FYI.

This story is over 5 years old.

Tech

Zukunft der Woche: Lätzchen-Tische, Tomaten-Autos und Saurons Auge

In unserer neuen Rubrik berichten wir ab jetzt jeden Freitag über die wahnwitzigen und überraschenden Entdeckungen, die es uns in der vergangenen Woche besonders angetan haben.
Der Napkin Table
Das praktische Ablage-Accessoire für ein Picknick zu zweit: Napkin Table. | Bildausschnitt. Mit freundlicher Genehmigung von Michael Jan.

Willkommen zu unserer neuen Rubrik „Zukunft der Woche." Hier berichten wir ab jetzt jeden Freitag Nachmittag über einige der überraschenden, überflüssigen und wahnwitzig originellen Entwicklungen, die uns in den vergangenen sieben Tagen begeistert haben, und die ihr dieses Wochenende auf jeden Fall in euren sommerlichen Smalltalk einbinden solltet. Bitteschön:

Der Lätzchen-Tisch

1402651432678176

Fröhliches Dinner mit Napkin Table. Foto: Michael Jan | Mit freundlicher Genehmigung.

Beginnen wir mit einem Fundstück mit mittelmäßigem Futurismus-Potential, dafür aber einem großen PLUS an Kreativität und gutem Willen: Der Servietten-Tisch alias Napkin-Table. Wahlweise fungiert dieser als Picknicktisch und Zwangsfreundschaftsjacke und wurde von dem Industriedesign-Studenten Michael Jan von der taiwanesischen Tunghai Universität entwickelt.

Anzeige

Die Intention hinter dem Servietten-Tisch beschreibt Michael Jan als Gegenbewegung zu den Auswirkungen moderner Technologie. „Die Kommunikationstechnik sollte uns enger mit den anderen zusammen bringen, doch es scheint so als würden wir uns gar nicht mehr kennen, wenn wir uns beim Essen am Tisch gegenüber sitzen. Der Grund dafür ist, dass wir die Kommunikation falsch einsetzen." Diese Maßnahme für mehr „echtes" Sozial-Leben klingt zumindest zwingender als das verlogen-virale YouTube-Video „Look Up."

Der Wearable-Tisch soll uns wieder bewusster in Kontakt mit dem Essen und dem Gegenüber bringen: „Lasst uns die Technologie kurz zur Seite legen und uns ein gemeinsames Essen zu zweit genießen.", so Michael Jan in seiner Beschreibung des Experiments.

Die wunderbare Welt der Serviettentechnik zeigt dieses kleine Video. Guten Appetit!

Tomaten-Autos

1402653707902569

Bild: Pixabay | Lizenz: CC0 1.0

Die Kooperation, die Heinz Ketchup und Ford in dieser Woche verkündet haben, klingt wie eine Partnerschaft aus Absurdistan. Jedes Jahr verbraucht Heinz Millionen Tonnen Tomatensaft für die Herstellung von Ketchup, Soßen und Suppen. Doch was passiert mit den Überresten, den Schalen, Samen und Stielen, der schmackhaften Nachtschattengewächse?

Seltsamerweise hatte gerade Ford die geniale Idee, den Kompost in Bioplastik umzuwandeln, um diesen für die Inneineinrichtung seiner Autos zu verwenden. Auch wenn das Projekt noch in der Machbarkeitsprüfung steckt, trägt es gleichermaßen zur Eindämmung der Nahrungsabfälle sowie der Verkleinerung des ökologischen Fußabdrucks der Autofirma bei, denn das Tomatenplastik reduziert das Gewicht der Fahrzeuge und verbessert somit den Spritverbrauch. Und wenn das Auto alt und klapprig ist, kannst du es möglicherweise sogar kompostieren.

Anzeige

Ford wirbt übrigens mit dem Slogan: You Say Tomato — We Say Tom-Auto! Da ist zumindest für die Marketing-Zukunft noch Luft nach oben.

Magnetkühlung ohne Gift

Unsere Kühlschränke funktionieren nach einem sehr alten Verfahren, dem sogenannten Dampf-Kompressions-Verfahren, das erstmals 1820 vom britischen Wissenschaftler Michael Faraday genutzt wurde. Funktioniert gut, nur leider sind die Stoffe, die dabei in unseren Kühlschränken verwendet werden wahlweise gesundheits- und/oder klimaschädlich.

Forscher von der Université de Sherbrooke in Quebec, Canada, haben nun eine vielversprechende Entdeckung gemacht, die uns schon bald Kühlschränke bringen könnte, die nicht mit Dämpfen sondern mit Magnetfeldern kühlen.

Die Idee, magnetische Felder zum Kühlen zu verwenden, ist nicht neu. Dabei wird die Eigenschaft von ferromagnetischen Materialien genutzt, so dass sie sich aufheizen, wenn sie in ein Magnetfeld geschoben werden. Im Feld kühlen sie dann wieder auf Raumtemperatur ab, und wenn sie aus einem Magnetfeld gezogen werden, kühlen sie schließlich noch weiter herunter.

Dieser sogenannte magnetocalorische Effekt ist jedoch normalerweise zu schwach, um etwas damit anzufangen. Doch Mohamed Bali und seine Kollegen von der Université Sherbrooke haben nun entdeckt, dass ein Material mit der chemischen Formel HoMn2O5 (aus den Metallen Holmium und Mangan) einen solchen ausreichend starken magnetocalorischen Effekt erzeugen kann, wenn du es in einem Magnetfeld hin- und her drehst.

Anzeige

Weder der Name der Formel, noch die Erklärung mögen dir perfekt Small-Talk-tauglich vorkommen (und ich habe sogar schon versucht, mich kurz zu halten). Im Zweifel merkst du dir einfach, dass wir vielleicht schon bald tatsächlich ein Material haben, dass mit geringem Energieverbrauch und ganz ohne schädliche Gase deinen Dosenbier-Kühler befeuen könnte.

Saurons Auge

1402583000071146
Saurons Auge, das bei Astronomen unter dem Pseudonym Formalhaut B bekannt ist. Bild: NASA/ Hubble, Wikipedia | Public Domain

Allein durch die Nutzung einer neuen Technik nimmt die Untersuchung des Vorherigen gelegentlich eine völlig neue Gestalt an. So geschehen als ein neues Teleskop feststellte, dass eines der romantischen Lichter an unserem Nachthimmel ein exaktes Gegenstück zu Saurons Auge ist. Das sogenannte Spectro-Polarimetric High-Contrast Exoplanet Research Instrument kurz SPHERE entdeckte das Flammenauge des bösen Zaubereres aus der Herr der Ringe-Saga.

Die Idee hinter der neuen Generation von Teleskopen und Kameras wie SPHERE ist es, Planeten in der Nachbarschaft anderer Sterne zu zeigen. Das wurde zwar schon gemacht, jedoch ist die Qualität der älteren Aufnahmen nicht vergleichbar mit den exakten Abbildungen, die das SPHERE schießen kann. Die wichtigste Besonderheit ist der Choronograph, eine Art Scheibe, mit der das Licht des Sternes abgelenkt wird, so dass der Planet nicht in den Blendeffekten verloren geht.

Tesla gibt Patente über Elektroautos frei

Elan Musk ist bekanntermaßen für die eher ungewöhnlichen Business-Moves zuständig. Mal motzt er öffentlich die NASA an, dass ihre Astronauten gefälligst in seine wesentlich günstigeren Raumschiffe umsteigen sollen, dann plant er mit seiner Hyperloop eine 35-minütige Verbindung zwischen L.A. und San Francisco einzurichten.

Am Donnerstag hat Musk nun verkündet alle Patente für sein hochgelobtes Elektroauto Tesla der Öffentlichkeit zu übergeben. Jeder Bastler oder Konkurrent darf ab sofort mit der Technologie arbeiten, ohne dass Tesla ihn dafür verklagen wird. In einem Blog Post hat Musk erklärt, als Ode an die Open-Source-Bewegung zu handeln, und um endlich zur globalen Verbreitung von umweltschonenderen Elektroautos beizutragen.

Gleichzeitig ist der Schritt nicht ohne Eigeninteresse. Musk hofft nicht nur, dass die Konkurrenz sein Geschäft belebt, sondern dass sie auch für eine einheitliche Entwicklung von Batteriestandards sorgt, die für das Unternehmen sonst immer noch unbezahlbar teuer ist. The Verge beschreibt die Aktion nach einem Investoren-Call passend als hochriskantes, aber möglicherweise auch extrem lukratives Glücksspiel.

Vielleicht werden also schon bald tatsächlich mehr Elektroautos auf unseren Straßen fahren als wir es für möglich gehalten hätten. Für Tesla könnte ihr aktueller kleiner technischer Vorsprung, aber auch mit einem Mal verschwunden sein, und die Zukunft der Automobilität würde plötzlich ohne die E-Auto-Pioniere und neuentdeckten Open-Source-Freunde stattfinden.