebensmittel, die seit 2011 regelmäßig getestet werden (darunter Getreide, Gemüse, Obst, Fleisch und Milch), die erlaubten Grenzwerte überschreiten.

Doch das scheint noch nicht auszureichen, um Japans Bevölkerung zu beruhigen. „Die japanischen Verbraucher bleiben weiterhin skeptisch", so Morishita. Doch angesichts der strengen—und öffentlichkeitswirksamen—Testung von Lebensmitteln bleibt er zuversichtlich, dass das Vertrauen wieder zurückgewonnen werden kann.

Das wird wohl aber noch seine Zeit dauern. So hieß jüngst es in einem Leserbrief in der Japan Today: „Ich liebe zwar Japan und versuche stets, unsere Wirtschaft zu unterstützen. Aber den Reis würde ich nicht mal mit der Kneifzange anfassen."