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Tausendsassa McAfee wird jetzt Bitcoin-Pate

Ob der neueste Move des Cyberanarchisten eine Nullinvestition oder ein Geniestreich ist, wird sich zeigen.

John McAfee, Cyberanarchist, Ex-Milizenführer und libertärer US-Präsidentschaftskandidat, macht mal wieder Schlagzeilen. Nachdem er vor ein paar Monaten die Öffentlichkeit narrte, indem er vor laufender Kamera schwor, seinen Schuh zu verspeisen, wenn er es nicht schaffen sollte, das iPhone des San-Bernardino-Attentäters „in 30 Minuten" zu hacken, hat er nun ein neues High-Tech-Hobby für sich entdeckt.

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Noch im Januar warf er dem Bitcoin-Projekt vor, seine User um Millionen von Dollar gebracht zu haben und überhaupt „zu komplex für den Durchschnittsmenschen" zu sein. Ein paar Monate später will er davon offenbar nichts mehr wissen und gibt nun bekannt, im großen Stil ins Geschäft mit dem Bitcoin-Mining einzusteigen. Beim Mining werden—vereinfacht gesagt—komplizierte Rechenoperationen ausgeführt, die das System der Krypto-Währung am Laufen halten und die gleichzeitig den Minern pro abgeschlossene Operation eine kleine Provision einbringen—ausgezahlt natürlich in Bitcoin.

Warum Bitcoin gerade durch die Decke geht und wie ihr das für euch nutzen könnt

McAfees Investmentunternehmen MGT Capital hat sich bereits einen Standort für sein Mining-Rechenzentrum im US-Bundesstaat Washington gesichert. Der entscheidende Standortfaktor für Miner ist dabei ein günstiger Strompreis—weshalb sich die größten Mining-Anlagen auch in China befinden. Aber auch Antivirus-Millionär McAfee steigt natürlich nicht planlos ein, sondern hat als Grundlage für sein Mining direkt mal ein Wasserkraftwerk erworben, um seine Computer mit dem vergleichsweise günstig erzeugten Strom am Laufen zu halten. Klar ist, dass er gigantische Mengen an Elektrizität gut gebrauchen kann, denn er will mit seiner Anlage die gigantische Rechenleistung von zwei PetaHash erreichen. Laut MGT Capital wird die Hydropower-Anlage schon vom 1. August 2016 an voll funktionsfähig sein und kann so erweitert werden, dass die Rechnerperformance auf bis auf 10 PetaHash aufdrehen kann. Zum Vergleich: McAfees US-Konkurrenz, die ebenfalls im Bundesstaat Washington ansässige Firma MegaBigPower, erreicht bisher „beinahe zwei PetaHash".

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Die Größe sowie die Energieeffizienz der Anlage könnten McAfees Firma als einen US-Marktführer im Bitcoin-Mining aufsteigen lassen. Das Unternehmen hofft insbesondere von neuartigen Prozessoren sowie dem „aktuellen Preisumfeld" der Krypto-Währung zu profitieren und erwartet laut eigenen Angaben „exzellente Gewinne".

Bitcoin-Mining ist nichts für Anfänger: Um eine Operation auf die Beine zu stellen, benötigt man Zeit, Geld und eine sorgfältige ausgearbeitete Strategie. Um den Anforderungen gewachsen zu sein, hat der Cyberpionier McAfee daher zwei der prominentesten Figuren der Bitcoin-Szene rekrutiert: Erik Voorhees, Gründer der Bitcoin-Glücksspiel-Seite Satoshi Dice, und Roger Ver, einer der ersten Investoren in die Bitcoin-Familie.

McAfee hatte bereits einen Probedurchlauf mit einer 100 TeraHash-Operation gestartet, um die Mining-Software zu testen. Anscheinend lief der Test so gut, dass man nun in größeren Dimensionen denkt: Mit der angepeilten Leistung von zehn PetaHash würde er mit einem Schlag auf einen Anteil von immerhin fast einem Prozent des Gesamtnetzwerkes kommen, das laut Blockchain.info derzeit um die 1400 PetaHash pendelt.

Satoshi Nakamato, der—bislang anonym gebliebene—Schöpfer des Bitcoin-Universums, hatte das Belohnungssystem eingeführt, um Netzwerke zu entlohnen, die erfolgreich Datenblöcke innerhalb der Bitcoin-Blockchain erstellen. Nakamato zufolge sei die Block-Belohnung der einzige Anreiz für Miner, Rechenleistung für die Bitcoin-Produktion zur Verfügung zu stellen. Das Entlohnungssystem ist genau wie die Deckelung auf 21 Millionen Bitcoin eine zentrale Bitcoin-Regel, die nur vom gesamten Netzwerk geändert werden kann.

Ob die Ankündigung McAfees, ins Bitcoin-Geschäft einzusteigen, zu einem günstigen Zeitpunkt kommt, lässt sich zumindest hinterfragen. Am 10. Juli findet das so genannte Bitcoin-Halving statt, das die Belohnung für Miner von 25 auf 12,5 Bitcoins halbiert. Das Halving soll den Wert der Kryptowährung stabilisieren; die Halbierung der Mining-Boni könnte somit etwas Ruhe in die virtuelle Geldschöpfungskette bringen. Doch ob der Preis von Bitcoin danach radikal steigt oder sinkt, wird sich erst noch zeigen müssen.