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Gamer findet uralten Starcraft-Quellcode und wird mit Geschenken überhäuft

Von reddit gibt's keinen guten Rat, aber Blizzard reagiert auf den seltenen Fund überraschend freigiebig und zeigt mit Swag und Liebe: Ehrlichkeit lohnt sich doch.
Bild: Khemist49, imgur

"Diese CD treibt mich noch in den Wahnsinn", lässt Reddit-Nutzer Khemist49 den angestauten Frust der vergangenen Tage ab. Seit er seinen wertvollen Fund mit anderen Nutzern der Plattform geteilt hatte, musste er einiges über sich ergehen lassen: Beleidigungen, Drohungen und dubiose Geldangebote hatte der Fund des Gaming-Schatzes zur Folge. Vermutlich geschult von zahllosen moralischen Dilemmata in Rollenspielen entschied sich der Gamer aber für die rechtschaffend gute Paragon-Option – und wurde für seine Standhaftigkeit angemessen belohnt.

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Wenige Tage zuvor entschied sich Khemist49 dazu, die Reddit-Community um Rat zu fragen. Er habe eine Quellcode-CD der Goldmaster-Version [die finale Version eines Spiels, anhand der im Presswerk die Verkaufsexemplare erstellt werden] des PC-Klassikers Starcraft von 1998 gefunden, wisse jedoch nicht, was er damit tun solle. Kein Wunder, war die Existenz der Disc bis dahin ebenso wenig bekannt wie ihr möglicher Inhalt, der im besten Fall gar aus einer alternativen Version des Spiels bestehen könnte. Schnell zeichnete sich jedoch ab: Die Nutzer des Messageboards waren keine große Hilfe, ganz im Gegenteil – in ihrer Uneinigkeit machten sie es dem Finder nur noch schwerer.

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Bereits wenige Stunden nach dem Erstellen des Threads stapelten sich die Vorschläge der Community, wie denn nun am besten mit dem wertvollen Datenträger verfahren werden sollte. Aus Gründen der Datenkonservierung müsse die Disc ausgelesen und frei zugänglich ins Netz gestellt werden, forderten die einen. Andere wiederum machten unmissverständlich klar, wie wenig sie von dieser Idee hielten und drohten Khemist49 sogar, ihn bei Entwickler Blizzard anzuschwärzen, sollte er die Goldmaster-CD nicht freiwillig einschicken. Auch Geld wurde ihm für seinen Fund geboten (in welcher Höhe sich die Summen bewegten, behielt er aber für sich), der aus einer Kiste mit "Blizzard-Kram" stammt, die er bei Ebay gekauft habe.

Neben Reddit hätte er sein Problem auch in anderen Foren geschildert, so der verunsicherte Gamer. Nach einigen Tagen aber vergrößerte sich sein Dilemma drastisch: In einem Anruf baten Blizzards Anwälte höflich um die Disc, da sie "geistiges Eigentum und Geschäftsgeheimnisse" beinhalte. Das Telefonat hatte Eindruck hinterlassen und schließlich entschied sich Khemist49 dazu, kein Risiko einzugehen – sein Fundstück kehrte zum vermeintlich rechtmäßigen Besitzer zurück.

Für den Gamer war dieser lästige Vorfall damit Geschichte, nicht allerdings für Blizzard. Als Dank für sein Handeln schenkte ihm das Studio eine Version des aktuellen Spiels Overwatch sowie eine Gutschrift in Höhe von 250 US-Dollar für den Online-Store des Entwicklers. Wenig später erhielt er zudem einen weiteren Anruf, diesmal jedoch mit erfreulicheren Nachrichten: Ob er schon mal von der Blizzcon [eine jährliche Messe des Entwicklers] gehörte habe, wollte die Person am anderen Ende der Leitung erfahren, um ihn kurz darauf zur diesjährigen Veranstaltung einzuladen – natürlich nicht, ohne alle Kosten zu übernehmen. Außerdem würde man den ehrlichen Gamer "gern auf ein paar Drinks einladen". Der Anrufer verabschiedete sich mit der Ankündigung, in Kürze noch ein weiteres Dankeschön-Paket abzuschicken. Wenige Tage später öffnete Khemist49 diese Geschenkbox:

Bild: Khemist49, imgur

Gegenüber dem Gaming-Magazin Kotaku bestätigte das Unternehmen die Aktion. "Wir wollten dem Spieler den angemessenen Respekt dafür zollen, die richtige Entscheidung getroffen zu haben – nicht nur im Namen von Blizzard, sondern einer riesigen und aktiven Community an Gamern, die Starcraft bis heute verehrt." Was nun mit der CD geschieht – ob der Gaming-Community für etwas PC-Zubehör und einen Messebesuch womöglich die einmalige Gelegenheit entgangen ist, Einblick in den Quellcode eines der wichtigsten Spiele der Gaming-Geschichte zu erhalten –, darüber hüllt sich der Entwickler in Schweigen. Doch das ist ohnehin nicht mehr das Problem von Khemist49.