Wie riesig sind die größten Seeungeheuer wirklich?
Krake. Bild: Shutterstock

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Wie riesig sind die größten Seeungeheuer wirklich?

Wir übertreiben doch alle gerne mal ein bisschen...

„Der Fisch war SOOOO groß." Hobby-Angler überall auf der Welt sind besessen von der Länge ihrer Fänge und haben einen Hang zur Übertreibung—je größer, desto besser.

Doch nicht nur Angler haben einen wahren Fetisch für die monströsen Ausmaße von Meeresbewohnern—auch Wissenschaftler interessieren sich für rekordverdächtig große Fische. Eine Gruppe von Wissenschaftlern unter der Leitung von Craig McClain vom National Evolutionary Synthesis Center in North Carolina hat sich dem ewigen Rätsel nach der Größe von einigen sagenumwobenen und berühmten Meeresbewohnern angenommen. Mit ihrer in der Zeitschrift PeerJ veröffentlichten Studie wollen sie den Diskussionen um die spektakulären Kreaturen, die unsere Weltmeere hervorbringen, ein Ende setzen.

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In der Einleitung ihrer Studie gehen die Forscher explizit auf die Faszination großer Meereskreaturen ein, die sowohl Wissenschaft als auch Öffentlichkeit begeistern—und gleichzeitig auch zu Missverständnissen und überzogenen Darstellungen führt; „Die falschen Vorstellungen darüber, welche Größen die verschiedenen Spezies annehmen können sind in der wissenschaftlichen Literatur nicht weniger verbreitet als in der medialen Berichterstattung."

Die Studie listet die Ausmaße der größten bekannten Exemplare der extrem vielfältigen Biologie der Weltmeere auf und verzeichnet sie auch in einer schönen Graphik. Als längste Spezies wird in der Studie die Feuerqualle (Cyanea capillata) mit einer Gesamtlänge von 36,6 Metern anfgeführt, dicht gefolgt vom Blauwal mit 33 Metern Länge. Im Vergleich dazu erscheint die 12 Meter lange Riesenkrake schon fast mickrig.

Klickt auf das Bild, um es in voller Größe anzeigen zu lassen. Bild: Matthew Maxwell und Pablo Alvarez Vinagre, StudioAM

Natürlich ist es gleichermaßen unterhaltsam wie beängstigend, wilde Spekulationen über die monströsen Monster, die in den Tiefen der Meere lauern, anzustellen—doch sind exakte Messungen wichtige grundlegende Datenpunkte, die dabei helfen, diese faszinierenden, aber oft noch immer nicht vollständig erforschten Organismen und ihre biologische Rolle besser zu verstehen. Die Wissenschaftler interessierten sich deshalb auch dafür, herauszufinden, wie sehr die Größe der Tiere innerhalb einer Spezies variiert; sie weisen darauf hin, dass es die längsten Exemplare evoluitonär nicht zwangsläufig am leichtesten haben.

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Obwohl die Größen, die die Forscher in ihrer Studie anführen, um einiges genauer sind, als die wilden Zahlen, die teilweise online zirkulieren, ist es möglich, dass auch diese Werte nicht vollkommen korrekt sind. Für ihre Studie haben die Wissenschaftler eine ganze Reihe an Daten gesammelt: Sie haben Spezies in Museen nachgemessen, Fischereidaten und amtliche Berichte ausgewertet und sogar Verkäufe auf eBay verfolgt—online stießen sie beispielsweise auf ein Exemplar der größten Gastropoden-Spezies, einer Meeres-Schnecke mit dem wissenschaftlichen Namen Syrinx aruanus, gemeinhin auch als australische Trompetenschnecke bekannt. Sie war in einer alten britischen eBay Auktion mit einer Länge von 72,4 Zentimetern aufgelistet, die Wissenschaftler gaben ihr schließlich eine Länge von 72, 2 Zentimetern, da die Quelle für diese Angabe um einiges verlässlicher war.

Bei einigen besonderen Spezies war es jedoch trotz aller Nachforschungen schwierig, genaue Daten zu ermitteln; viele sind vom Aussterben bedroht, wodurch die Datenmenge sehr beschränkt ist. Für einige Spezies wie die Riesenkrake oder den Riemenfisch konnten die Forscher lediglich auf Abmessungen toter oder sterbender Tiere zurückgreifen, die jedoch höchstwahrscheinlich nicht repräsentativ für die gesunde Population sind.

In anderen Fällen sind die vorliegenden Daten nicht unbedingt 100-prozentig zuverlässig. Nehmen wir zum Beispiel die riesige Feuerqualle—die Messung von 36,6 Metern stammt aus einem Bericht von 1865, der sich eigentlich auch auf eine andere Spezies bezogen haben könnte. Die Autoren der Studie stehen dieser spektakulären Länge ebenfalls skeptisch gegenüber, da in dem ursprünglichen Bericht nicht genauer erklärt wird, wie die Maße genommen wurden.

Im Fokus der Studie haben also eindeutig die größten Exemplare der unterschiedlichen Spezies gestanden. Und doch betonen die Wissenschaftler in ihrem Fazit, dass diese Riesen eher die Ausnahme darstellen. Die überwiegende Mehrheit der Unterwasserwelt-Spezies ist klein und die durchschnittliche Länge einer Riesenkrake liegt beispielsweise bei lediglich 7,3 Metern.

In einem poetisch anmutenden Bekenntnis bilanzierten die Biologen in ihrer Studie dann auch: „Da wir uns auf die größten Spezies und die größten Exemplare konzentriert haben, mussten wir leider die Mehrzahl der Ozean-Bewohner vernachlässigen."