FYI.

This story is over 5 years old.

Tech

Glücksrad-Genie hat den Lauf seines Lebens

Und die umtriebige Glücksrad-Expertencommunity dreht seit Tagen am Rad.
Bild: Screenshot Buy a vowel

Schon seit er 19 war, wollte Robert aus dem 200-Seelen-Nest Yorktown in Virginia einmal bei der US-Ausgabe des Glücksrads mitmachen. Viele Jahre nachdem er mit schwitzigen Händen zur Vorsprache im mobilen Castingmobil „Wheelmobile" pilgerte, war es vergangene Woche endlich soweit.

Und man kann es nicht anders ausdrücken: Robert hatte einen extremen Lauf, der seinen Konkurrenten nicht den Hauch einer Chance ließ. Richtig, richtig, schon wieder richtig—mit seinen Lösungsvorschlägen nach wenigen umgedrehten Buchstaben zerstörte er seine Mitspieler so gnadenlos, dass der leicht genervte Moderator ihn in einer Drehpause sogar um etwas Zurückhaltung bat („Das war toll, Robert, aber jetzt müssen wir auch mal jemand anderen spielen lassen, OK?")

Anzeige

Aber seht selbst in diesem Video, wie er die Buzzertaste im Anschlag hat, sich rührend linkisch über erfolgreiche Lösungen freut und sich nach jeder Runde selbst applaudiert:

Wie hat er das nur gemacht? Die Glücksrad-Szene jedenfalls, die es selbstverständlich auch online gibt, dreht seit Tagen ob Roberts Siegeszug am Rad; sogar etwas Twitter-Hass musste er angesichts seines erbarmungslosen Abräum-Modus einstecken. Das dürfte Robert aber nicht jucken—er ist jetzt nämlich reich und hat sich seinen Traum erfüllt. Als guter Gewinner verriet er aber auch noch das Geheimnis seines Erfolgs im Experten-Forum „Buy a vowel" en Detail.

Und so nerdete sich Robert zum Sieg: In einem ersten Schritt kreiste er das Thema der Sendung durch ein Brainstorming am Computer ein. Da diese Ausgabe der Show von einem Kreuzfahrtunternehmen gesponsert wurde, schrieb er in ein Word-Dokument alles, was ihm zum Themenkomplex Marine, Wasser, Segeln, Reisen einfiel. Das sollte sich als sehr clever erweisen, denn tatsächlich bekam er als Ratebegriff „Port & Starboard " vorgesetzt und konnte, da er diesen Begriff noch im Gedächtnis abgespeichert hatte, instinktiv punkten.

Im zweiten Schritt seiner akribischen Vorbereitung stürzte sich Robert in die Archive: „Dann habe ich einen ausführlichen Glücksrad-Episonenguide besucht, dort mit Ctrl+F nach „Kreuzfahrt", „Schiff" und „Meer" gesucht und mir alle Daten notiert. Dann habe ich ins Kompendium gewechselt und mir alle thematischen Rätsel aus diesen Wochen herausgeschrieben, mit kleinen Sternchen markiert, damit ich sehen konnte, dass sie schon mal in der Show vorkamen. Und schließlich habe ich die Liste alphabetisch und nach Kategorien geordnet."

Anzeige

Außerdem hatte Robert auf dem Sofa schon mit einem nicht näher genannten Gegenstand trainiert, den Buzzer möglichst schnell zu drücken. „Meine Reflexe am Buzzer sieht man wirklich in der gesamten Episode", urteilt der Experte über seinen Auftritt; übt sich aber auch in Selbstkritik: „Mann, sehe ich dumm aus, wie ich da auf- und abhüpfe! Und meine Stimme… ugh! ich hasse meine Stimme sowieso und wollte sie eigentlich ein bisschen tiefer machen, aber ich glaube, während des Spiels habe ich das ganz vergessen."

Zudem, erzählt Robert, habe er Fingerspitzengefühl beim Raddrehen bewiesen. Zwar gibt er zu, dass selbst er nicht auf ein bestimmtes Feld zielen könne, er habe aber bei jeder Umdrehung zumindest ein bisschen mehr oder weniger Schwung in seinen Arm gelegt, um nicht auf das Bankrott-Feld zu kommen.

Nicht zuletzt half auch das Glück ein bisschen nach, wie Robert in seinem Sekundenprotokoll in mitreißender Gegenwartsform schildert: „Weil ich bei Blau stehe, bin ich am nächsten zur Crew. Ich bemerke, dass da ein Bühnenassistent namens Robert steht, der die Moderationskarten in der Hand hält, die [Moderator] Patricks in der nächsten Runde nutzen wird. So habe ich einen Vorsprung, weil ich vorher weiß, welche Kategorie in der nächsten Runde drankommt, bevor die Kameras angeschaltet werden", schreibt Robert. Bei der Kategorie Fun & Games erwartete Robert so zum Beispiel eine Aktivität, die auf -ing endete und er entschied sich strategisch für ein N, um seine Theorie zu testen.

Mit insgesamt 76.000 US-Dollar und zwei gewonnen Kreuzfahrten verließ er den Saal letztlich nach ein paar lustigen Freudensprüngen und einem nur leicht verkorksten High Five mit dem Show-Assistent. Dem Lokalmagazin Tapinto erzählte er anschließend in seinem ersten Interview, was er mit den Preisen anstellen wolle: „Vor allem meinen Studienkredit zurückzahlen und mein eigenes Auto kaufen oder leasen".

Nach dieser Erfahrung war ihm der Respekt der Glücksspielcommunity sicher, auch wenn es einige Neider auf Twitter gab, die angesichts seines durchschlagenden Erfolges skeptisch wurden und Betrug witterten. Nur ein einziges Wort in der ganzen Sendung konnte der hauptberufliche Informatiker Robert partout nicht erraten: „HOMEPAGE".