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Humorfreier Befehl von Stromberg: Adblocker ausschalten!

Pro Sieben-Star Bernd Stromberg ermahnt Werbemuffel, dass sie die Finanzierung neuer Inhalte gefährden. Bekannt unangenehm, doch diesmal ohne Witz.
​Screenshot ​Youtube

Stromberg macht Druck. Doch diesmal nicht Ernie, Bert und dem Rest der Capitol Versicherung sondern dir, du böser Adblocker-Nutzer. Seit gestern wird jedem, der Werbung auf seinem Rechner unterdrücken lässt, auf den Webseiten von Pro Sieben, Sat 1, Sixx und Kabel Eins vor der Anzeige des gewünschten Videos erstmal der Anti-Spot serviert. Offiziell nennt sich die Maßnahme AdUcate-Kampagne. Zielgruppe: schwer erziehbare Internetnutzer.

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Thomas Port, Digitalchef bei Seven One Media, steht auf Kriegsfuß mit Werbeunterdrückern. Seine Argumentation: Adblock-Unternehmen bohren am Lebensnerv der Digitalbranche, denn sie seien „hochgradig unseriös", „verlogen", „mafiös" und „erpresserisch".

„Ein Viertel der User großer Nachrichtenportale setzt Adblocker ein, bei Technik-Portalen liegt der Anteil deutlich höher und bei Gaming-Seiten schalten sogar 50 Prozent der Nutzer die Werbung ab. Der deutschen Online-Wirtschaft gingen so 750 Millionen Euro verloren," so Port in seiner Horizont-Kolumne. Dieses Geld sollte in Redaktionen und die Weiterentwicklung digitaler Geschäftsmodelle investiert werden, um weiterhin hochwertige Inhalte produzieren zu können.

Diese Aussagen sind aus seiner Sicht heraus durchaus verständlich. Und die Finanzierungsfrage von Web-Inhalten, für die Nutzer weder Rundfunkgebühren zahlen, noch Werbung glotzen wollen, läuft auch weiterhin als eine fortwährende, kaum zu klärende aber dringende Debatte. Etwas eindeutiger ist immerhin, dass für die Online-Zweitverwertung der Pro Sieben und Sat 1 Videos, denen jetzt Stromberg vorgeschaltet wird, wohl kaum extra Mitarbeiter in der Maske und hinter der Kamera beschäftigt wurden.

Ende Mai startet Phase 2 der Kampagne und wer bis dahin seinen Adblocker nicht deaktiviert hat, wird bestraft: TV-Inhalte werden auf den Sender-Webseiten dann nur noch in verringerter Größe angezeigt, der Wechsel in die Vollbildansicht ist nicht mehr möglich.

„Werbeverweigerung bedroht auf lange Sicht den Content und viele Arbeitsplätze. Das müssen wir den Nutzern bewusst machen." Eine Phrase, die unserer Gesellschaft mit dem Claim „Werbeverweigerer" eine ganz neue Minderheitengruppe hinzufügt.

Ich wusste nach dem Spot nicht so recht, wie ich reagieren sollte. Klar, Stromberg ist generell auf eine eher unangenehme Art lustig, aber dieser Spot ist einfach nur unangenehm. Vielleicht ist es auch nur mein persönliches küchenpsychologisches Wunschdenken, doch es scheint mir, als wäre selbst Christoph Maria Herbst die Instrumentalisierung zur Werbepolizei nicht ganz geheuer.

Wie wäre es eigentlich mit der offiziellen Einführung von Schleichwerbung als Lösung des Problems? Damit hätte man das Verweigerungsproblem durch fehlende Blocker gelöst und befände sich gleich ganz auf der Linie der neuesten Generation von Web-Stars wie Y-Titty.